Ebenfalls nicht gerade überzeugend haben sich in der jüngeren Vergangenheit auch die meisten Rohstoff-Aktien entwickelt. Geld zu verdienen war zuletzt für Kaufen-und-Halten-Anleger selbst mit den beiden Dick-Schiffen BHP Billiton und Rio Tinto nicht mehr. Deren Kurse notieren per Saldo nur auf einem bereits 2006 erreichten Niveau. Außer den in der Zwischenzeit gezahlten Dividenden war hier somit nichts zu holen. Noch dürftiger sieht die Bilanz sogar für viele Gold- und Silberproduzenten aus. Hier hagelt es seit dem vierten Quartal 2006 sogar heftige Verluste, was sich auch im Chart des Philadelphia Gold and Silver Sector Index widerspiegelt.
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Der Weltwirtschaft fehlt es für boomende Rohstoffe an Schwung
Trotzdem setzen noch immer viele Anleger auf eine baldige Rückkehr des viel beschworenen Rohstoff-Megatrends, wobei das ganz besonders für die Anhänger von Gold und Silber gilt. Komplett abschreiben sollte man eine ganze Asset-Klasse wie die Rohstoffe natürlich nie, aber sich verzweifelt an eine Idee zu klammern, scheint ebenfalls der falsche Weg zu sein. Aktuell gibt es jedenfalls nur wenige Gründe, die für eine schnelle Preiserholung im Rohstoffsegment sprechen. Vielmehr wirken die Faktoren nach wie vor, die zuletzt die Schwäche im Rohstoffsektor bewirkten.
Zu nennen ist da zum einen die bisher nur relativ flaue Erholung der Weltwirtschaft und Stand heute muss auch für 2015 eher mit einer weiteren Wachstumsenttäuschung statt mit einer positiven Überraschung gerechnet werden. Zum anderen darf auch nicht vergessen werden, dass in den vergangenen Jahren zwar auch die Nachfrage gestiegen ist, gleichzeitig aber auch das Angebot ausgeweitet wurde. Laut den Analysten der Deka Bank bietet die nur moderate globale Konjunkturentwicklung und die daraus resultierende verhaltene Rohstoffnachfrage in Kombination mit den in den vergangenen Jahren vielfach ausgebauten Produktionskapazitäten jedenfalls nur wenig Phantasie für starke Rohstoffpreisanstiege.
Noch entscheidender bei der Beurteilung des aktuell vorherrschenden Umfeldes sind aber andere Einflussfaktoren. Dazu zählt auch die sich abschwächende konjunkturelle Dynamik in China. Diese Entwicklung ist auch deswegen nicht zu unterschätzen, weil sich China zum wichtigsten Nachfrager bei vielen Rohstoffen gemauert hat. Während das Land im Jahr 2000 nur gut zehn Prozent des weltweiten Kupferangebots aufsaugte, ist es inzwischen fast die Hälfte geworden. Beim Eisenerz beträgt der Anteil sogar fast 60 Prozent, während es 2000 erst 20 Prozent waren. Umso schwerer fällt es jetzt ins Gewicht, dass die Wachstumsraten bei der Industrieproduktion in China stark nachgelassen haben und zudem auch der Versuch auf eine mehr dienstleistungsgetriebene Volkswirtschaft umzustellen für künftig geringere Zuwachsraten bei der Nachfrage sprechen.
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Entwicklungen bei Dollar und Kapitalflüssen sprechen gegen Rohstoffe
Sogar noch wichtiger als das ist momentan aber der feste Dollar. Denn auch in den vergangenen Jahren gab es ein enges Zusammenspiel von Dollar und Rohstoffpreisen zu beobachten. Das heißt, bei einem fallenden Dollar stiegen die Rohstoffpreise oft, während sie bei einer starken US-Währung tendenziell so wie auch im aktuellen Fall nachgaben. Dieser Zusammenhang ist auch deshalb ein Problem, weil viele Devisenexperten zunächst bis auf weiteres eine feste amerikanische Devise erwarten. So sieht die Citigroup den Kurs zum Euro demnächst in einer Spanne von 1,10 bis 1,20 Dollar handeln und Goldman Sachs hält sogar ein Erreichen der Parität für möglich. Stimmen diese Prognosen, würde über die Währungsschiene anhaltender Druck auf die Rohstoffe ausgehen.
Interessant ist außerdem auch noch ein Phänomen, das sich in den vergangenen 30 Jahren beobachten ließ und auf das Analyst Julien Garran von der UBS hinweist. Demnach hing die Preisentwicklung im Rohstoffbereich in den vergangenen drei Jahrzehnten stark von den internationalen Kapitalflüssen ab. Wurden Gelder aus den Schwellenländern abgezogen, dann neigten die Rohstoffpreise regelmäßig zur Schwäche und umgekehrt. Weil auch jetzt in einem Umfeld einer vermutlich bevorstehenden Zinswende in den USA wieder Abflüsse aus den Emerging Markets drohen, könnte auch aus dieser Ecke wie schon zuletzt Druck auf die Notierungen im Rohstoffbereich ausgehen.
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Die finale Marktbereinigung steht vermutlich erst noch an
Darüber hinaus darf auch etwas anderes nicht vergessen werden. Von Ende 2001 bis mindestens Mitte 2008 ist sehr viel Geld in die Rohstoffmärkte geflossen. Danach wurde die Hausse in diesem Bereich zwar von einem Abschwung abgelöst, viele Marktteilnehmer weigerten sich bisher aber, von der Idee einer 20 Jahre dauernden Rohstoff-Mega-Hausse zu verabschieden. Eine komplette Marktbereinigung hat deshalb vermutlich trotz der dürftigen Performanceergebnisse in den vergangenen Jahren noch immer nicht stattgefunden. Das befürchten auch die Analysten bei der Hessischen Landesbank, denn sie schreiben in einem Branchenreport folgendes: "Die Kapitulation der Rohstoffbullen scheint derweil noch nicht vollzogen zu sein. Erst wenn sich die überwiegende Mehrheit der Finanzinvestoren endgültig von der Idee verabschiedet hat, dass die öffentlichen Stellen in China mit massiven Konjunkturmaßnahmen auch Rohstoffen wieder fühlbaren Aufwind geben, kann marktpsychologisch Entwarnung gegeben werden."
Dem ist beizupflichten und alle Argumente zusammengefasst gibt es derzeit mit Blick auf die Rohstoffe als Ganzes derzeit noch keinen Grund für überschäumenden Optimismus. Dafür sprechen auch charttechnische Überlegungen, denn in den meisten Fällen sind wir weit entfernt von neuen Aufwärtstrends. Wie immer an den Finanzmärkten kann der Wind zwar auch jederzeit wieder drehen, aber darauf sollte erst dann mit einer Übergewichtung der Rohstoffe im Depot reagiert werden, sobald die Charts als Frühindikator entsprechende Kaufsignale abliefern.