Deutsche Rüstungsaktien wie Rheinmetall, Renk und Hensoldt haben in den vergangenen vier Wochen Kursverluste zwischen 15 und mehr als 20 Prozent erlitten. Am Donnerstagvormittag wechselten sie aus folgenden Gründen wieder vom Abwärts- in den Aufwärtsmodus.

Die Aktien von Rheinmetall, Renk und Hensoldt verzeichneten am Donnerstagvormittag deutliche Kursgewinne – ein klares Signal, dass Investoren angesichts anhaltender geopolitischer Spannungen im Verteidigungssektor wieder Kauflaune verspüren. Dass Russland die baltischen Nato-Staaten sowie Polen und Rumänien weiterhin bedroht, haben der jüngste Absturz einer russischen Drohne auf polnischem Gebiet sowie der Einsatz von Bundeswehr-Abfangjäger in der rumänisch-ukrainischen Grenzregion aufgezeigt.

Solide Perspektiven bei Rheinmetall & Co.

Der offensichtlich erfolglose Versuch, beim jüngsten Gipfeltreffen in Washington diplomatische Fortschritte zur Beendigung des Ukraine-Kriegs voranzutreiben, dürfte zum Mini-Comeback deutscher Rüstungstitel ebenfalls beigetragen haben. Da keine Waffenruhe beschlossen wurde, werten Marktteilnehmer dies als Indiz für weiterhin steigende Rüstungsausgaben und positionieren sich entsprechend. Derartige Rückschläge beim Friedensprozess wirken sich kurzfristig stabilisierend auf Aktien dieser Hersteller aus, weil das Geschäft mit Verteidigungsrüstungen weiterhin florieren dürfte. Auf lange Sicht sollten Europas Politiker ohnehin zu dem Schluss kommen, dass man Russland in Zukunft misstrauen muss und dem US-Präsidenten Donald Trump nicht blind vertrauen darf.

Der jüngste Kursanstieg bei Rheinmetall, Renk und Hensoldt, die sich am Donnerstag innerhalb ihrer Indizes als Outperformer erwiesen haben, spiegelt nun die Erwartung wider, dass die strategische Bedeutung der Branche angesichts der fortbestehenden militärischen Unsicherheit ungebrochen bleibt. Analysten betonen, dass die Rüstungsunternehmen – allen voran Rheinmetall im Bereich Munitionsproduktion, Renk bei Antriebssystemen und Hensoldt im Sensorik- und Radartechnologie-Bereich – strukturell bestens positioniert sind, um von einer weiter erhöhten Beschaffungsloyalität seitens der NATO-Staaten zu profitieren.

Kurzfristig bleibt der Verteidigungssektor volatil: Die Aktien reagieren höchstwahrscheinlich auch in Zukunft sensibel auf politische Signale, wobei eine weiter eskalierende Situation die Kursfantasien erneut befeuern dürfte, während konkrete Friedensfortschritte die Bewertung belasten könnten. Mit 250-Tage-Volatilitäten in Höhe von 48,9 Prozent (Rheinmetall), 63,8 Prozent (Renk) und 66,9 Prozent (Hensoldt) sollte jedem Anleger allerdings klar sein, dass ein Investment in diesen Sektor starke Nerven erfordert. Dennoch bleibt das übergeordnete Bild positiv: Solange der Konflikt ungelöst bleibt und klare Sicherheitsbedarfe bestehen, dominieren positive Aussichten für Rüstungswerte.

Renk: Charttechnisch besonders spannend

Das Aktien-Trio weist aus charttechnischer Sicht derzeit eine große Gemeinsamkeit auf: Alle notieren komfortabel über ihrer 200-Tage-Linie. Weil sich diese unisono weiter nach oben bewegen, kann man von einem intakten langfristigen Aufwärtstrend sprechen. Besonders interessant sieht übrigens der Chart von Renk aus. Dessen Timingindikator Relative-Stärke-Index rutschte im Zuge der rasanten Talfahrt nämlich unter die Marke von 30 Prozent. Deren Überwinden würden chartorientierte Investoren als Kaufsignal interpretieren. Außerdem verläuft im Bereich von 53 Euro eine leichte Unterstützungszone, die dem MDAX-Wert zusätzlichen Halt bieten dürfte.

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