Notizzettel zur Ausgabe 47/2018: Börse liefert kein Big Data
· Börse Online RedaktionBeim diesjährigen Petersberger Treffen diskutierte Veranstalter Björn Drescher mit seinen "Tacheles"-Gästen über das Thema digitale Vermögensanlage. Der Frankfurter Professor Christian Rieck formulierte seine Anforderung: "Eine Innovation ist das doch erst, wenn eine künstliche Intelligenz auch die Anlageentscheidung trifft." Davon sei man weit entfernt, meinte auch Hendrik Leber, Gründer der Fondsgesellschaft Acatis. Künstliche Intelligenz funktioniere mit Big Data, und bei rund 30 000 investierbaren Unternehmen sei man von Big Data weit entfernt. Gebräuchliche Robo Advisor seien bislang lediglich Kommunikations-Interfaces zum Kunden, konstatierte Simon Weinberger von Blackrock trocken, sie übten allerdings - die gute Nachricht für Anleger- Druck auf die Kosten aus. Ob herkömmliche Asset-Manager vor Google, Amazon & Co Angst haben müssten? "Nein", ist sich Georg Kornmayer von Fondsnet sicher, "die werden den Teufel tun, ihre Marke aufs Spiel zu setzen, indem sie den Leuten volatile Vermögensverwaltungsprodukte anbieten." Der herkömmliche Weg der Anlage wird uns also erst einmal erhalten bleiben.
Bei Fluggesellschaften sind wir seit Jahren das sogenannte "dynamic pricing" gewohnt. Damit ist die Variation des Preises für eine eigentlich identische Leistung (zum Beispiel einen Flug von München nach London) abhängig vom erwarteten Auslastungsgrad des Flugzeugs an einem bestimmten Termin zum Zeitpunkt der Buchung gemeint. Wir kennen das auch von Hotels, die zu Messe- oder Urlaubszeiten höhere Zimmerpreise verlangen als sonst. Nun versuchen das auch Bergbahnen. Grundsätzlich mag das richtig sein; denn dynamische Preise bieten sich für alle Geschäftsmodelle an, in denen ein fixes Angebot (Liftkapazität oder Zahl der Sitze in einem Flugzeug) einer stark schwankenden Nachfrage gegenübersteht. Allerdings bleibt die Frage, ob das Publikum das annimmt. Erstens hat der Skiläufer, anders als der Geschäftsflieger, der sein Ziel nicht ändern kann, die Wahl, auf einen anderen Hang auszuweichen. Und zweitens sind viele Bahnen nur zu einem Drittel ausgelastet.