Die Kurse am deutschen Aktienmarkt haben zuletzt spürbar korrigiert. Zurückzuführen war das auch auf die volkswirtschaftlichen Probleme in China und anderen Schwellenländern. Das verunsichert die Anleger, weil ein nicht unbeträchtlicher Teil der Exporte europäischer Unternehmen in diese betroffenen Regionen gehen. Die Analyten bei der Deutschen Bank sehen die damit verbundenen Befürchtungen aber als eine Übertreibung an. Sie stufen vielmehr die jüngsten Kursrückschläge als Kaufchance ein, insbesondere gilt das für Aktien mittlerer und kleinerer Unternehmen.
Zuversicht schöpfen sie auch daraus, dass Nebenwerte die jüngste Kursschwäche am Aktienmarkt besser überstanden haben als Standardwerte, was eher nicht der Fall sein dürfte falls ernste volkswirtschaftliche Bedenken bestünden. Intern geht man vielmehr von einer intakten wirtschaftlichen Erholung in Europa aus und auch davon, dass es in China und den USA besser als befürchtet laufen wird.
In einer Studie werden aussichtsreiche Titel vorgestellt, denen auf Sicht von zwölf Monaten und darüber hinaus eine bessere Entwicklung als dem Gesamtmarkt zugetraut wird. Im Schnitt werden die Werte gemessen an den Gewinnaussichten als günstig eingestuft. Auf den nächsten Seiten erfahren Sie mehr darüber, bei welchen sechs Nebenwerten mit einem Börsenwert von weniger als drei Milliarden Euro größere Chancen gesehen werden. Die Kursziele bewegen sich dabei zwischen 20 Prozent und 80 Prozent über den aktuellen Notierungen.
Deutsche Nebenwerte-Favoriten der Deutschen Bank, Nummer eins: Nordex SE (WKN: A0D655, 25,07 Euro)
Obwohl die Notiz rund zehn Prozent unter dem im August markierten Mehrjahreshoch von 27,58 Euro notiert, bewegt sich die Aktie von Nordex weiter in einem langfristig intakten charttechnischen Aufwärtstrend. Geholfen haben dabei sicherlich auch gute Unternehmensnachrichten. Die Geschäftszahlen für das abgelaufene Quartal sind überzeugend ausgefallen und der Umsatzausblick für das Gesamtjahr wurde angehoben. Laut den jüngsten Angaben des Windturbinenherstellers ist es auch im Juli und im August gut gelaufen. So wurden in Deutschland Aufträge für 102 Windenergieanlagen mit einer Kapazität von zusammen mehr als 260 Megawatt gewonnen. Damit scheint sich zu bestätigen, dass sich der technologisch führende Anbieter von Megawatt-Turbinen vom globalen Trend zur Großanlage besonders stark profitiert.
Die Analysten der Deutschen Bank haben das Kursziel in Reaktion auf die guten Quartalszahlen von 28 auf 30 Euro erhöht und dieses Kursziel jüngst bestätigt. Damit hat der Titel theoretisch ein Aufwärtspotenzial von fast 20 Prozent. Für den Wert ist man auch deshalb optimistisch, weil man mit anhaltend positiven Effekten durch die in den vergangenen drei Jahren unternommenen Restrukturierungsschritte rechnet. Die Auftragslage deute sogar eine frühere Zielerreichung als bisher angenommen an.
Dank der hohen Auftragseingänge wurden jüngst auch die Gewinnschätzungen um sechs bis acht Prozent für die Jahre 2015 bis 2017 angehoben. Auch wird ein steigender weltweiter Marktanteil (prognostiziert werden vier Prozent weltweit und elf Prozent in Europa für 2017) für den TecDax-Vertreter unterstellt, der aktuell in 22 Ländern mit Büros und Tochtergesellschaften vertreten ist und auf einen Exportanteil von rund 70 Prozent kommt. Konkret wird beim Umsatz von 2014 bis 2017 mit einem Anstieg von 1,735 Milliarden auf 2,615 Milliarden Euro gerechnet. Der Gewinn je Aktie soll gleichzeitig von 0,48 auf 1,65 Euro zulegen.
Deutsche Nebenwerte-Favoriten der Deutschen Bank, Nummer zwei: Stada AG (WKN: 725180, 32,14 Euro)
Zuversichtlich ist die Deutsche Bank auch für den Aktienkurs von Stada gestimmt. Das Kursziel beträgt in diesem Fall nach einer Anhebung um drei Euro noch vor der jüngsten Ergebnisbekanntgabe derzeit 40 Euro, was 24,5 Prozent über den derzeitigen Notierungen liegt. In Russland habe der Arzneimittelhersteller zwar nach wie vor Probleme, aber die Bewertung sei einfach zu günstig, um diesen Titel zu ignorieren, zumal die Stimmung rund um den Titel wegen der erwähnten Russland-Probleme längst sehr gedrückt sei, die jüngsten Quartalszahlen aber passabel ausgefallen seien.
Hinzu kommen die als günstig eingestuften mittelfristigen Wachstumsaussichten. Zur Begründung für diese Einschätzungen werden auf eine Expansion des Biotech/Biosimilar-Portfolios verwiesen (in Deutschland will Stada im nächsten Jahr etwa 22 Markenprodukte neu einführen), anhaltende Anstrengungen zur Effizienzverbesserung und ein steigender Anteil hochmargiger Produkte verwiesen. Das Unternehmen selbst teilte kürzlich mit, den Anteil des Umsatzes mit Markenprodukten in den nächsten fünf Jahren kräftig anheben zu wollen. Den hauseigenen Plänen zufolge sollen in fünf Jahren mindestens 70 Prozent der Erlöse mit Markenprodukten erzielt werden. Im Vorjahr betrug dieser Anteil knapp 40 Prozent.
Als Kursstütze könnte sich auch der in der Branche zu beobachtende Konsolidierungstrend erweisen. Aber auch ohne diesen Faktor sei die Bewertung einfach zu verlockend. Die Deutsche Bank rechnet von 2014 bis 2017 mit einer Ergebnisverbesserung von 3,04 auf 3,46 Euro je Aktie. Daraus ergibt sich für übernächstes Jahr ein moderates KGV von 9,3. Der Umsatz soll gleichzeitig von 2,062 Milliarden auf 2,339 Milliarden Euro steigen. Bei der Dividende wird zudem für die Jahre 2015 bis 2017 mit Ausschüttungssätzen von 0,66, 0,70 und 0,78 Euro je Aktie gerechnet.
Deutsche Nebenwerte-Favoriten der Deutschen Bank, Nummer drei: MorphoSys AG (WKN: 663200, 61,20 Euro)
Nicht mehr ganz so gut wie zuvor läuft es per Saldo schon seit Anfang 2014 bei Morphosys nicht mehr. Für Verunsicherung bei dem Biotechnologieunternehmen hat unter anderem eine im ersten Quartal beendete Forschungskooperation mit dem US-Pharmakonzern Celgene gesorgt. Außerdem sind ab 2016 deutlich höhere Forschungs- und Entwicklungskosten geplant. Das bedeutet Unsicherheit für die Ergebnisentwicklungen auch wenn das Ziel der höheren Forschungskosten natürlich lautet, damit den vollen Wert des Produkteportfolios auszuschöpfen.
Die Deutsche Bank hält dem Titel aber die Stange und hat in Reaktion auf die Zahlen für das abgelaufene Quartal sogar das Kursziel von 80 auf 81 Euro erhöht. Das ist gleichbedeutend mit einem Kurspotenzial von 31,8 Prozent. Zur Begründung hieß es, Gewinn, Umsatz und Liquidität seien etwas höher ausgefallen als erwartet. Zudem sei die Prognose bestätigt worden und die Entwicklungspipeline sei ermutigend, zumal hiervor auch etliche weiterhin bestehende Kooperationen mit etablierten Pharma- und Biotechunternehmen sprechen würden. So gesehen sei der zuvor zu beobachtende Kursrückgang fundamental nicht gerechtfertigt. Das gelte auch insbesondere deswegen, weil es in der Produktpipeline etliche Katalysatoren gebe, die in absehbarer Zeit positive Nachrichten versprechen würden. Allerdings seien damit natürlich auch Risiken verbunden, doch diese würden vermindert durch die breite Aufstellung des Unternehmens.
Beim Ergebnis sind allerdings bis auf weiteres noch keine dauerhaften Gewinne in Sicht. Nach einer in diesem Jahr vereinnahmten Sonderzahlung werden für 2016 und 2017 wieder Verluste von 0,76 und 0,77 Euro je Aktie erwartet. Beim Umsatz werden gleichzeitig 47 und 49 Millionen Euro prognostiziert, was mit einer Marktkapitalisierung von 1,62 Milliarden Euro kontrastiert.
Deutsche Nebenwerte-Favoriten der Deutschen Bank, Nummer vier: Hornbach Holding AG Vorzugsaktien (WKN: 608343, 75,75 Euro)
Einigermaßen Tuchfühlung zu dem im April aufgestellten Rekordhoch hat nach wie vor die Aktie der Hornbach Holding. Im abgelaufenen ersten Quartal des Geschäftsjahres 2015/16 musste die Baumarktkette zwar einen Gewinnrückgang hinnehmen, doch das Ziel wurde bekräftigt, im Gesamtjahr ein Konzernbetriebsergebnis in etwa auf dem Niveau des Vorjahres zu erreichen. Positiv wird am Markt abgesehen davon die Umwandlung der Hornbach Holding in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) gewertet. Denn durch die damit verbundene Zusammenführung von Stamm- und Vorzugsaktien verdoppelt sich die Marktkapitalisierung und damit die Position am Kapitalmarkt erheblich.
Für die Deutsche Bank ist der SDax-Vertreter kaufenswert, weil das Unternehmen als einer der größten Heimwerkermärkte in Deutschland und Europa von der guten Stimmung der Konsumenten sowie auf dem Immobilienmarkt in Deutschland profitiere. Deutlich werde die Stärke unter anderem an der höchsten Produktivität gemessen an der Verkaufsfläche. Das breite Sortiment kombiniert mit einem guten Service sowie hoher Markenbekanntheit und günstigen Preisen sollen der Gesellschaft auch weiterhin in die Hände spielen.
Es werden zahlreiche Ansätze gesehen, um Umsätze und Gewinne weiter zu steigern. Konkret sehen die Planungen der Deutschen Bank derzeit einen Umsatzanstieg von 3,369 auf 4,039 Milliarden Euro für die Jahre 2014 bis 2017 vor. Mit dem Gewinn je Aktie soll es gleichzeitig von 4,65 auf 6,66 Euro nach oben gehen. Auf Basis der Schätzung für 2017 ergibt sich somit ein KGV von 11,4. Als Kursziel werden 92 Euro anvisiert, was dem Kurs bei Zielerreichung 21,5 Prozent Luft nach oben lassen würde.
Deutsche Nebenwerte-Favoriten der Deutschen Bank, Nummer fünf: Alstria Office REIT-AG (WKN: A0LD2U, 11,27 Euro)
Etwas den Kopf hängen lässt zuletzt der Kurs der im SDAX vertretenen Aktie der Alstria Office REIT-AG. Der auf die Verwaltung von Bürogebäuden in Deutschland spezialisierte Real Estate Investment Trust (REIT) droht so die von Mitte Oktober bis Mitte April eingefahrenen Kursgewinne wieder zu verspielen. Die Analysten bei der Deutschen Bank gehen bei dem 2006 gegründeten Hamburger Unternehmen, dessen Portfolio zum 30. Juni 74 Immobilien mit einer Gesamtmietfläche von rund 873.000 Quadratmeter und einem Wert von rund 1,7 Milliarden Euro umfasste, aber davon aus, dass sich die Notiz wieder fangen und dann sogar wieder anziehen wird. Als Kursziel sind jedenfalls 15,50 Euro ausgegeben. Das liegt immerhin um 37,5 Prozent über den aktuellen Notierungen.
In Sachen Kursziel ist man bei der Deutschen Bank auch deshalb so optimistisch, weil man unterstellt, am Markt werde die geplante Übernahme durch den Immobilienkonzern DO Deutsche Office AG und die damit verbundenen Folgen noch unterschätzt. Die Deutsche Bank rechnet dadurch aber mit starken positiven Ergebnisimpulsen und im März 2016 sei dann sogar eine Aufnahme in den MDax denkbar, was als zusätzlicher Kurskatalysator fungieren könnte. Hinzu kommen eine Schuldenrestrukturierung, eine deutliche Reduktion von Leerständen und bei unterstellten Dividenden von 0,50, 0,63 und 0,65 Euro für die Jahre 2015 bis 2017 auch noch recht ansehnliche Dividendenrenditen.
Beim Gewinn je Aktie wird von 2014 bis 2017 mit einer Verbesserung von 0,60 Euro auf 0,91 Euro gerechnet, woraus sich ein KGV für das übernächste Jahr von 12,4 ergibt. Der Nettoinventarwert soll sich den Prognosen zufolge zudem von 2015 bis 2018 um acht Prozent p.a. verbessern. Das Unternehmen selbst hat zuletzt Erträge aus der Vermietung von 107 Millionen Euro und ein operatives Ergebnis von 52 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Zuvor lagen die Vorgaben für die Mieterträge bei 105 bis 107 Millionen Euro und beim operativen Ergebnis bei mindestens 50 Millionen Euro. Dem Kurs gab das zuletzt aber keine positiven Impulse.
Deutsche Nebenwerte-Favoriten der Deutschen Bank, Nummer sechs: SLM Solutions Group AG (WKN: A11 133, 15,01 Euro)
Fast schon einen Katastrophenmonat hat im August der 3D-Drucker-Hersteller SLM Solutions Group hinter sich gebracht. Der Aktienkurs ist da stark eingebrochen und nur auf einem deutlich tieferen Niveau wird jetzt ein Stabilisierungsversuch unternommen. Die Deutsche Bank geht aber von einer mittelfristig wieder deutlichen Kurserholung aus. Das Kursziel liegt mit 27 Euro jedenfalls um 79,9 Prozent über den momentan gültigen Notierungen.
Der Glaube an dem Titel beruht auch auf der technologischen Marktführerschaft, die dem Hersteller von 3D-Metalldruckern in seinem Bereich zugebilligt wird. Die Richtigkeit dieser Einschätzung sowie die Annahme anziehender Geschäfte wird untermauert durch einen im ersten Halbjahr verbuchten Bestelleingang von 28,1 Millionen Euro, was fast drei Mal so hoch war wie im Vorjahreszeitraum. Auch der Umsatz kletterte um gut zwei Drittel auf 18,1 Millionen Euro. Unter dem Strich stand mit 2,2 Millionen Euro allerdings weiterhin ein Verlust zu Buche, auch wenn dieser im Jahresvergleich von minus 7,2 Millionen Euro gesenkt werden konnte.
Phantasie bezieht der Titel aus dem starken Branchenwachstum. Der globale Markt für additive Fertigung, allgemein 3D-Druck genannt, ist in den vergangenen Jahren durchschnittlich um 34 gewachsen und Branchenexperten gehen bis 2020 von einem Marktvolumen von 22 Milliarden Dollar aus. Die SLM Solutions Group rechnet selbst für das laufende Jahr mit einem Umsatz im Bereich von 55 bis 60 Millionen Euro und in den kommenden Jahren will man weiterhin mindestens so stark wachsen wie der Markt. Laut Deutscher Bank dürfte die Gesellschaft in diesem Jahr bei 3D-Metalldruckern auf einen Marktanteil von rund 15 Prozent kommen. Beim Umsatz kalkuliert die Deutsche Bank für 2015 mit 58 Millionen Euro, für 2016 mit 85 Millionen Euro und für 2017 mit 107 Millionen Euro. Dem steht auch auf der zuletzt gesunkenen Kursbasis noch immer ein Börsenwert von 270 Millionen Euro gegenüber. Beim Gewinn je Aktie wird von 2014 bis 2017 mit einem Anstieg von 0,16 auf 0,79 Euro gerechnet. Damit würde der Titel bei Prognoseerfüllung für 2017 auf Basis eines KGVs von 19 gemessen an den Gewinnaussichten langsam in vertretbare Bewertungsrelationen hineinwachsen.