Die Deutschen sind, vorsichtig ausgedrückt, nicht gerade die größten Fans von Aktien. 1299 Milliarden Euro hatten sie Ende September 2019 in Aktien und Investmentfonds angelegt. Das klingt viel, relativiert sich aber schnell, wenn man auf die immense Summe von 4970 Milliarden Euro blickt, die auf Giro-, Tages- und Festgeldkonten herumlag, obwohl die Minizinsen nicht einmal mehr die Inflation ausgleichen, das Geld dort also langsam, aber sicher an Wert verliert. Vielen dämmert, dass sie sich vielleicht doch an Aktien wagen sollten - was sie jedoch immer wieder aufschieben.

Gründe dafür gibt es vermeintlich viele. Gerade verunsichert das Coronavirus die Märkte. Keine Frage: Für Erkrankte kann das Virus schrecklich sein, in der Wirtschaft hinterlässt es Spuren, und an der Börse hat es schon für massive Verluste gesorgt. Davon sollten sich Langfristanleger aber nicht aus der Ruhe bringen lassen. So zynisch es klingt: In zehn oder 20 Jahren wird der Corona-Crash rückblickend wohl nur eine Delle im stetigen Aufwärtstrend sein, wie sie auch die Technologieblase, die Finanzkrise oder die Schuldenkrise hinterlassen haben. Und wer sich trotz Panik jetzt an die Börse wagt, dürfte sich spätestens wenn die Kurse wieder steigen, freuen, dass er Aktien mehr als 20 Prozent unter dem Preis bekommen hat, den man noch Mitte Februar zahlen musste.

Einfacher als gedacht.

Doch nicht nur wegen der Corona-Panik haben die Deutschen wenig Lust auf Aktien. Forscher der Frankfurt School of Finance haben unlängst 3000 Bundesbürger befragt, warum sie in Aktien investieren oder - was auf drei Viertel der Befragten zutraf - warum sie keine besitzen. Neben Verlustängsten kamen als Gründe gegen ein Aktieninvestment heraus, dass die meisten Befragten keine Ahnung von Finanzmärkten haben, ihnen die Auswahl der Aktien und Fonds zu schwierig erscheint und sie es auch für zu zeitraubend halten, ihre Wissenslücken zu füllen.

Keine Ahnung und keine Zeit? Das ist keine gute Ausrede: Schließlich drückt der Durchschnittsdeutsche mehr als zwei Stunden am Tag auf seinem Smartphone herum und hängt über drei Stunden vorm Fernseher. Da müssen doch auch fünf Minuten für die Geldanlage übrig sein. Viel mehr Zeit braucht man nämlich nicht, um mit Erfolg an der Börse zu agieren. Denn anders als viele glauben, muss man sich als Anleger nicht zwingend durch Firmenbilanzen wühlen oder permanent Börsenkurse checken und Wirtschaftsnachrichten lesen.

"Viele wissen gar nicht, dass man vieles nicht wissen muss", sagt Professor Michael Grote von der Frankfurt School of Finance lapidar und verweist auf die Vorzüge langfristiger Geldanlage mit Fonds und ETFs. Diese übernehmen nämlich für Anleger die komplexe Auswahl der Wertpapiere und bieten auch Laien für wenig Geld ein systematisches Investment. Selbst Crashs, Krisen und Paniken an den Märkten kann man getrost ignorieren und aussitzen. Denn den besten Zeitpunkt zum Ein- und Aussteigen trifft man sowieso nicht.

Statt mit dem richtigen Timing steht und fällt der Erfolg an der Börse nämlich mit den richtigen Anlageprodukten. Sie sollten vor allem zu den individuellen Bedürfnissen der Anleger passen. Welcher Anlegertyp man ist und wie viele Aktien man verträgt, findet man heraus, indem man die Grundsatzfragen rechts beantwortet.

Auf dieser Basis kann man sich für einen der drei Depotvorschläge entscheiden. Gegliedert sind sie nach dem Aufwand, den man mit den Depots hat. Wer weder Lust noch Zeit hat, sich mit Gelddingen zu beschäftigen, sollte sich als "Minimalist" einstufen. Wer Spaß am Investieren hat, der findet beim "Börsenprofi" Anregungen. Für strukturierte Anleger gibt es zudem noch einen Mittelweg. Wie genau man die jeweiligen Depots aufbaut, steht im Kasten unten links. Für die Depots selbst braucht man weder riesige Summen noch ein großes Fachwissen.

Langfristig kalkulierbar.

Während sogar das aufwendigste dieser Depots mit fünf Minuten am Tag zu verwalten ist, muss man für den Börsenerfolg in gewisser Hinsicht doch etwas mehr Zeit mitbringen: Erstens beziehen sich die Angaben für den Zeitaufwand nur auf den Aufbau und die Pflege des Depots. Die Wahl des Depotanbieters und die Depoteröffnung kosten leider einmalig etwas mehr Zeit.

Zweitens lässt sich in wenigen Minuten zwar die Saat für den Börsenerfolg ausbringen, die Früchte kann man jedoch erst nach einigen Jahren ernten. Nur mit längerem Anlagehorizont wird Börse nämlich vom Glücksspiel zur kalkulierbaren Sache. So konnte man mit Pech im Finanzkrisenjahr 2008 mit globalen Aktien über 40 Prozent Verlust erleiden oder mit Glück im folgenden Jahr 2009 rund 25 Prozent Plus machen. Über längere Zeiträume hinweg glätten sich diese Schwankungen aber. Statistiken zu globalen Aktien zeigen, dass die Verlustwahrscheinlichkeit bei zehn Jahren Investitionsdauer gegen null sinkt, nach 20 Jahren kann man selbst bei schlechtem Timing mit fünf Prozent Gewinn und mehr rechnen. Und das pro Jahr!

So kann sich selbst mit wenig Zeit und kleinem Budget eine stolze Summe ansammeln und - auch das belegt die eingangs zitierte Studie - ein gutes Gefühl einstellen. Denn während viele Nicht-Aktionäre auf Nachfrage mit Aktien spontan den Begriff "Risiko" assoziierten, dachten die Aktionäre trotz der an den Märkten wiederkehrenden Krisen und Paniken meist an das Wort "Gewinn".

Drei Grundsatzfragen


Wer Geld sinnvoll investieren will, sollte sich fünf Minuten Zeit nehmen, um diese Fragen zu beantworten.

Wie viel Zeit habe ich, um mein Depot zu pflegen?

Hauptversammlungen besuchen, Bilanzen lesen, Wirtschaftsdaten checken, Börsenthemen verfolgen: In die Geldanlage kann man pro Woche viele Stunden investieren. Doch auch wenn dazu die Zeit fehlt, kann man an der Börse erfolgreich sein - sofern man von Anfang an ein zu seinem Zeitbudget passendes Depot unterhält. Hier gilt: "Börsenprofis" mit vielen Positionen, Nischenfonds und Einzelaktien müssen auch mehr Zeit mitbringen, um ihre Investments zu verfolgen, anzupassen und immer wieder zu tauschen. "Minimalisten" mit wenig Zeit sollten hingegen auf wenige, aber sehr breit aufgestellte Investments setzen, die man lange unbeobachtet laufen lassen kann.

Habe ich genug Zeit, einen Crash auszusitzen?

Die Zeit spielt auch bei einem weiteren wichtigen Punkt der Geldanlage eine Rolle, nämlich beim Anlagehorizont. Wer zum Beispiel noch 20, 30 oder 40 Jahre bis zur Rente hat und sich in dieser Zeit ein Vermögen aufbauen will, muss sich keine Sorgen um Börsencrashs machen: Er kann Abstürze aussitzen und deshalb eine hohe Aktienquote haben oder sogar nur auf Aktien setzen. Bisher haben sich deren Kurse selbst nach den härtesten Crashs innerhalb weniger Monate bis Jahre erholt. Wer hingegen nur fünf oder zehn Jahre Anlagehorizont hat, sollte etwas weniger Aktien und daneben auch Anleihen und Gold haben, die bei Börsencrashs mehr Stabilität ins Depot bringen.

Kann man zu jung / zu alt für Aktien sein?

Je älter man ist, desto geringer sollte der Aktienanteil im Depot sein, empfehlen Anlageexperten. Ist das Geld für den Ruhestand gedacht, ist das auch richtig. Schließlich will man nicht, dass dann ein Crash das finanzielle Polster schrumpfen lässt. Aber: immer auf die individuelle Situation achten! Vererbt man sein investiertes Geld, weil man genug Kapital hat, kann man auch im Alter gut mit hohen Aktienquoten leben. Kann man auch zu jung für Aktien sein? Ja, erlaubt ist der Aktienkauf erst ab 18. Es spricht aber nichts dagegen, dass etwa Eltern Depots für Kinder aufbauen. Dort aber bitte keine Zockerpapiere, sondern Produkte wie global anlegende Fonds und ETFs.

Der Minimalist


"Keine Zeit" ist keine Ausrede: Es reichen wenige Klicks, um mit einem einzigen Fonds erfolgreich anzulegen. Gut für Faule: Die beste Strategie ist, den Fonds einfach über viele Jahre laufen zu lassen.

Dass Geldanlage kompliziert sein muss, ist ein Märchen. Eine der besten Börsenstrategien könnte sogar kaum einfacher sein. Sie geht so: Man kauft ein einziges Finanzprodukt und lässt das investierte Geld für sich arbeiten. Klingt fast schon zu simpel, um wahr zu sein? Ist es aber nicht. Hat man bei einem Onlinebroker oder der Hausbank ein Depot eingerichtet, kann man mit nur wenigen Klicks und etwa fünf Minuten Zeitaufwand klug investieren.

Dazu muss man jedoch zunächst eine Entscheidung treffen: Will man das Geld auf einmal investieren oder mit einem Finanzprodukt kontinuierlich sparen? Hat man viel Kapital sinnlos auf einem Konto herumliegen, bietet sich eine Einmalanlage an. Hierbei muss man sich im Klaren sein, dass man auf das Geld für einige Jahre verzichten können muss, weshalb man immer einen Teil auf dem Konto behalten sollte. Herrscht dort aber eher Ebbe, bleibt der Sparplan als Alternative. Hier kann man in Raten von 25 über 50 bis zu mehreren Hundert Euro regelmäßig kleinere Batzen anlegen, die sich im Lauf der Zeit läppern. Dabei ist es sinnvoll, statt zum Beispiel 50 Euro im Monat alle drei Monate 150 Euro zu überweisen. So fallen weniger Gebühren an, denn jede Einzahlung kostet. Sparpläne lassen sich in kürzester Zeit aufsetzen und laufen automatisiert. Es ist auch sinnvoll, dass man das Finanzprodukt, in das man einmal einen größeren Betrag investiert hat, regelmäßig mit kleinen Summen weiter bespart.

Bleibt die zweite und wichtigste Entscheidung: die Auswahl des richtigen Produkts, in das das Geld fließt. In den vergangenen Jahren haben vor allem ETF genannte Indexfonds einen Siegeszug gefeiert. Sie werden sowohl von Investmentprofis als auch von Verbraucherschützern als bestes Basisinvestment empfohlen, weil sie für wenig Gebühren hohe Gewinne und eine sehr gute Streuung versprechen.

Das Paradebeispiel sind ETFs auf den globalen Aktienindex MSCI All Country World (siehe Kasten), in denen 2500 verschiedene Aktien aus fast 50 Industrieund Schwellenländern weltweit stecken, von den USA über Europa bis zu Schwellenländern wie China und Indien, von Techfirmen wie Apple über klassische Industrieunternehmen wie Siemens bis zu Konsumgüterherstellern wie Nestlé. Sein Geld breit zu streuen, ist sinnvoll, weil so Verluste bei einzelnen Aktien, in bestimmten Ländern oder spezifischen Branchen mit Gewinnen bei anderen Aktien ausgeglichen werden. Zudem fallen über längere Zeit schlecht gelaufene Unternehmen aus dem Index, während starke Aufsteiger nachrücken.

Was man jedoch wissen muss: Bei diesem ETF handelt es sich um ein reines Investment in Aktien. Langfristig ist diese Anlageklasse mit Abstand am renditestärksten, in den vergangenen zehn Jahren brachte der globale Index trotz des Kursabsturzes in den letzten Wochen fast 200 Prozent Gewinn - das ist mehr, als die meisten Fondsmanager und Privatanleger mit komplizierten Anlagestrategien schaffen. Kurzfristig muss man aber immer wieder mit Kurseinbrüchen leben. Als der Index Ende 2018 um 20 Prozent abstürzte, hatte er alle Verluste aber schon Mitte 2019 wieder aufgeholt. Nach der Finanzkrise brauchte er jedoch fast sechs Jahre, um das Minus zu egalisieren. Aktionäre müssen also Geduld und Nerven mitbringen.

Für Anleger, denen diese Tugenden fehlen, gibt es Abhilfe: Mischprodukte investieren ebenfalls breit in Aktien, geben ihnen aber auch Anleihen und Rohstoffe bei. Das kostet zwar Rendite, bringt aber mehr Stabilität, da sichere Anleihen in der Regel an Wert gewinnen, wenn die Aktienkurse fallen, und sich auch die Notierungen von Rohstoffen anders als jene von Aktien entwickeln. Mit dem Arero Weltfonds (siehe rechts) bekommt man alle diese Anlageklassen zum Preis eines ETF in einem Produkt. Doch egal ob Arero oder MSCI-World-ETF: Beide Produkte kann man mit gutem Gewissen lange im Depot haben, ohne sich weiter groß um sie zu kümmern.

Basisinvestment: iShares MSCI All Country World


Dieser Indexfonds deckt fast den ganzen globalen Aktienmarkt ab: Der ETF bildet den Welt-Aktienindex MSCI All Country World ab, und zwar, indem er alle dort notierten rund 2500 Aktien kauft. Mit ihm hat man unter anderem die US-Konzerne Apple, Microsoft und Amazon, den Schweizer Lebensmittelgigant Nestlé, den Luxusgüterhersteller LVMH aus Frankreich, den Elektroauto-Pionier Tesla, den deutschen Chemiekonzern BASF sowie den Onlinehändler Alibaba aus China im Depot.

Die Titel im ETF stammen aus fast 50 Industrie- und Schwellenländern, den größten Anteil haben mit 56 Prozent Papiere aus den USA, gefolgt von Titeln aus Japan, Großbritannien, China und Deutschland. Sie decken zudem verschiedenste Branchen ab. Nachteil: Der ETF berücksichtigt keine Nachhaltigkeitskriterien. Wem das wichtig ist, der kann alternativ zum iShares MSCI World ESG ETF (ISIN: IE 00B FNM 3J7 5) greifen, der aber keine Aktien aus aufstrebenden Schwellenländern wie China oder Indien enthält.

Alternative für Vorsichtige: Arero - der Weltfonds


Aktien, Renten, Rohstoffe - aus diesen Abkürzungen setzt sich der Name des Arero Weltfonds zusammen. Das von Professor Martin Weber von der Uni Mannheim entwickelte Produkt investiert nach festen Regeln in Indizes und funktioniert recht einfach: 60 Prozent des Vermögens wird in 2800 auf der ganzen Welt verteilte Aktien angelegt, die den Großteil der Gewinne des Arero bringen. 25 Prozent des Kapitals stecken in relativ sicheren Staatsanleihen aus der Eurozone, die meist dann besonders stark steigen, wenn Aktienkurse fallen. Und 15 Prozent werden in Rohstoffe wie Öl, Gold oder Aluminium investiert, was weitere Diversifikation bringt. Diese Streuung lindert die Schwankungen der Aktien.

Das kostet aber auch etwas: Die Wertentwicklung des Arero ist langfristig deutlich geringer als die eines reinen Aktienfonds. Viele vergleichbar breit aufgestellte Produkte ließ der Arero in Sachen Gewinn und Stabilität aber in den vergangenen Jahren hinter sich, weshalb er die €uro FondsNote 1 trägt.

Der Strukturierte


Auch wer seine Geldanlage breiter aufstellt, überarbeitet sich nicht. Es reicht, einmal im Jahr die Verhältnisse wieder anzupassen und, wenn nötig, ein oder zwei Produkte zu tauschen.

Wer sich ein strukturiertes Portfolio aufbauen will, sollte eine einfache Regel befolgen: nicht alle Eier in einen Korb legen, also Risiken breit streuen. Das ist der Kern der Portfoliotheorie, für die der Ökonom Harry Markowitz 1990 den Nobelpreis erhielt. Wie breite Streuung aussieht, zeigt etwa der Arero Weltfonds, der sein Kapital systematisch in Aktien, Renten und Rohstoffe steckt. Warum sollte man sich also die Mühe machen, selbst ein Portfolio aufzubauen, wenn es bereits Produkte wie den Arero und andere Mischfonds gibt, die das für einen erledigen? Ganz einfach: weil man sich so keinem starren Schema beziehungsweise den Entscheidungen eines Fondsmanagers unterwerfen muss, sondern nach eigenem Geschmack Akzente setzen kann.

Das ist gar nicht zeitaufwendig. Denn für ein diversifiziertes Portfolio mit persönlicher Note reichen vier bis sechs Investments, die man nur von Zeit zu Zeit kontrollieren muss. Basis sollte der auf Seite 45 vorgestellte ETF auf den globalen Aktienindex MSCI All Country World sein. Mit etwa 2500 Titeln aus 50 Industrie- und Schwellenländern deckt er große Bereiche der Börsenwelt ab. Um diesen Grundbaustein herum lassen sich als zweites Element Anlageklassen gruppieren, die die Schwankungen von Aktien ausgleichen (grün hinterlegt).

Zum einen ist das Gold. Der Preis des Edelmetalls steigt in der Regel dann stark, wenn die Aktienmärkte einbrechen. Das macht es zu einer guten Krisenversicherung, in die man aber nur einen kleinen Teil des Anlagekapitals investieren sollte. Denn Gold ist unproduktiv. In guten Aktienjahren darf man von ihm keine großen Gewinne erwarten, außerdem zahlt es keine Zinsen. Die gibt es jedoch bei der zweiten Portfolioergänzung: den Anleihen. Hier sollte man auf eher sichere Titel von zahlungskräftigen Schuldnern wie großen Staaten oder Unternehmen setzen. Dafür muss man zwar mit niedrigeren Zinsen leben, Anleihen schmieren in Börsencrashs jedoch nicht parallel mit den Aktien ab, sondern geben dem Depot Halt.

Der dritte Portfoliobaustein verleiht dem Depot eine persönliche Note - und damit im günstigsten Fall einen kleinen Extrakick an Rendite. Am besten geht das mit ein bis drei Fonds und ETFs, die in spezielle Nischen investieren. Wir schlagen auf Seite 48 drei spannende und voraussichtlich lang laufende Trends vor, nämlich Medizintechnik, Wasserinvestments und die Zukunft des Autobaus. Denkbar - und bei Produktanbietern verfügbar - ist jedoch vieles: vom ETF auf Umwelttechnik (Lyxor New Energy) bis hin zum Fonds für Aktien aus dem Haustierbereich (Allianz Pet and Animal Wellbeing). Man sollte nur darauf achten, dass in den Beimischungen nicht Technologieriesen wie Apple, Microsoft, Amazon oder Facebook dominieren, da diese schon im ETF auf den MSCI World sehr hohes Gewicht haben.

Zum Schluss muss man noch die Verhältnisse bestimmen, die die Bausteine im Depot einnehmen. Aus unserer Sicht sind 40 bis 60 Prozent globale Aktien als Basisinvestment, insgesamt 20 bis 40 Prozent Anleihen und Gold sowie insgesamt maximal 30 Prozent an Nischenthemen sinnvoll.

Dabei gilt: Je höher der Anteil des Basisbausteins, desto näher bleibt das Depot an der Durchschnittsrendite globaler Aktien, die von 1990 bis 2020 in Euro gerechnet bei sechs Prozent pro Jahr lag. Je größer dagegen der Anteil von Anleihen und Gold, desto stabiler wird das Portfolio, was aber Rendite kostet. Basis und Ergänzungen können dauerhaft im Depot bleiben, die Spezialthemen kann man nach einiger Zeit gegebenenfalls tauschen. Der Prozentsatz der Bausteine verschiebt sich jedoch nach und nach. So kann zum Beispiel der Aktienanteil nach ein paar Jahren bei 90 statt ursprünglich 50, 60 oder 70 Prozent stehen, weil Aktien die höchsten Gewinne abwerfen. Um das Risiko auszutarieren, sollte man die ursprüngliche Gewichtung wiederherstellen. Doch das ist mit einem Taschenrechner und maximal 15 Minuten Zeit pro Jahr gut machbar.

Ergänzug 10 - 30 Prozent: iShares Global Aggregate Bond


Neben einem Basisinvestment in globale Aktien - etwa über einen ETF auf den globalen Aktienindex MSCI All Country World - sind Anleihen ein unerlässlicher Bestandteil eines strukturierten Portfolios. Eine gute Ergänzung zu Aktien bieten zum Beispiel ETFs, die den Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond Index abbilden, in dem sich nur sogenannte Investment-Grade-Bonds mit unterschiedlichen Laufzeiten befinden, also Anleihen von erstklassigen Schuldnern.

Das sind Staaten wie Deutschland, die USA, Japan oder China, regierungsnahe Organisationen wie die Europäische Investitionsbank, aber auch Firmen wie VW, Mastercard, Novartis oder Goldman Sachs. Diese relativ sicheren Anleihen werfen zwar keine hohen Gewinne ab, geraten in Börsencrashs aber auch weniger unter die Räder als riskante Hochzinsanleihen, sondern legen oft sogar an Wert zu. Damit erfüllen sie ihren Zweck, in turbulenten Börsenphasen wie in den letzten Wochen das Depot einigermaßen stabil zu halten.

Ergänzung 5 - 15 Prozent: Xetra-Gold


Auch Gold gehört mit einem kleinen Prozentsatz in jedes ausgewogene Portfolio. Unkomplizierter und günstiger als der Kauf von Barren und Münzen, die man sicher aufbewahren muss, sind physisch hinterlegte Gold-Zertifikate, die das Auf und Ab des Goldpreises abbilden. Das bekannteste in Europa: Xetra-Gold, das gemeinsam von der Deutschen Börse, dem Goldhersteller Umicore und großen deutschen Banken herausgegeben wird. Das Zertifikat verbrieft den Anspruch auf ein Gramm Gold, das man sich sogar ausliefern lassen kann: Die Herausgeber kaufen das Edelmetall tatsächlich und lagern es in ihren Tresoren ein. Dort liegen derzeit mehr als 200 Tonnen Gold mit einem Wert von über zehn Milliarden Euro. Da die Auslieferung aber sehr teuer ist, bleibt das eher eine theoretische Option, die allerdings einen erfreulichen Nebeneffekt hat: Das Investment gilt als physisches Gold, mögliche Gewinne sind, nachdem man das Zertifikat länger als ein Jahr gehalten hat, steuerfrei.

Beimischung 5 - 15 Prozent: BB Adamant Medtech


Gesundheit ist aus drei Gründen ein beliebter Anlagetrend: Erstens altert die westliche Gesellschaft rapide und benötigt deshalb mehr medizinische Versorgung. Zweitens nimmt der Wohlstand in den Schwellenländern zu, weshalb sich dort immer mehr Menschen Arztbesuche und Arzneien leisten können. Drittens kommen durch Digitalisierung und technologischen Fortschritt immer bessere Behandlungsmethoden auf den Markt.

Ein seit Jahren verlässlicher Fonds, mit dem man auf den Megatrend Gesundheit setzen kann, ist der BB Adamant Medtech & Services. In dessen Portfolio finden sich viele innovative Firmen: Abbott Laboratories stellt zum Beispiel Diagnosegeräte für die Volkskrankheit Diabetes her, Medtronic baut Operationsroboter, und Becton Dickinson vertreibt von der Einmalspritze bis zum Reagenzglas fast alles, was in Krankenhäusern gebraucht wird. Der Fonds ist mit 2,34 Prozent Gebühr zwar teuer, trägt wegen seiner konstant herausragenden Leistungen aber FondsNote 1.

Beimischung 5 - 15 Prozent: Pictet Water


Wasser ist das Lebenselixier der Erde. Mit weltweit steigenden Temperaturen und extremen Wetterereignissen wie anhaltender Trockenheit wird es immer wichtiger, effizient mit Wasser umzugehen und verschmutztes Wasser aufzubereiten. Der Pictet Water Fonds investiert vorrangig in Firmen, die genau das tun. Im Portfolio befinden sich zum Beispiel die privaten Wasserversorger American Water Works und Aqua America aus den USA sowie Severn Trent und die Pennon Group aus Großbritannien, der Entsorgungsund Wasseraufbereitungskonzern Veolia aus Frankreich sowie die Firma Xylem, die Wasseraufbereitungsanlagen, Pumpen und Analysegeräte produziert.

Die Aktien aus diesem Bereich laufen schon seit Jahren stark, und die Chancen stehen gut, dass sie das auch weiterhin tun werden. Wasserfonds werden oft im Bereich der nachhaltigen Fonds gelistet. Allerdings sind oft auch Konzerne in den Fonds, die kritisiert werden, weil sie mit dem Allgemeingut Wasser Gewinne machen.

Beimischung 5 - 15 Prozent: iShares Electric Vehicle


Kaum eine Branche steckt im Moment derart im Umbruch wie der Autobau: Die Elektromobilität scheint nun wirklich durchzustarten, Verbrenner müssen immer effizienter werden, und autonome Systeme nehmen dem Fahrer zunehmend die Arbeit ab. Wer in diesem Bereich investieren will, kann zum iShares Electric Vehicle and Driving Technology ETF greifen.

Neben Elektro- Pionier Tesla findet sich dort zum Beispiel die japanische Firma Keihin unter den größten Positionen. Sie ist Hauptlieferant von Honda und baut unter anderem Vergaser. Daneben sind zum Beispiel das Ford-Spin-off Visteon, das von digitalen Displays bis zu telematischen Systemen verschiedenste Komponenten für das autonome Fahren liefert, sowie die Batteriehersteller Faurecia, Samsung und Panasonic im Portfolio. Der ETF kam 2019 auf den Markt, ist noch klein und kann bisher keine verlässliche Historie aufweisen. Grundsätzlich ist die Branche eher riskant und stark von der Konjunktur abhängig.

Der Börsenprofi


Einzelwerte versprechen eine hohe Rendite - aber nur, wenn man auf die richtigen Aktien setzt. Um die zu finden, müssen Anleger schon etwas Zeit mitbringen.

Wer auch in einzelne Aktien investieren möchte, muss etwas Zeit mitbringen. Denn der Kurs einer Aktie hängt davon ab, wie sich die Geschäfte des jeweiligen Unternehmens entwickeln - auch wenn kurzfristig das Marktgeschehen den Kurs stärker beeinflussen kann, wie die jüngsten Turbulenzen rund um das Coronavirus zeigen.

Langfristig sind die Gewinne des Unternehmens der wichtigste Treiber für den Kurs. Verdient ein Unternehmen mehr, schiebt das den Kurs an, ein niedrigerer Gewinn oder gar ein Verlust lässt die Aktien weniger wert werden. Deshalb wird auch dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) als Hinweis auf den Wert einer Aktie eine so hohe Aufmerksamkeit zuteil. Die Gewinne eines Unternehmens sind aber keine feste Größe, sie schwanken. Deswegen ist es nicht klug, nur auf das KGV zu schielen. Auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) oder die Dividendenrendite zeigen, ob eine Aktie gerade teuer oder günstig ist. Am besten ist es deshalb, auf ein Bündel von Kennzahlen zu achten. Das aber, man ahnt es, kostet etwas Zeit. Anleger kommen also nicht umhin, sich bei der Auswahl einzelner Aktien intensiver mit dem Unternehmen zu befassen.

€uro hat das getan und stellt auf den kommenden Seiten sechs attraktive Aktien für jedes Depot vor. Diese Titel sind aber nur als Auswahl gedacht. Je nach Geschmack und Risikoneigung können sich Anleger auch andere Unternehmensanteile ins Portfolio legen. Dabei sollten aber auch Börsenprofis nicht darauf verzichten, breit zu streuen. So empfiehlt sich auch hier, das Depot mit verschiedenen Bausteinen zu strukturieren und Einzelaktien als Beimischung zu nehmen. Da dabei der Kern des Portfolios dauerhaft beibehalten wird, kann man "seine" Einzelaktien im Depot genau verfolgen und hat auch Zeit, unter Umständen neue Aktien zu suchen. Mit einer halben Stunde Zeitaufwand pro Woche sollte das ohne Weiteres machbar sein.

Beimischung 3 - 5 Prozent: Allianz


Wenn es Anlegern um Stabilität geht, ist die Allianz-Aktie erste Wahl. Die Münchner zahlen sehr zuverlässig Dividenden - und das zudem noch recht großzügig. Das sorgt dafür, dass ihre Aktie derzeit eine ziemlich attraktive Dividendenrendite von 5,4 Prozent bietet. Und um die Finanzkraft des weltgrößten Versicherers muss man sich ohnehin keine Sorgen machen, er sitzt auf einem komfortablen Kapitalpolster. Die Allianz kann dank ihrer breiten Produktaufstellung Schwächen in einer Sparte gut ausgleichen. Zuletzt etwa schwächelte die Schadenund Unfallversicherung, dafür lief es bei der Lebens- und Krankenversicherung sowie in der Vermögensverwaltung, zu der der USVermögensverwalter Pimco und die europäische Allianz Global Investors gehören, besser. Positiv ist zudem, dass die Allianz immer wieder mal eigene Aktien zurückkauft und so den Kurs des Papiers unterstützt.

Beimischung 2 - 4 Prozent: Danaher


Schon im Namen Danaher ist die Philosophie des US-Mischkonzerns verankert. Namensgeber ist ein Fluss im Bundesstaat Montana, der wiederum das keltische Wort "Dana" in sich trägt, was "schnell fließend" bedeutet. Laut Danaher selbst eine treffende Bezeichnung für "die flinke Denkweise und den raschen Innovationsfluss, die das Unternehmen seit Jahrzehnten auszeichnen". Der Konzern sitzt in Washington und hält zahlreiche Beteiligungen an Firmen, die in einem der folgenden drei Geschäftsbereiche tätig sind: Diagnostik, Umwelt und Biowissenschaften. Den früheren vierten Geschäftsbereich Dental hatte der Konzern vor ein paar Monaten abgespalten und unter dem Namen Envista Holdings an die Börse gebracht. Danaher schafft es immer wieder, attraktive Beteiligungen zu erwerben und sie dann später mit Gewinn zu veräußern. Die Aktie befindet sich in einem langjährigen Aufwärtstrend.

Beimischung 3 - 5 Prozent: Johnson & Johnson


"Kaufen und liegen lassen" - dieses Motto gilt eigentlich kaum noch für Aktien in Zeiten von Hochfrequenzhandel und volatilen Börsen. Die Aktie von Johnson & Johnson (J & J) macht da eine Ausnahme, mit ihr können Anleger wenig falsch machen. Das Unternehmen wächst stetig und ist sehr solide finanziert. Das zeigt sich auch in seiner Finanzkraft: Der US-Konsumgüter- und Medizingigant bekommt von den drei großen Ratingagenturen die absolute Bestnote (S & P und Fitch: "AAA", Moody’s: "Aaa"). Damit liegt die Bonität des Herstellers von Neutrogena-Kosmetik, Penaten-Babypflege oder Listerine- Mundhygiene auf einer Stufe mit Ländern wie Deutschland oder der Schweiz. Das sagt viel über das Traditionsunternehmen aus, das seit 56 Jahren die Dividende stetig erhöht hat. J & J bietet neben Konsumgütern auch rezeptpflichtige und frei verkäufliche Medikamente und Medizintechnik an.

Beimischung 2 - 4 Prozent: L’Oréal


Produkte aus dem Hause des französischen Kosmetikriesen L’Oréal kennt wohl jeder. Zu den Marken bei den Kosmetika und Körperpflegeprodukten gehören neben L’Oréal selbst etwa Garnier oder NYX Cosmetics. In der Haarpflege sind die Pariser unter anderem mit Kérastase oder Redken vor allem in den Friseursalons rund um den Globus präsent. Das Luxusmarken-Portfolio umfasst unter anderem Lancôme, Biotherm und Helena Rubinstein. Schließlich ist der weltgrößte Kosmetikkonzern auch in Apotheken etwa mit Vichy, La Roche-Posay oder Roger & Gallet präsent. Das Unternehmen hat zwei Großaktionäre: Den größten Anteil hält Téthys SAS, das Investmentvehikel der Familie Bettencourt- Meyers, mit 27,3 Prozent. Es folgt der Schweizer Nahrungsmittelriese Nestlé mit 23,3 Prozent. Allerdings kommt es immer wieder zu Spekulationen, dass sich Nestlé von seinem Anteil trennen könnte.

Beimischung 1 - 3 Prozent: Tokyo Electron


Wenn es um die Zukunft geht, dann ist Tokyo Electron mit dabei. Die großen Techniktrends treiben das Geschäft des Unternehmens mit Sitz in der japanischen Hauptstadt: Dazu gehören etwa das Internet der Dinge, das Alltagsgegenstände wie Kühlschränke oder Autos vernetzt. Und Big Data, wo künstliche Intelligenz riesige Datenmengen sammelt und auswertet, sowie das dezentrale Abspeichern in der Cloud. Tokyo Electron produziert Elektronik für die Industrie, zum Beispiel Maschinen, um Halbleiter herzustellen. Produktionsausrüstung für diese Komponenten, die dann beispielsweise in Computern, Servern von Datencentern oder Smartphones verbaut werden, macht mehr als 90 Prozent des gesamten Umsatzes aus. Dazu stellt der Konzern auch das Werkzeug für die Herstellung von Flachbildschirmen her. Abgerundet wird das zukunftsträchtige Portfolio durch Photovoltaik-Produkte.

Beimischung 2 - 4 Prozent: Visa


Die Aktie von Visa kannte lange Zeit nur einen Weg: nach oben. Kein Wunder. Immer mehr Menschen rund um den Globus bezahlen bargeldlos, das spielt dem weltgrößten Anbieter von Kreditkarten in die Hände. Zuletzt aber hat das Unternehmen mit Sitz in Foster City in Kalifornien mitgeteilt, dass es einstweilen mit eher sinkenden Erlösen rechnet. Grund: Das Coronavirus sorgt dafür, dass die Kauflaune bei den Konsumenten sinkt. Das hat der Aktie einen leichten Dämpfer versetzt. Mittel- bis langfristig aber bleibt sie attraktiv. Denn an dem Megatrend zum bargeldlosen Bezahlen wird sich nichts ändern. Und Visa spürt zudem, wie positiv Skaleneffekte sein können. Ist einmal die technische Infrastruktur ausgerollt, sinken die Kosten pro Transaktion. Je mehr Kunden auf Visa zurückgreifen, desto besser entwickeln sich so die Gewinne. Diese Perspektive macht die recht hohe Bewertung der Aktie wett.