Einen Kurssprung in solchen Dimensionen sieht man bei einem Big-Tech-Unternehmen höchst selten: Oracle-Aktien gewann nach starken Quartalszahlen nachbörslich mehr als 25 Prozent an Wert.

Oracle liefert ein Lehrstück dafür, dass die Börse weniger in den Rückspiegel schaut als vielmehr auf die Straße voraus. Zwar verfehlte der Software-Pionier bei Bilanzvorlage bei Umsatz und Gewinn die Erwartungen der Wall Street, doch die massiven Auftragsbestände und neue Großverträge befeuern die Fantasie der Anleger. Die Wachstumsaussichten, getrieben von der Künstlichen Intelligenz und milliardenschweren Infrastrukturprojekten, sorgten für Begeisterung. 

Umsatz unter Erwartung, Fantasie nach oben offen

Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres erzielte Oracle einen Umsatz von 14,93 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Zuwachs von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr, blieb aber leicht hinter den 15,04 Milliarden Dollar zurück, die das Analystenkonsortium LSEG prognostiziert hatte. Auch der bereinigte Gewinn je Aktie von 1,47 Dollar lag hauchdünn unter den Erwartungen. Der Nettogewinn stagnierte mit 2,93 Milliarden Dollar.

Besonders dynamisch entwickelte sich Oracles Cloud-Infrastrukturgeschäft, das um 55 Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar Umsatz zulegte. Schon im Vorquartal hatte der Zuwachs bei 52 Prozent gelegen – ein Beleg dafür, dass der Trend nicht nur ein Einmaleffekt ist, sondern strukturell trägt.

Was die Wall Street jedoch besonders in den Bann zog, war ein anderer Wert: Die „Remaining Performance Obligations“ – ein Indikator für vertraglich gesicherte, aber noch nicht abgerechnete Umsätze – schnellten auf 455 Milliarden Dollar. Das entspricht einem spektakulären Anstieg von 359 Prozent im Jahresvergleich.

Multimilliardenverträge und KI-Offensive

Der Grund für diesen Sprung liegt in Oracles Positionierung als Cloud-Partner für die KI-Elite. Im zurückliegenden Quartal schloss das Unternehmen vier Multimilliarden-Dollar-Verträge mit drei Großkunden ab. Unter anderem wird OpenAI künftig 4,5 Gigawatt an US-Rechenzentrumskapazitäten auf Basis von Oracles Cloud-Infrastruktur entwickeln. Parallel verkündete man eine Kooperation mit Google: Die Gemini-KI-Modelle werden künftig auch auf Oracles Cloud verfügbar sein.

Dieses Zusammenspiel aus harten Auftragsbeständen und prominenten Technologiepartnerschaften markiert eine neue Dimension für ein Unternehmen, das lange Zeit im Schatten von Microsoft, Amazon und Alphabet stand. CEO Safra Catz betonte, Oracle habe sich in den vergangenen Quartalen konsequent Zugang zu Nvidia-GPUs gesichert – ein entscheidender Faktor im Rennen um KI-Rechenleistung.

Historische Kursreaktion – vom Nachzügler zum KI-Profiteur

Die Börse quittierte diese Perspektiven mit einem Kursfeuerwerk: Im nachbörslichen Handel schnellte die Oracle-Aktie um 25 Prozent nach oben. Damit steuert der US-Konzern heute auf den stärksten Tagesgewinn seit der Dotcom-Ära 1999 zu. Sollte der Kurs im regulären Handel halten, würde die Marktkapitalisierung erstmals die Marke von 800 Milliarden Dollar überschreiten. Seit Jahresbeginn liegt die Aktie bereits 45 Prozent im Plus – zum Vergleich: der S&P 500 kommt im gleichen Zeitraum auf ein Plus von 11 Prozent.

Oracle, lange Zeit als „altehrwürdiger“ Datenbankspezialist abgetan, hat sich damit binnen weniger Quartale in die Riege der großen KI-Profiteure katapultiert. Dass das operative Geschäft kurzfristig hinter den Erwartungen zurückblieb, spielt angesichts der Rekordaufträge und der neuen Rolle im globalen KI-Ökosystem nur eine Nebenrolle. Entscheidend ist die Botschaft: Oracle hat den Anschluss an die Cloud- und KI-Superzyklen gefunden – und das mit einem Paukenschlag.

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Oracle (WKN: 871460)

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