Für die Dividenden in Europa ist das 3. Quartal ein eher ruhiger Zeitraum. Sie fielen auf bereinigter Basis um 26,8 Prozent - deutlich weniger als im 2. Quartal (-36,9 Prozent), was hauptsächlich auf eine günstigere Zusammensetzung nach Branchen zurückzuführen ist In Frankreich, Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden holten Unternehmen Ausschüttungen nach, die sie früher im Jahr ausgesetzt hatten; allerdings zahlten sie in vielen Fällen weniger als ursprünglich beabsichtigt
In Deutschland zahlten Vonovia und RWE zuvor gestrichene Ausschüttungen und nahmen zudem Erhöhungen vor. Allerdings reichte dies nicht aus, um Daimlers Dividendenkürzung um 70 Prozent zu kompensieren. Insgesamt sanken die Dividenden in Deutschland auf bereinigter Basis um 36,5 Prozent, nach einem Rückgang um 9,8 Prozent im 2. Quartal. Dennoch steht heute schon fest, dass Deutschland in diesem Jahr zu den größten Dividendenzahlern in Europa gehören wird. Das gilt besonders, nachdem Volkswagen seine Dividende im Oktober mit fünf Monaten Verspätung in voller Höhe gezahlt hat. Wesentliche Gründe für die deutsche "Resilienz" sind der Mangel an dividendenzahlenden Großbanken sowie der Umstand, dass Deutschland die Pandemie vergleichsweise gut unter Kontrolle hat.
Mit dem Thema Dividenden hat sich auch die Norddeutsche Landesbank (NordLB) in einer aktuellen Ausarbeitung beschäftigt. Darin geht es konkret um die Dividendenaussichten der 30 DAX-Vertreter für das laufende und für das kommende Geschäftsjahr. Vor allem Coronavirus-bedingt haben die Analysten bei ihren Prognosen seit September einige Anpassungen vorgenommen. Wir berichten, wie die neuen Schätzungen zu den 30 DAX-Mitgliedern nun aussehen und bei welchen acht DAX-Aktien die NordLB auch mit Blick auf die Dividenden zum Kauf rät.
Die neuen DAX-Dividendenschätzungen im Überblick
Wie bereits angedeutet betrachtet Autor Wolfgang Donie in einer aktuellen Studie die Entwicklung der Dividenden der deutschen Standardwerte (DAX) für die Geschäftsjahre 2020e und 2021e. Wie es darin heißt, hat man seit der letzten Betrachtung im September 2020, in der sich bereits beachtliche COVID-19-Auswirkungen zeigten, die Dividendenschätzungen in einer Vielzahl von Fällen weiter angepasst. Für die in 2021 zur Auszahlung kommenden Dividenden für das laufende Geschäftsjahr 2020 wurden die Erwartungen in neun Fällen gesenkt und in fünf Fällen erhöht.
Wie der Tabelle zu entnehmen ist, gab es Senkungen bei BASF, Bayer, Continental, Deutsche Post, Infineon, Linde, Siemens, Volkswagen und Vonovia. Nach oben ging es mit den Ausschüttungsprognosen dagegen bei BMW, Daimler, HeidelbergCement, Henkel, Merck KGaA
Veränderung der NordLB-Dividendenschätzungen 2020e gegenüber September 2020
NordLB-Dividendenprognosen versus Analystenkonsens
Die nächsten beiden Tabellen vergleichen im ersten Fall die Dividendenschätzungen der NordLB für das Geschäftsjahr 2020 mit den aktuellen Analystenkonsensprognosen nach Refinitiv. Es zeigt sich laut Donie nach wie vor ein etwas konservativeres Bild der hauseigenen Schätzungen. Pandemie-bedingt bleiben die Abweichungen aber bei einigen Unternehmen erhöht.
Im zweiten Fall stehen sich die Dividendenschätzungen der NordLB für das Geschäftsjahr 2021 (Auszahlung in 2022) mit jenen der aktuellen Konsensschätzungen gegenüber. Demnach gehen sowohl die NordLB als auch die anderen Analysten im Schnitt davon aus, dass die Ausschüttungen für das Jahr 2021 gegenüber 2020 wieder zulegen werden.
SAP-Aktie
Zu den acht DAX-Dividenden-Kauftipps der NordLB zählt unter anderem SAP. Allerdings ist zu dem Softwarekonzern zu konstatieren, dass man im Oktober das Kursziel von 128,00 Euro auf 115,00 Euro gesenkt hat, gleichzeitig eine bestehende Kaufempfehlung aber bestätigte. Gemessen am aktuellen Kurs von 98,68 Euro lässt das theoretisch Raum für einen Anstieg von 16,5 Prozent.
Auslöser für die Anpassung waren damals die vorgelegten neuen Quartalszahlen. Wie es dazu hieß, hätten die Drittquartalsergebnisse und der reduzierte Ausblick für das Gesamtjahr 2020 nicht gerade für Begeisterungsstürme gesorgt, der neue Mittelfristausblick habe aber sogar einen wahren Kursrutsch ausgelöst. Schließlich habe dieser faktisch die Investitionsphase verlängert und die "Erntephase" zeitlich nach hinten verschoben.
Trotzdem hält die NordLB aber den beschleunigten Umstieg auf die Cloud angesichts des durch das Coronavirus verstärkten Digitalisierungstrends für richtig. Wachstum und Marktanteile sollten aktuell Priorität haben.
Die Dividendenschätzung für 2020 hat die NordLB mit 1,70 Euro unverändert gelassen. Für 2021 rechnet man unverändert mit einer Zahlung von ebenfalls 1,70 Euro je Anteilsschein. Aktuell ergibt sich daraus eine Dividendenrendite von 1,72 Prozent.
Den Gewinn je Aktie sieht die NordLB für 2020 bei 4,55 Euro und für 2021 bei 3,92 Euro. Für das laufende und für das kommende Jahr errechnen sich daraus geschätzte KGVs von 21,7 bzw. von 25,2.
FMC-Aktie
Ebenfalls zu den DAX-Dividenden-Kauftipps der NordLB gehören Fresenius Medical Care (FMC). Bei dem Anbieter von Dialyseprodukten und Dialysedienstleistungen bestätigten die zuständigen Analysten zuletzt trotz der Unsicherheiten aufgrund der noch nicht absehbaren Folgen des Coronavirus die Kaufempfehlung bei einem unveränderten Kursziel von 82,00 Euro. Gemessen am aktuellen Kurs von 69,94 Euro bedeutet das theoretisch 17,2 Prozent Luft nach oben.
Zu den zuletzt vorgelegten Ergebnissen sagte die NordLB, FMC habe trotz der Covid-19-Pandemie in den ersten neun Monaten 2020 auf der Basis eines fortgesetzten organischen Wachstums einen erfreulichen Geschäftsverlauf aufgewiesen. Trotz des unverändert schwierigen Umfelds sei abermals der bereits vor einem Jahr ausgegebene Ausblick auf das Geschäftsjahr 2020 bestätigt worden. Damit habe das Management erneut die angekündigte Wachstumsbeschleunigung im Vergleich zum Vorjahr untermauert.
Den Gewinn je Aktie taxiert man für 2020 auf 4,36 Euro und für 2021 auf 4,70 Euro. Auf letztgenannter Basis ergibt sich somit ein geschätztes KGV von 14,9. Die Schätzung für die Dividende für das laufende Geschäftsjahr beträgt 1,25 Euro und für das kommende Geschäftsjahr 1,35 Euro je Aktie. Daraus ergeben sich Dividendenrenditen von 1,79 Prozent und 1,93 Prozent.
Fresenius-Aktie
Das Medizintechnik- und Gesundheitsunternehmen Fresenius ist ebenfalls ein Baustein der DAX-Dividenden-Kauftipps der NordLB. Nach der Vorlage der jüngsten Geschäftszahlen hat man das Anlageurteil von Halten auf Kaufen angehoben und das Kursziel unverändert bei 40,00 Euro belassen. Aktuell notiert der Titel bei 37,66 Euro, was um 6,2 Prozent unter der genannten Zielvorgabe liegt.
Vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie habe Fresenius auch im dritten Quartal eine robuste Entwicklung aufgewiesen, so das Urteil. Das Management erwarte unverändert eine Erholung des Geschäfts mit einer ansteigenden Profitabilität auch im letzten Quartal des Geschäftsjahres 2020 und habe die Ziele für das Gesamtjahr bestätigt. Auch die Zuversicht für weiteres Wachstum in den kommenden Jahren sei erneuert worden.
Zwar sorgten der Verlauf der Coronavirus-Pandemie und deren wirtschaftlichen Folgen unverändert für Unsicherheit hinsichtlich der Geschäftsentwicklung nicht nur in diesem Jahr. Doch sind die bestehenden Risiken nach Ansicht der NordLB bereits deutlich im aktuellen Aktienkurs eingepreist.
Die Schätzung für den Gewinn je Aktie beträgt 3,40 Euro für 2020 und 3,67 Euro für 2021. Auf letztgenannter Basis bedeutet das ein geschätztes KGV von 10,3. Bei der Dividende kalkuliert man für das laufende Geschäftsjahr mit einer Zahlung von 0,84 Euro je Aktie und für das kommende Geschäftsjahr mit 0,90 Euro. Das wäre gleichbedeutend mit Dividendenrenditen von 2,23 Prozent und 2,39 Prozent.
RWE-Aktie
Unter den DAX-Dividenden-Kauftipps der NordLB ist auch RWE zu finden. Wie es von Seiten der zuständigen Analysten heißt, wies der Versorger trotz der Coronavirus-Krise auch in den ersten neun Monaten 2020 einen erfreulichen Geschäftsverlauf auf.
Dabei habe der Energiekonzern insbesondere von guten Witterungs- und Windverhältnissen sowie neuen Erzeugungskapazitäten profitiert. Die Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf die diesjährige Ertragslage werden als nur gering eingestuft. Die Prognose für 2020 sei bestätigt worden, wobei nun zum Teil mit dem Erreichen des oberen Bereiches der Prognosespanne gerechnet werde.
Von 2020 bis 2022 strebe RWE ein jährliches Wachstum bei den Ergebniskennzahlen von sieben bis zehn Prozent an. Dabei wolle der Energiekonzern insbesondere seine Position im Bereich der Erneuerbaren Energien ausbauen.
Aufgrund der EON-Transaktion profitiert RWE von der Verbesserung der Eigenkapital- und Vermögensstruktur. Vor diesem Hintergrund rät man unverändert zum Kauf der Aktie mit einem ebenfalls unveränderten Kursziel von 40,00 Euro. Verglichen mit der aktuellen Notiz von 34,43 Euro verspricht das ein Aufwärtspotenzial von 16,2 Prozent.
Hinzu kommen geschätzte Dividendenrendite von Prozent und Prozent, die sich aus den erwarteten Dividendenzahlungen von 0,90 Euro und 1,00 Euro für das laufende und für das kommende Geschäftsjahr ergeben. Die Schätzung zum Gewinn je Aktie in 2020 bewegt sich bei 1,74 Euro und für 2021 bei 2,07 Euro. Auf letztgenannter Basis geht das mit einem KGV von 16,6 einher.
Deutsche Telekom-Aktie
Die Deutsche Telekom ist ebenfalls einer der DAX-Dividenden-Kauftipps der NordLB. Wie die zuständigen Analysten mitteilten, hat der Telekommunikationskonzern mit guten Drittquartalszahlen überzeugt und zudem die Prognose für das Geschäftsjahr 2020 ein weiteres Mal angehoben.
Insgesamt rechne der Konzern jetzt mit einem bereinigten EBITDAaL von mehr als 35,0 Milliarden Euro (bislang: rund 34,0 Milliarden Euro) sowie mit einem freien CashflowaL von mindestens 6,0 Milliarden Euro (bislang: mindestens 5,5 Milliarden Euro). Vor diesem Hintergrund wurde die Kaufen- Empfehlung samt Kursziel von 17,00 Euro unlängst bestätigt. Ein aktueller Kurs von 15,095 Euro verspricht einen Anstieg von 12,6 Prozent.
Trotz der widrigen wirtschaftlichen Umstände habe das Unternehmen operativ eindrucksvolle Fortschritte und ein für die Branche geradezu rasantes (organisches) Wachstum erzielt - und das nicht nur in den USA. Das USA-Geschäft werde durch Integrationskosten und erforderliche Investitionen zwar das Konzernergebnis noch länger belasten, hier schlummere aber ein hohes Potential für die Zukunft.
Die Prognose für den Gewinn je Anteilsschein in diesem Jahr beträgt 0,69 Euro und 1,04 Euro für das kommende Jahr. Auf der letztgenannten Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 14,5. Die Vorhersage für die Dividende in 2020 sieht eine Zahlung von 0,60 Euro je Aktie vor sowie von 0,65 Euro für 2021. Daraus errechnen sich Dividendenrenditen von 3,97 Prozent und 4,31 Prozent.
Bayer-Aktie
Als DAX-Dividenden-Kauftipp hat die NordLB auch Bayer eingestuft¬. Ausgerechnet der Bereich CropScience, in dem sich Bayer durch die Milliarden-Übernahme von Monsanto massiv verstärkt hatte, habe im dritten Quartal für hohe Wertberichtigungen und den Ausweis eines Konzernverlustes, heißt es zu dem Chemie- und Pharma-Konzern.
Hohe Sonderaufwendungen seien allerdings bereits Ende September gemeinsam mit zusätzlichen Sparmaßnahmen angekündigt worden und stellten nun keine Überraschung mehr dar. Zudem seien die langfristigen Wachstumsaussichten für das Agrargeschäft weiter intakt.
Voraussetzung für eine Kurserholung der Bayer-Aktie sei aber, dass der Rechtskomplex Glyphosat zeitnah und endgültig abgeschlossen werden könne, und dass andere bekannte Rechtsstreitigkeiten nicht zu vergleichbar hohen Sonderbelastungen führen. Hier sieht man Bayer auf gutem Weg und bestätigt daher eine bestehende Kaufempfehlung für die Aktien.
Das Kursziel senkten die Analysten allerdings Anfang November mit Blick auf das aktuelle wirtschaftliche Umfeld weiter auf 56,00 Euro von zuvor 60,00 Euro. Trotzdem ergibt sich daraus gemessen an der aktuellen Notiz von 49,145 Euro noch immer die Chance auf einen Anstieg von rund 14 Prozent.
Die Schätzung für das Ergebnis je Aktie beträgt für das laufende Jahr minus 9,57 Euro und für das kommende Jahr plus 3,87 Euro. Für 2021 errechnet sich darauf ein geschätztes KGV von 12,7. Die Dividendenerwartungen für 2020 und für 2021 bewegen sich bei 2,00 Euro und bei 2,30 Euro je Aktie, was einhergeht mit Renditen von 4,07 Prozent bzw. von 4,78 Prozent.
Allianz-Aktie
In der Liste mit den DAX-Dividenden-Kauftipps der NordLB sind auch die Anteilsscheine der Allianz zu finden. Bisher habe sich der Versicherungskonzern trotz negativer Covid-19-Einflüsse von 1,3 Milliarden Euro für die ersten neun Monate recht wacker behauptet, so das Urteil.
Das Zahlenwerk zu zum dritten Quartal 2020 ist aus der Sicht der Analysten ordentlich ausgefallen und lag auf Kurs, um die eigenen aktuellen Schätzungen für 2020 erreichen zu können. Mit dem Einstellen des laufenden Aktienrückkaufprogramms trage der Vorstand den Imponderabilien der Coronavirus-Pandemie und deren ökonomischen Auswirkungen Rechnung.
Die NordLB geht jedoch davon aus, dass die Allianz vergleichsweise gut durch diese Krise kommen sollte. Unter diesem Aspekt, der recht hohen Dividendenattraktivität bei konstanter Ausschüttung von 9,60 Euro je Aktie und der eher günstigen Bewertung hat man die Allianz-Aktien am 09. November von Halten auf Kaufen hochgestuft, das Kursziel aber bei unveränderten 192,00 Euro belassen. Und nach der jüngsten Kursrally bedeutet ein aktueller Kurs von 199,20 Euro, dass diese Zielvorgabe sogar bereits übertroffen ist.
Sowohl für das laufende als auch für das kommende Geschäftsjahr kalkuliert die NordLB mit einem Ausschüttungssatz von jeweils 9,60 Euro je Aktie. Daraus ergibt sich eine Dividendenrendite von 4,82 Prozent. Die Schätzungen zum Gewinn je Aktie betragen 15,49 Euro für 2020 und 18,83 Euro für 2021. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 10,6.
EON-Aktie
Beim achten und damit letzten DAX-Dividenden-Kauftipp der NordLB handelt es sich um EON. Der Versorger profitierte in den ersten neun Monaten 2020 laut den zuständigen Analysten von der Einbeziehung der ausgehandelten Innogy-Aktivitäten.
Wie angekündigt sei der Energiekonzern trotz des relativ unabhängigen Geschäftsmodells von den Coronavirus-Folgen belastet worden. Doch sei die Erholung der Märkte im dritten Quartal schneller als erwartet erfolgt. Der zuletzt um die negativen Covid-19-Effekte angepasste Ausblick für 2020 sei ebenso wie die bestehenden Mittelfrist- und Dividendenziele bis 2022 bestätigt worden.
Die Übernahme von Innogy sei vollständig abgeschlossen worden. Der mittelfristige Investitionsplan werde weiter ohne Abstriche fortgesetzt. Vor diesem Hintergrund bestätigte man eine bestehende Kaufempfehlung, die weiterhin mit einem unveränderten Kursziel von 11,00 Euro versehen ist. Das ist eine Vorgabe, die sich um 20,4 Prozent über der aktuellen Notiz von 9,138 Euro bewegt.
Die Schätzung für die Dividende je Aktie für 2020 beträgt 0,48 Euro und für 2021 dann 0,49 Euro. Daraus errechnen sich Dividendenrenditen von 5,25 Prozent und 5,36 Prozent. Die Prognosen zum Gewinn je Aktie gehen von 0,63 Euro für das laufende Jahr aus und von 0,70 Euro für das kommende Jahr. Für 2021 ergibt sich daraus ein geschätztes KGV von 13,05.