Der Dow-Jones-Index verlor zum europäischen Handelsschluss 2,4 Prozent. Dem US-Leitindex droht damit der schwächste Jahresauftakt seit 1932, als er 2,7 Prozent verloren hatte.
Auslöser des weltweiten Ausverkaufs an den Börsen waren enttäuschende chinesische Konjunkturdaten, die an der Börse in Shanghai für Turbulenzen sorgten und die Zweifel am Beitrag Chinas zur Weltkonjunktur verstärkten. "Seit einiger Zeit sorgen schlechte Nachrichten aus dem Reich der Mitte bei den heimischen Anlegern für gehörige Kopfschmerzen", fasste IG-Markets-Analyst Christian Henke zusammen. "Ein Traumstart ins neue Jahr sieht anders aus", sagte ein Händler.
DATEN AUS CHINA ENTTÄUSCHEN
In der chinesischen Industrie war die Produktion im Dezember den zehnten Monat in Folge geschrumpft. Die Sorgen der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt sind nicht neu: China steuert 2016 nach jahrelangem Boom auf das schwächste Wachstum seit einem Vierteljahrhundert zu. Schon 2015 hatten die Zeichen für eine Konjunkturabkühlung zu Turbulenzen an den chinesischen wie auch europäischen Börsen geführt.
In Shanghai war der Handel am Montag vorzeitig beendet worden, nachdem sich die Verluste des Leitindex auf sieben Prozent aufgetürmt hatten. Diese Notbremse, ein automatischer Stopp-Mechanismus, ist erst zu Jahresbeginn in Kraft getreten. Experten fürchten, durch den plötzlichen Liquiditätsentzug sei der Ausverkauf noch verstärkt worden. Auch Chinas Währung, der Yuan, markierte mit 6,5365 Yuan zum Dollar den niedrigsten Stand seit fast fünf Jahren.
DAX STÜRZTE IM AUGUST 2015 SCHON EINMAL WEGEN CHINA AB
Mit dem Kursrutsch von 4,3 Prozent verlor der Dax so viel wie seit dem 24. August nicht mehr, als ihn ebenfalls die Sorge um Chinas Konjunktur sogar zeitweise um fast acht Prozent hatte einbrechen lassen. Die Gewinne der Weihnachtsrally sind damit wieder aufgezehrt. Zudem ist es der schwächste Start für den deutschen Aktienmarkt in ein Börsenjahr seit 1988 - damals gab es allerdings noch keinen Dax. Der deutsche Leitindex, in dem die 30 größten börsennotierten deutschen Unternehmen gelistet sind, wurde erst im Juli 1988 aus der Taufe gehoben und dann zurückberechnet. Das Börsenjahr 2015 hatte er mit einem Plus von knapp zehn Prozent abgeschlossen.
Der EuroStoxx50 verlor am Montag wie auch der der Nikkei-Index gut drei Prozent. Am Rohstoffmarkt reagierten die Anleger ebenfalls mit Verkäufen: Kupfer verbilligte sich um 2,4 Prozent auf 4591,50 Dollar je Tonne. China ist der weltgrößte Konsument des vor allem im Bau benötigten Industriemetalls.
GOLD GLÄNZT WIEDER MAL ALS KRISENWÄHRUNG
Für Nervosität sorgte auch der Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, der angesichts der Hinrichtung eines prominenten schiitischen Geistlichen im sunnitischen Saudi-Arabien und des Sturms der saudi-arabischen Botschaft in Teheran einen neuen Höhepunkt erreichte. Saudi-Arabien und seine Verbündeten Bahrain und Sudan brachen die diplomatischen Beziehungen zum Iran ab. Zudem kündigte das Königreich an, die Handelsbeziehungen zu kappen und den Flugverkehr einzustellen.
Vor allem am Ölmarkt schwankten die Preise teils heftig. Denn zum einen könnten die Spannungen für Versorgungsengpässe sorgen. Zum anderen aber dürfte der Streit jegliche Kooperation innerhalb der Opec - beide Länder gehören dem Kartell an - unwahrscheinlicher machen. Das Überangebot von Öl hatte die Preise im vergangenen Jahr um 35 Prozent einbrechen lassen. Zwar zog der Preis für Nordseeöl der Sorte Brent am Montag zeitweise um bis zu 4,6 Prozent auf 38,99 Dollar je Fass (159 Liter) an. Doch blieb die Notierung damit in Reichweite des am Silvestertag aufgestellten Elf-Jahres-Tiefs von 36,10 Dollar. Am Abend notierte Brent wieder bei rund 37 Dollar.
Deutlich nach oben ging es dagegen für den Goldpreis, da das Edelmetall vor allem in Krisenzeiten gern als sicherer Hafen angesteuert wird. Gold verteuerte sich um 2,2 Prozent auf 1083,30 Dollar je Feinunze.
Unter den Einzelwerten hatten am deutschen Aktienmarkt die Kursverlierer des vergangenen Jahres erneut das Nachsehen. RWE und E.ON, die 2015 54 und 37 Prozent verloren hatten, fielen um sieben und sechs Prozent.