Die Rücktritte von Fifa-Präsident Sepp Blatter und der beiden Co-Vorstandsvorsitzenden
der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen und Anshu Jain, haben
etwas Beklemmendes. Die Vorgänge beziehungsweise die vermuteten Vorgänge,
an deren öffentlicher Aufarbeitung alle drei jetzt gescheitert sind, sollen
hier nicht entschuldigt werden. Aber früher galt eben vieles als normal
oder einer Grauzone zugehörig, die man nicht näher kennenlernen wollte.
Dass einige (oder viele?) Fifa-Delegierte ihr Stimmverhalten im Vergabemonopol
für Fußballweltmeisterschaften verkauft haben, überrascht dabei
kaum, ist trotzdem unappetitlich und wird zu Recht verfolgt. Dass von den
Großbanken über Jahrzehnte praktizierte Marktusancen plötzlich kriminalisiert
und sanktioniert werden, schließlich sogar indirekt zum Rücktritt zweier
altgedienter Banker führen, stimmt dagegen bedenklich. Nehmen wir als Beispiel
unter den zahlreichen mit Milliardenbußen belegten Vergehen die angeblichen
Devisenmanipulationen: Morgens teilten sich die Großbanken mit,
zu welchem Kurs sie den Handel zu eröffnen gedachten. Ja und? Damit gab es
Klarheit, aber niemand war gezwungen, zu diesen Kursen abzuschließen. Und
nach der Eröffnung hatten die Marktkräfte den ganzen Tag freies Spiel. Ein
hartes Kartell sieht anders aus. Nein, der Eindruck, dass die Banker - und
ganz allgemein die Menschen - schlechter geworden seien, trügt. Wir haben
lediglich zugelassen, dass die Welt heute mit einem Netz immer dichter geschriebener
und ungeschriebener Regeln überzogen ist, die aus sich heraus
ständig neues Fehlverhalten schaffen. Keine schöne Welt.
Je länger man der Posse um die neuerliche Kreditierung Griechenlands zuschaut,
umso mehr muss man Alexis Tsipras bewundern. Wie ein kleines
Kind, das schnell herausbekommen hat, dass die Eltern zwar viel schimpfen,
sich aber mit wirklich schmerzhaften Sanktionen schwertun, reizt er die Verhandlungen
aus. Das wird noch einige Zeit so gehen, mit großem Schimpfen
zwar, aber eben doch von einer Überbrückung zur nächsten. Chapeau.