Zur Begründung verwies der Chef der Kapitalmarktanalyse der Baader Bank vor allem auf die Geldpolitik der EZB. Die Währungshüter haben Anfang März ein bislang ungekanntes Anleihekaufprogramm gestartet. Nach den Plänen will die EZB pro Monat Staatsanleihen und andere Papiere im Wert von 60 Milliarden Euro aufkaufen. Das Programm ist zunächst bis September 2016 befristet. Angesichts der Liquiditätsflut dürften die Renditen von Staatsanleihen auf absehbare Zeit im Keller bleiben, sagte Halver und die Nachfrage nach Aktien weiter steigen.

Der Dax hat alleine seit Ankündigung des Aufkaufprogramms der EZB im Oktober fast 50 Prozent zugelegt. Viele Beobachter halten daher eine Korrektur für überfällig. Dem trat Halver jedoch entgegen. Das Umfeld für Aktien sei weiterhin positiv. Zwar gebe es die Gefahr einer weiteren Eskalation in der Ukraine-Krise. Aber sonst fehlten die Voraussetzungen für einen Crash, sagte Halver. Die Konjunktur in Deutschland oder den USA sei sehr robust. Zudem profitierten die traditionell export-starken deutschen Unternehmen von der jüngsten Schwäche des Euro gegenüber dem Dollar. Dies werde sich im Jahresverlauf auch positiv auf die Gewinnentwicklung der Konzerne auswirken. Erst am Freitag hatte etwa der Walldorfer Softwarekonzern SAP erklärt, man sehe positive Währungseffekte im laufenden Jahr.

Auch ein mögliches Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone habe inzwischen seinen Schrecken auf Investoren weitgehend verloren, sagte Halver. Sollte es zu einem Grexit kommen, könnten die Märkte zwar ein paar Tage unter Druck geraten. Doch danach dürften Anleger rasch zur Tagesordnung übergehen, glaubt der Börsenexperte.

Halver sprach sich erneut für ein zeitlich befristetes Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone aus. Zudem sei ein Schuldenschnitt überfällig, sagte der Kapitalmarktexperte. Dies sei auch im Sinne der Bevölkerung. Nach einer Übergangsfrist von zehn Jahren könne das Land einen neuen Anlauf nehmen.

Bei der Auswahl der richtigen Aktien riet Halver erneut zu dividenden-starken Unternehmen. Langfristig versprächen Titeln mit einer hohen Ausschüttung eine ansehnliche Wertentwicklung. Anleger, die etwa 1997 in die Telekom-Aktie investiert hätten und die Dividende erneut angelegt haben, könnten sich inzwischen über eine Rendite von rund 90 Prozent freuen. Ohne die Wiederanlage der Dividende stünde ein Minus von 14 Prozent, sagte Halver.