Der Windturbinenbauer Nordex will im laufenden Jahr bei Umsatz und operativer Marge mindestens das Niveau von 2021 halten. Der Vorstand rechne mit einem weiterhin schwierigen Marktumfeld und einer angespannten Kostensituation, vor allem als Folge des Kriegs in der Ukraine, teilte der SDax-Konzern am Dienstag Vormittag bei der Vorlage seiner endgültigen Jahreszahlen in Hamburg mit.
"Leider werden wir bei der Prognose, die wir gegeben haben, in diesem Jahr noch keine schwarzen Zahlen schreiben", sagte Konzernchef Jose Luis Blanco der Nachrichtenagentur Reuters. 2021 hatte Nordex einen Nettoverlust von 230 Millionen Euro eingefahren - nach einem Minus von 130 Millionen im Jahr zuvor.
Das erste Quartal werde schwach sein, was aber in der Prognose berücksichtigt sei, erläuterte der Manager. Der Konzern versuche, die gestiegenen Kosten für Energie, Rohstoffe und Transport an die Kunden weiter zu reichen und treffe dabei auch auf Verständnis.
Das Unternehmen will 2022 nun einen Umsatz von 5,4 bis 6,0 Milliarden Euro erzielen. Davon sollen vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) bis 3,5 Prozent bleiben. Mittelfristig peilt Nordex weiter eine Marge von 8,0 Prozent an.
Analyst Constantin Hesse vom Investmenthaus Jefferies bezeichnete den Ausblick als solide. Der Mittelwert der Zielspanne für das operative Ergebnis liege über der durchschnittlichen Markterwartung. Analyst Ajay Patel von der Investmentbank Goldman Sachs sprach in einem ersten Kommentar ebenfalls von einem Ausblick, der positiv aufgenommen werden sollte, gerade weil das Umfeld für die Branche aktuell schwierig sei. Dabei verwies er auf gestiegene Stahlpreise und Lieferketten-Probleme.
"Je nachdem, wie es dem Unternehmen also einerseits gelingt, die höheren Kosten an die Kunden weiterzugeben und wie stark andererseits der Druck auf die Politik noch wird, den Umstieg auf Erneuerbare Energien zu beschleunigen, dürfte auch der Aktienkurs profitieren", erklärte Marktexperte Jürgen Molnar vom Broker Robo Markets.
Börse Online Einschätzung zur Nordex-Aktie
In den vergangenen zwei Wochen ist die Aktie von Nordex von 18 Euro auf unter 14 Euro abgerutscht. Sie waren zuvor nach dem Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine binnen zwei Wochen um maximal zwei Drittel auf 18,73 Euro gestiegen. Treiber war die Hoffnung auf viel Geld für den Ausbau Erneuerbarer Energien, um die Abhängigkeit von Öl und Erdgas zu verringern.
Nun scheint sich der SDax-Wert erneut zu einer Erholung aufzuraffen. Nach der guten Umsatzprognose legt die Nordex-Aktie zeitweise gut sieben Prozent auf 15,17 Euro zu. Gelingt demnächst die Überwindung des kurzfristigen Abwärtstrends bei 15,20 Euro, wäre der Weg charttechnisch frei - zunächst bis zum Zwischenhoch vom März bei 18,73 Euro. Börse-Online-Fazit: Ein paar Nordex-Stücke im Depot können nicht schaden.
mmr mit dpa-AFX/rtr