DAS IST LOS BEI NORDEX:



Eigentlich stehen die Zeichen in der Windenergie auf Wachstum, die Branche boomt, es werden immer mehr Windräder aufgestellt. Doch das Problem für Hersteller wie Nordex: Die Turbinen bringen weniger ein als früher. Grund ist der Wechsel von den festen Einspeisetarifen hin zu Auktionen. Europaweit finden Ausschreibungen für neue Anlagen mittlerweile überwiegend über eine Auktion statt, was die Preise nach unten drückt. Der Konkurrenzkampf ist groß - gerade auf dem zunehmend gesättigten Markt für Windenergie an Land. Zudem werden Subventionen heruntergefahren.

Als besonders schwierig gilt der deutsche Markt. Hier war durch das 2017 eingeführte Auktionssystem die Nachfrage zusammengebrochen. So erhielten bei den letztjährigen Auktionen sogenannte Bürgerwindparks den Zuschlag für fast das gesamte Volumen. Diese haben jedoch eine längere Realisierungsfrist als etwa professionelle Energieunternehmen. Für Nordex ist das doppelt misslich: Das Unternehmen ist stark in Deutschland und bei der Windenergie an Land engagiert. Der Auftragseingang brach denn auch ein. Mehrfach wurden die Gewinnprognosen gekappt.

Mit effizienteren und für den Betreiber kostengünstigeren Modellen will Nordex nun punkten. Ein Ausbau des internationalen Geschäfts soll die Deutschland-Schwäche abfedern. Denn hier erwartet Chef José Luis Blanco erst ab 2020 ein Ende der Flaute. Zudem soll gespart werden. Dennoch erwartet Nordex 2018 unter dem Strich rote Zahlen. Dabei gab es zuletzt ermutigende Signale: Im ersten Quartal konnte Nordex deutlich mehr Aufträge einwerben, das europäische Geschäft erholte sich kräftig dank neuer Bestellungen aus dem Ausland, wie etwa den Märkten Türkei, Frankreich und Schweden.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:



Banken raten derzeit mehrheitlich dazu, von der Aktie die Finger zu lassen. Von den im dpa-AFX Analyser aufgeführten Instituten haben 11 das Papier auf ihrer Verkaufsliste, lediglich drei empfehlen zu kaufen. Moniert wird das starke Engagement in Deutschland, das das Unternehmen anfälliger macht als regional breiter aufgestellte Hersteller. Zudem ist Nordex im Vergleich zu den Branchengrößen Vestas , Siemens Gamesa oder der Windkraftsparte von General Electric relativ klein - daran änderte auch die Fusion mit dem spanischen Konkurrenten Acciona 2016 nicht viel.

Goldman-Sachs-Analyst Manuel Losa schrieb jüngst, Nordex sei der am schlechtesten positionierte Windanlagenhersteller unter den von ihm beobachteten Unternehmen. Die geringe Größe und der starke Fokus auf den deutschen Markt seien ungünstig für die Renditen. David Vos vom englischen Institut Barclays zeigte sich für die Branche insgesamt zurückhaltend: Die Preise dürften weiter unter Druck stehen und schwanken. Für steigende Renditen in den kommenden zwei Jahren müssten sich die Preise schon sehr positiv entwickeln. Das trifft Nordex.

Zuversichtlicher ist Arash Zamir von Warburg Research. Die Erholung des deutschen Windmarktes dürfte mit der Einführung der neuen Nordex-Turbinenplattform zusammen fallen, erklärte er. Zudem sei der durchschnittliche Preis der ersten deutschen Auktion für Windanlagen an Land im neuen Jahr leicht gestiegen. Auch wurden die Regularien mit Blick auf die Bürgerparks geändert, was für die Hersteller positiv sei. Auch die NordLB zeigte angesichts der guten Auftragszahlen zu Jahresbeginn wieder mehr Optimismus.

DAS MACHT DIE AKTIE:



Das Papier gehört zu den schwankungsanfälligsten Werten im Technologieindex TecDax . Anleger müssen daher gute Nerven beweisen. Dies gilt besonders für die letzten zwei Jahre, in denen es nur mit wenigen Unterbrechungen erheblich bergab ging. So hatte das Papier Ende 2015 noch knapp 34 Euro gekostet. Bis Ende März 2018 verlor die Aktie fast 80 Prozent an Wert: Bei 6,86 Euro fiel sie auf ein Fünfjahrestief.

Die jüngste Kurserholung scheint noch fragil. Aktuell schwankt die Aktie zwischen 9 und 10 Euro. Analysten sind beim Kursziel vorsichtig: Die im dpa-AFX Analyser aufgeführten Institute haben das Papier lediglich mit einem durchschnittlichen Ziel von 7,89 Euro auf dem Zettel.