"Mehr wäre immer besser, aber wir dürfen nicht vergessen, dass andere über ihre Steuern diese Leistungen bezahlen." Danke, Jens Spahn. Wenigstens einer hat noch den Mut, diese Binsenweisheit auszusprechen, wenn jetzt mit dem Start der wiederbelebten GroKo die Diskussion um Grundsicherung und Teilhabe erneut losgetreten wird. Spahns Äußerung hat nichts mit Kaltherzigkeit gegenüber Schwachen zu tun, sondern erinnert daran, dass alles, was verteilt wird, erst erwirtschaftet werden muss. Fürs Protokoll: Der Hartz-IV-Regelsatz ist seit 2010 um 16 Prozent gestiegen, die Konsumentenpreise nur um 9,3 Prozent. Und steigende Mieten übernimmt das Sozialamt automatisch.

Welch ein Gegensatz. Am Freitag und Montag schloss die Technologiebörse Nasdaq jeweils auf Rekordhoch, auch der Dow Jones legte zum Wochenschluss zu. Angetrieben wurden die Kurse von den starken Jobdaten im Februar, hieß es. Ups. Starke Arbeitsmarktdaten helfen der Börse? War es nicht gerade das etwa gleich starke Lohnplus gewesen, das im Januar die Kurse auf Talfahrt schickte? Nun, der Unterschied ist, dass die Marktteilnehmer im Februar mit den Daten rechneten, im Januar dagegen überrascht worden waren. Die Logik der Märkte: keine Überraschung bedeutet kein Bedarf für die US-Notenbank, die Geldpolitik stärker zu straffen. Verstehen muss man das nicht unbedingt.

Es ist gerade einmal anderthalb Jahre her, dass sich sowohl Eon als auch RWE aufspalteten - in einen vermeintlich zukunftsträchtigen Bereich erneuerbare Energien und das traditionelle Versorgergeschäft. Nun wird das Land mit dem Wunsch nach einer vollständigen Neuordnung überrascht. An deren Ende soll es eine neue Eon geben, die sich um die Netze und die Stromkunden kümmert, und eine RWE, die den Strom herstellt - aus Kohle, Öl und Gas genauso wie aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse. Die gerade an der Börse eingeführte RWE-Tochter Innogy wird es dann nicht mehr geben. Werden das auch die Kartellbehörden gut finden? Daran zu zweifeln gibt es gute Gründe.