Streamingriese Netflix übertrifft erneut die Erwartungen, hebt die Jahresprognose an und liefert starke Margen – doch der Markt reagiert zurückhaltend. Eine Kaufchance?

Netflix hat im zweiten Quartal 2025 ein beeindruckendes Zahlenwerk präsentiert. Der Umsatz kletterte um 16 Prozent auf 11,08 Milliarden Dollar – minimal über dem Analystenkonsens von 11,07 Milliarden (LSEG). 

Auch beim Gewinn überzeugte der Streaming-Riese: Der Nettogewinn lag mit 3,13 Milliarden Dollar deutlich über dem Vorjahreswert (2,15 Milliarden Dollar), was einem Gewinn je Aktie von 7,19 Dollar entspricht – ebenfalls über den Erwartungen. Und dennoch: Die Aktie, die vor wenigen Wochen ein Allzeithoch von 1.341 Dollar erreichte, fiel nachbörslich um 2 Prozent auf 1250 Dollar zurück.

Starkes zweistelliges  Wachstum – mit Rückenwind durch schwachen Dollar

Der Turnaround bei Netflix scheint damit endgültig vollzogen. Nach Jahren des Wachstumsplateaus zeigt der Streaming-Pionier wieder Dynamik und Effizienz. Die operative Marge lag im zweiten Quartal bei beeindruckenden 34,1 Prozent, sieben Prozentpunkte über dem Vorjahr und drei über dem Vorquartal. 

Ein zentraler Treiber war der schwache Dollar: Der Währungsrückenwind spielte dem international stark aufgestellten Unternehmen in die Karten und war maßgeblich für den kleinen Vorsprung gegenüber den eigenen Prognosen verantwortlich. Netflix selbst verweist in seinem Shareholder Letter auf „gesunde Mitgliederentwicklung, steigende Werbeerlöse und positive F/X-Effekte“.

Jahresprognose angehoben – doch Gegenwind erwartet

Auf Basis der positiven Entwicklung im zweiten Quartal hebt Netflix nun seine Jahresumsatzprognose an: Statt 43,5 bis 44,5 Milliarden Dollar rechnet der Konzern jetzt mit 44,8 bis 45,2 Milliarden – das entspricht einem Plus von bis zu 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch die operative Marge für 2025 wird leicht erhöht – auf 29,5 Prozent (währungsneutral). 

Doch es gibt auch mahnende Töne: Für das zweite Halbjahr erwartet Netflix niedrigere Margen aufgrund höherer Content-Kosten und steigender Marketingausgaben. Das Q3-Ziel liegt bei einer Marge von 31 Prozent – noch immer solide, aber unter dem aktuellen Niveau.

Keine Abozahlen mehr – volle Konzentration auf Umsatz und Marge

Auffällig ist: Bereits zum zweiten Mal in Folge verzichtet Netflix auf die Veröffentlichung von Abonnentenzahlen. Die Message ist klar: Das Unternehmen misst sich nicht mehr am alten KPI „Subscriber Count“, sondern an klassischen, profitabilitätsorientierten Finanzkennzahlen. 

Dabei bleibt das Mitgliederwachstum intakt – wenn auch nicht konkret quantifiziert. Besonders hebt Netflix das starke Abschneiden in allen Weltregionen mit zweistelligen währungsbereinigten Wachstumsraten hervor – in Nordamerika beschleunigte sich das Umsatzplus auf 15 Prozent (nach 9 Prozent im Vorquartal).

Netflix hat erneut geliefert – doch Erwartungen sind inzwischen hoch

Netflix beweist im zweiten Quartal 2025 eindrucksvoll, dass anhaltendes Wachstum im überfüllten Streaming-Markt und Profitabilität kein Widerspruch sein müssen. Mit Margen auf Rekordniveau, steigenden Werbeumsätzen und international erfolgreichen Eigenproduktionen zeigt sich der Streamingriese gut aufgestellt. 

Dennoch bleibt der Ausblick differenziert: Das starke zweite Halbjahr erfordert hohe Investitionen, was die Marge kurzfristig belasten dürfte. Für Anleger heißt das: Die Netflix-Story bleibt intakt, ist aber teuer bewertet (KGV 47). Wachstum, das im Kurs bereits eingepreist ist, muss auch geliefert werden.

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Netflix (WKN: 552484)