von Frank-B. Werner
Kaum hatte in der vergangenen Woche die wohl einflussreichste Investmentbank der Welt, Goldman Sachs, ihren Kunden zu einer Übergewichtung europäischer Aktien auch auf die kurze Frist von drei Monaten geraten, rumpelte es an der Börse erst einmal ordentlich. Dabei könnten die Amerikaner durchaus recht haben. Denn Europa kommt langsam wieder in Tritt - abzulesen auch an einer überraschend deutlichen Aufhellung der Konjunkturerwartungen deutscher Unternehmen, die der Ifo-Geschäftsklimaindex für Juli belegt.
Damit das Wachstum nicht gleich wieder ins Stocken gerät, fordern Vertreter der Wirtschaftsverbände eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten. In der Tat sollten Arbeitsministerin Andrea Nahles und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (beide SPD) schnell die Köpfe zusammenstecken. Noch ist Deutschland mit seinen relativ starren Tages- und Höchstarbeitszeiten weder auf den gesellschaftlichen Wandel - zum Beispiel die Vereinbarkeit von Beruf und Familie - noch auf den sogenannten digitalen Wandel in der Arbeitswelt eingerichtet. Frau Nahles will in nächster Zeit einige Großunternehmen besuchen, um sich einen Eindruck von den Bedürfnissen zu verschaffen. Die würde sie gescheiter bei kleinen und mittelgroßen Firmen abfragen. Dort drückt der Schuh stärker als in der Großunternehmensbürokratie.
Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig kassiert seit dem Wochenende viel Prügel. Da hatte er seine Partei, die SPD, mit dem Statement erschreckt, dass Bundeskanzlerin Merkel ihre Sache gut mache und man sich als 25-Prozent-Partei fragen müsse, ob man den Spitzenkandidaten über-
haupt Kanzlerkandidaten nennen dürfe. Wo er recht hat, hat er recht - auch wenn es nicht besonders motivierend für die eigenen Leute ist.