Dabei hatte Nio zum Börsendebüt am Mittwoch einen denkbar schlechten Start erwischt. Mit einem Ausgabepreis von 6,26 Dollar lag das Papier am unteren Ende der bis 8,25 Dollar reichenden Preisspanne. Das entsprach einer Börsenbewertung von 6,25 Milliarden Dollar. Ursprünglich hatte das Unternehmen auf eine Marktkapitalisierung von bis zu 20 Milliarden Dollar gehofft.

Das Timing des IPO sei "nicht optimal" gewesen, sagte Nio-Finanzchef Louis Hsieh zum unerwartet flauen Investoren-Interesse. Viele Anleger seien angesichts des Handelsstreits zwischen den USA und China "sehr nervös" gewesen, erklärte Hsieh.

Für Skepsis dürfte zudem die angespannte Lage bei Nios Hauptwettbewerber Tesla gesorgt haben. Die Kalifornier kämpfen mit massiven Produktionsproblemen und Milliarden-Verlusten. Dazu sorgte der unerwartete Abgang von Chef-Buchhalter Dave Morton für Unruhe und ein denkwürdiger Auftritt von Tesla-Gründer Elon Musk samt Marihuana-Konsums vor laufenden Kameras für Unruhe. Doch zumindest in den Handelsstreit zwischen Washington und Peking kommt inzwischen Bewegung. Die US-Regierung hatte China zu weiteren Gesprächen eingeladen. Nun hoffen Anleger offenbar auf eine Entspannung. Das dürfte auch Nio zugute kommen.

Hinter dem Unternehmen aus Shanghai stehen der chinesische Internetkonzern Tencent, die Investmentfirmen Hillhouse Capital und Sequoia Capital sowie ein Beteiligungsfonds des chinesischen Suchmaschinenbetreibers Baidu.

Von der Gewinnzone ist Nio indes noch weit entfernt. Das geht aus dem zum Börsengang vorgelegten Bericht vor. Danach haben die Chinesen im ersten Halbjahr 2018 netto rund 500 Millionen Dollar versenkt - bei einem Umsatz von gerade mal sieben Millionen Dollar. Seit 2016 hat Nio damit bereits einen Netto-Verlust von rund 3,8 Milliarden Dollar aufgetürmt.



Das 2014 gegründete Unternehmen hat derzeit gerade zwei Modelle am Start. Neben dem einem SUV (EP8) gehört dazu der Super-Sportwagen EP9. Das laut Nio "schnellste Elektroauto der Welt" dürfte mit einem Listenpreis von 1,55 Millionen Euro allerdings nur etwas für sehr betuchte Auto-Liebhaber sein. Der seit Juni verfügbare EP8 tritt gegen Teslas Model X an. Bis Ende August hat das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 1600 Einheiten des ES8 ausgeliefert. Dazu kommen rund 16.000 Vorbestellungen. Ende des Jahres will Nio sein Portfolio um den kleineren ES6 ergänzen.