Niedrige Renditen und teilweise sogar reale Kaufkraftverluste: Anleger, die 2015 auf konservative Staatsanleihen setzen, dürften nur wenig Freude mit ihren Investments haben - das gilt insbesondere für Papiere aus der Eurozone. Auch wenn sich zusätzliche Risiken wie Kursverluste oder Zahlungsausfälle aufgrund des wahrscheinlich nur langsam steigenden Kapitalmarktzinsniveaus in Grenzen halten sollten: Für ein Mehr an Rendite müssen Rentenanleger im neuen Jahr den Euroraum verlassen. Das bedingt zwangsläufig auch ein Mehr an Risiko. Wer bereit ist, dieses Risiko zu tragen, wird zum Beispiel bei USAnleihen fündig. Noch einige Schritte höher auf der Risikoleiter bieten insbesondere Staatsanleihen der Schwellenländer, die in lokaler Währung notieren, nach wie vor interessante Möglichkeiten auf adäquate, weil hohe Renditen.

Europa: EZB gibt den Takt vor

In Europa dürften die Rentenmärkte auch im neuen Jahr am Tropf der Europäischen Zentralbank (EZB) hängen. Zwar wurden auf der EZB-Sitzung im Dezember keine neuen Maßnahmen beschlossen - allerdings gibt es weiterhin Signale, dass bereits Anfang 2015 mit dem Ankauf von Staatsanleihen begonnen werden könnte. Die Bankbilanz könnte sich dadurch weiter ausweiten - im Gespräch ist ein Plus von rund 1 Billion Euro.

Auf die Renditen von Bundesanleihen hätte eine solche Maßnahme einen möglicherweise überraschend positiven Effekt: Sie dürften leicht zulegen. Zu beobachten war eine ähnliche Entwicklung jüngst in den USA: Nach der Ankündigung der mittlerweile ausgelaufenen "Quantitativen Lockerung" - also der Ausweitung der Liquiditätsversorgung durch Anleihenkäufe - sanken die Renditen von US-Staatsanleihen zwar zunächst leicht. Mit der Durchführung des Programms legten sie dann aber wieder zu.

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Peripherie-Staaten als Gewinner

Profiteure weiterer expansiver Maßnahmen der EZB könnten in erster Linie die Peripherie-Länder der Eurozone sein - vorausgesetzt ihre Kapitalmarktzinsniveaus sinken. Das wiederum dürfte in zunehmendem Maße auch von regionalpolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen abhängen: Die Wirtschafts- und Fiskalpolitik, der Ausgang der Wahlen in Spanien und Portugal sowie die wirtschaftliche Entwicklung in Italien und Frankreich haben das Potenzial, für merkliche Schwankungen zu sorgen. Der Spread zwischen einzelnen Euroländern - etwa zwischen Spanien und Frankreich - könnte sich im Einzelfall damit sogar ausweiten.

Ähnlich wie bei den Staatsanleihen spielt die Europäische Zentralbank auch auf dem Markt für gedeckte Schuldverschreibungen, den sogenannten Covered Bonds, eine gewichtige Rolle. Im Rahmen ihres Ankaufprogramms erwirbt sie derzeit wöchentlich Papiere im Gesamtwert von durchschnittlich 2,6 Milliarden Euro. In der Folge sind die vorher ohnehin schon niedrigen Renditen noch einmal gesunken und liegen mittlerweile sogar zum Teil unter den Renditen der entsprechenden Staatsanleihen. Das macht Covered Bonds aus dem Euroraum für Anleger auf absehbare Zeit weitestgehend weniger attraktiv.



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USA: Bessere Lage als in Europa

Anleger, die trotzdem nicht auf konservative Rentenanlagen verzichten möchten, sollten einen Blick über den Atlantik wagen. Denn die USA gehören 2015 zu den interessanteren Rentenmärkten: Gute makroökonomische Rahmenbedingungen wie die geringere Neuverschuldung und eine im Vergleich zur Wirtschaftsleistung insgesamt abnehmende Schuldenquote haben positive Auswirkungen auf den Rentenmarkt. Negative Effekte aus dem Auslaufen der "Quantitativen Lockerung" werden durch eine intakte Nachfrage, etwa aus den Niedrigzinsregionen Japan und Europa, bei abnehmender Emissionstätigkeit kompensiert. Das sollte unserer Ansicht nach die Renditen stabil halten beziehungsweise leicht steigen lassen. Insgesamt bieten US-Staatsanleihen dadurch ein etwas höheres Renditeniveau als ihre europäischen Pendants.

Währungsentwicklung birgt zusätzliches Renditepotenzial

Was den US-Anleihenmarkt noch interessanter machen könnte, ist der Währungsaspekt. Auch hier spielen die erwarteten Kapitalzuflüsse insbesondere aus dem Euroraum und Japan eine entscheidende Rolle: Denn die anziehende Nachfrage nach USDollar wird den Kurs der Weltleitwährung gegenüber Euro und Yen steigen lassen. Wir rechnen bis zum Jahresende 2015 mit einem Wechselkurs von nur noch 1,15 US-Dollar zum Euro. Ein Aufwärtstrend, der sich langfristig fortsetzen könnte: Bereits im Jahr 2017 ist nach unserer Einschätzung die Parität, also ein Wechselkurs von 1:1, möglich. Anleger aus dem Euroraum könnten von einer solchen Entwicklung zusätzlich profitieren.

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Hohe Renditen nur mit deutlich höherem Risiko

Eine im Verhältnis zum Anlagerisiko angemessene Verzinsung können Investoren weiterhin an den Rentenmärkten der Schwellenländer erzielen. Derzeit liegt die durchschnittliche Verzinsung für Papiere in Lokalwährung bei 6,3 Prozent. Allerdings zeigen sich innerhalb dieses Segments deutliche Unterschiede: Auf der einen Seite stehen Länder wie Polen oder Malaysia, die eine vergleichsweise solide wirtschaftliche Entwicklung aufweisen. Ihre Anleihen werden dafür mit 2,2 beziehungsweise 3,9 Prozent aber auch nur relativ niedrig verzinst. Auf der anderen Seite finden sich Staaten wie Brasilien oder die Türkei, die zum Teil deutlich schlechtere Bonitätsnoten aufweisen. Trotzdem, oder gerade deshalb, können auch diese Länder interessante Anlageoptionen bieten: Brasilianische Staatsanleihen beispielsweise zeigten - trotz der politischen Unsicherheiten im Zuge der vergangenen Wahlen - eine ausgeglichene Wertentwicklung und eine laufende Rendite von mehr als 12 Prozent. In der Türkei - deren Papiere aktuell mit 7,8 Prozent rentieren - sorgt der niedrige Ölpreis derzeit für etwas Entspannung in der Leistungsbilanz und verschafft dem Land einen größeren finanziellen Spielraum für die Zukunft.



Interessant werden Schwellenländer-Anleihen für entsprechend risikobereite Investoren aber erst durch die Mischung von vergleichsweise konservativen und chancenreichen Papieren innerhalb eines flexibel verwalteten Portfolios. Denn nur so kann das Chance-Risiko- Verhältnis der Gesamtanlage nachhaltig verbessert werden. Anlegern, die das Risiko von Fremdwährungsanleihen - seien es nun Schwellenländer-Anleihen oder US-Papiere - dagegen nicht in Kauf nehmen möchten, bleibt für das Jahr 2015 eigentlich nur eine Wahl: Um Minirenditen oder gar einen realen Wertverlust zu vermeiden, könnten sie auf Investments außerhalb des Anleihenmarktes ausweichen, die bei moderatem Risiko noch aussichtsreich scheinen - in absehbarer Zeit dürfte das in erster Linie auf Immobilien zutreffen.

Perspektiven 2015: Der Jahresausblick der Deutschen Bank