von Herausgeber Frank-B. Werner

Die Fondsgesellschaft Allianz Global Investors hat allen Oktoberfestbesuchern eine schöne Rechnung aufgemacht. Vor 56 Jahren konnte man für umgerechnet zehn Euro mehr als zehn Mass, also zehn Liter Bier trinken. Heute reicht ein Zehn-Euro-Schein noch nicht einmal für eine. 4,8 Prozent jährliche Inflation sind das. Da hat sich offensichtlich nicht nur das absolute, sondern auch das relative Preisniveau verschoben. Noch stärker hat sich das relative Preisniveau zugunsten von Produktivkapital verschoben: Wer sich damals auf fünf Mass beschränkte und umgerechnet fünf Euro in deutschen Aktien anlegte, konnte mit dem Ersparten in diesem Jahr immerhin 19 Liter Bier trinken.

Der Ölpreis schoss in die Höhe, auch die Aktienkurse von BP, Shell und Total machten einen Sprung. "OPEC senkt die Öl-Fördermenge", lautete die Meldung, auf die die Preise Ende der vergangenen Woche reagierten. Doch wer jetzt glaubt, dass Saudi-Arabien, Iran und Venezuela in Algier verabredet hätten, ab sofort weniger Öl zu verkaufen, täuscht sich. Denn zunächst wurde nur eine Expertengruppe gegründet, die bis zum nächsten Treffen im November einen Vorschlag ausarbeiten soll, wie man die Quoten auf niedrigerem Niveau neu verteilt. Ob das gelingt und ob sich dann jemand dran hält, steht auf einem anderen Blatt. Die Ankündigung, man wisse, dass es eine Mengenbegrenzung brauche, sollte uns an den Märkten nicht verrückt machen.

So eine Meldung muss doch in Berlin für Nachdenklichkeit sorgen: Japan, das Land, in dem sich im März 2011 mit der Kernschmelze von Fukushima der größte Unfall seit Tschernobyl ereignete, erhält von der Internationalen Energieagentur (einer autonomen Einheit des 35 Länder umfassenden Industrieländerklubs OECD) den Ratschlag, wieder zur Kernenergie zurückzukehren. Ansonsten werde es die Verringerung der Treibhausgase nicht erreichen. Zumindest nicht zu vertretbaren Kosten. Der deutsche Stromkunde schaut auf seine Rechnung und fragt sich, wie hier der Spagat geschafft werden soll.