von Herausgeber Frank-B. Werner

Die Griechen haben gewählt und sie haben sich für einen neuen Besen entschieden. Dass der Lautsprecher Alexis Tsipras die Wahl gewinnen würde, legten schon die Umfragen nahe. An den Märkten brachte das Ergebnis daher keine Aufregung mehr. Griechenland hat man mehr oder weniger abgeschrieben. Die Koalition, die Wahlsieger Alexis Tsipras eingegangen ist, stellt dagegen tatsächlich eine Überraschung dar. Man stelle sich vor, Gregor Gysi führte die Linkspartei bei den nächsten Bundestagswahlen zu einem Ergebnis von knapp 40 Prozent und würde sich am Tag nach der Wahl mit Bernd Luckes Alternative für Deutschland zu einer Regierungskoalition zusammenschließen.

Mit seiner zentralen Forderung nach einem Schuldenschnitt macht es sich der neue Ministerpräsident im Übrigen zu leicht. Nach wie vor ist Griechenland als Produktionsstandort auf den Weltmärkten nicht wettbewerbsfähig. Und das liegt nicht an den Schulden, sondern an zu hohen Lohnstückkosten und überbordender Bürokratie. Ob Griechenland also für Investoren wieder interessant wird oder nicht, hat mit dem Schuldenstand kaum etwas zu tun. Selbst ohne einen einzigen Euro Verbindlichkeiten steckte das Land in der Misere.

Am Dienstag hielt Siemens als erstes DAX-Unternehmen in diesem Jahr seine Hauptversammlung ab. 3,30 Euro wurden den Aktionären am Mittwoch als Dividende überwiesen. Hätte man sich bei Siemens vor gut drei Monaten zu Kursen um die 83 Euro engagiert, entspräche das einer Dividendenrendite von rund vier Prozent. Heute liegt der Kurs um die 100 Euro. Gleichwohl ist die Aktie unter Ertragsgesichtspunkten im Vergleich zu negativ rentierenden Staatsanleihen immer noch attraktiv. Auch bei vielen anderen Titeln auf dem deutschen Kurszettel ist das Verhältnis von Dividende und Kurs ähnlich. Für Anleger ergibt sich daraus ein Strategiewechsel: Völlig unabhängig von kurzfristigen Kursschwankungen gehören Aktien ins Depot - als langfristiger Lieferant von Ausschüttungen.