Die Erlöse stiegen um ein Prozent auf 938 Millionen Euro und der operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) sank um neun Prozent auf 143 Millionen Euro. Vor allem das Wachstum der Dating-Sparte und das Geschäft mit Online-Portalen wie der Kosmetik-Tochter Flaconi konnten großteils die Rückgänge im margenstarken Werbegeschäft ausgleichen. "Wir sind auf einem sehr guten Weg, ProSiebenSat.1 immer diversifizierter und profitabler aufzustellen", sagte Firmenchef Rainer Beaujean. Die erhöhte Jahresprognose zeige, wie gut die Strategie greife.
Das Management des MDax-Konzerns erwartet nun, dass der Umsatz 2021 auf 4,25 bis 4,45 Milliarden Euro (bisher 4,15 bis 4,35 Milliarden Euro) steigt. Der bereinigte Gewinn dürfte auf 750 bis 800 Millionen Euro klettern (bisher 720 bis 780 Millionen Euro). Für das laufende Quartal setzt ProSieben auf eine bessere Entwicklung als vor einem Jahr im Frühjahrs-Lockdown. "Bereits im April konnten wir einen Anstieg unserer Werbeerlöse um rund 40 Prozent verbuchen und wir blicken deutlich optimistischer in den Mai", sagte Beaujean. Für Schwung dürfte sorgen, wenn Kunden aus der Autobranche, dem Tourismus und Dienstleister künftig wieder mehr Werbung schalten. Die ProSieben-Aktie lag am Vormittag knapp zwei Prozent im Minus.
Beaujean machte erneut deutlich, dass der Konzern trotz Avancen von Großaktionär Mediaset allein auf gutem Weg sei. "Wir sind so aufgestellt, dass wir ProSiebenSat.1 aus eigener Kraft voranbringen können." Das Unternehmen sei gerade wegen seines breiten Portfolios auch in der Corona-Krise erfolgreicher als die Konkurrenz. "ProSiebenSat.1 ist so viel mehr als ein reines Medienunternehmen", sagte der Manager. "Das unterscheidet uns von europäischen TV-Häusern, die ihren Wachstumspfad erst noch definieren." Dies gilt als Seitenhieb gegen Mediaset. Die Italiener halten direkt und indirekt 23,5 Prozent an ProSieben und buhlen seit längerem um eine engere Zusammenarbeit.
Das von der Familie Berlusconi kontrollierte Unternehmen will seinen Sitz in die Niederlande verlegen, europaweit wachsen und die Bayern dabei haben. Nach der Einigung im Rechtsstreit mit dem eigenen Großaktionär Vivendi könnte Mediaset laut Branchenexperten seinen Anteil an ProSieben erhöhen und sogar eine Übernahme versuchen. Mediaset steigerte den operativen Gewinn im ersten Quartal um 63 Prozent auf rund 68 Millionen Euro und profitierte dabei von Kosteneinsparungen und anziehender Werbung.
Während einige ProSieben-Töchter wie das Vergleichsportal Billiger Mietwagen sowie das Erlebnis- und Freizeitgeschäft von Jochen Schweizer mydays noch unter der Virus-Pandemie leiden, steigerte Flaconi den Umsatz um 69 Prozent im ersten Quartal. Insidern zufolge hat ProSieben den Verkauf des Online-Kosmetik-Anbieters vorerst auf Eis gelegt. Der Konzern prüft bei allen Beteiligungen, ob er noch der beste Eigentümer ist.
rtr