Bereits 2020 waren die Anteilsscheine mit einem Kursplus von 80 Prozent der Favorit im Dax. Der Konzern profitiert seit Monaten von der Corona-Krise: Restaurants sind wegen der Lockdowns geschlossen, und dort, wo sie geöffnet sind, trauen sich viele Menschen aus Angst vor einer Corona-Infektion nicht mehr in Gaststätten. Dieser Trend befeuert die Geschäfte des Unternehmens, das erst im August für den wegen eines Bilanzskandals insolventen Zahlungsabwickler Wirecard in die erste deutsche Börsenliga aufgerückt war.
Delivery Hero darf zudem nun auch wie geplant in Asien mit der Übernahme des südkoreanischen Lieferdienstes Woowa expandieren. So hatte die koreanische Kartellbehörde KFTC nach Weihnachten den Zusammenschluss mit dem dortigen Unternehmen Woowa Brothers wie erwartet unter Auflagen genehmigt. Die Behörde verlangt unter anderem den Verkauf der Südkorea-Tochter Yogiyo. Delivery Hero fügt sich.
Die Forderung stand im Einklang mit einem ersten Bericht eines Überprüfungsteams der Behörde, der im November bei Anlegern noch auf Enttäuschung gestoßen war. Zwar wollte Delivery Hero die Regulierer vom Behalten der Tochter überzeugen, das gelang aber nicht. Delivery Hero erwartet dennoch den Abschluss der strategischen Partnerschaft für das erste Quartal 2021 und stimmt damit der Forderung der Kartellwächter im Grunde zu.
Mittlerweile überwiegt bei Investoren denn auch eindeutig die Freude über den Deal, den Delivery Hero vor einem Jahr angekündigt hatte. Damals hatten die Unternehmen sich auf einen Preis von 3,6 Milliarden Euro geeinigt, wovon circa 1,7 Milliarden Euro bar fließen sollten, der Rest in Delivery-Hero-Aktien.
Experten halten den Schritt für sinnvoll. Denn Woowa verfügt mit der Marke Baedal Minjok über den größten Online-Essenslieferservices in Südkorea. Auch in Vietnam ist das Unternehmen aktiv.
Analyst Adrien de Saint Hilaire von der Bank of America hob sein Kursziel nun von 130 auf 150 Euro an und bekräftigte sein Kaufvotum. Die kartellrechtliche Freigabe der Woowa-Übernahme in Südkorea sei ein wichtiger positiver Schritt, der vorerst Unsicherheit von der Aktie nehme, schrieb der Experte in einer Studie. Er sichere die führende Stellung des Essenslieferdienstes in einem milliardenschweren Markt. Die Wachstumsperspektiven in Asien überwögen die überschaubaren negativen Auswirkungen des geforderten Verkaufs von Yogiyo.
Mit einem Ziel von 150 Euro ist de Saint Hilaire mittlerweile der optimistischste der von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX erfassten Experten. Allerdings dürften in den kommenden Tagen weitere Analysten ihre Einschätzung der Aktien an den Woowa-Kauf anpassen./mis/ngu/jha/