von Herausgeber Frank-B. Werner
Es ist einem fast schon peinlich, im Ausland auf Veranstaltungen oder Partys zu gehen, an denen auch Ingenieure teilnehmen. Was ist mit Euch Deutschen los, wurde ich am vergangenen Wochenende in Zürich wieder gefragt. Nicht nur, dass an der Elbphilharmonie sechs Jahre länger als geplant gebaut wurde, dass die Eröffnung des Hauptstadtflughafens mittlerweile so überfällig ist, dass er bei seiner Inbetriebnahme schon veraltet sein wird; nein, nun hat auch Baden-Württemberg, das sich gern als die Wiege deutscher Ingenieurs- und Planungskunst sieht, sein Desaster. Der neue zentrale Bahnhof in der Landeshauptstadt (Stuttgart 21) soll, so wurde vor ein paar Tagen bekannt, statt 6,5 Milliarden Euro wohl 8,2 Milliarden kosten, und statt im Jahr 2021 wird die Eröffnung nun auf 2025 terminiert. Was ist da nur los bei Euch? Ich frage dann zurück, womit sie, die ausländischen Fachleute, das erklären. Die Antwort ist eigentlich immer die gleiche: Ihr hört nicht mehr auf Eure Ingenieure und Wissenschaftler und lasst Politiker Planungsentscheidungen fällen. Wenn aber Leute das Sagen hätten, die weder von der Sache etwas verstehen noch für ihre Entscheidungen haften, könne dabei nichts herauskommen.
Die Abgasversuche mit Affen und Menschen, die belegen sollten, dass die aus den Auspuffrohren von Dieselmotoren entweichenden Mengen an Stickstoffdioxid (NO2) ungefährlich seien, sind ziemlich unappetitlich. Zu Recht haben sie den an der durchführenden "Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor" beteiligten Unternehmen BMW, Bosch, Daimler und Volkswagen ein weiteres Kommunikationsproblem beschert. Eingebrockt haben sie es sich aber schon viel früher, als die Vorstandschefs nicht den Mumm aufbrachten, gegen den Grenzwerte-Irrsinn zu protestieren. Warum muss die Luft, die aus Abgasrohren geblasen wird, heute fast 20-mal so sauber sein wie die in unseren Büros?
Die Koalitionsverhandlungen schleppen sich dahin; leider weiß keiner wohin.