BÖRSE ONLINE: Das GfK-Konsumklima-Barometer für Dezember ist mit einem Anstieg um 0,1 auf 9,7 Punkte deutlich besser ausgefallen als erwartet. Der Handelsverband HDE rechnet mit Rekordumsätzen von erstmals mehr als 100 Milliarden Euro im Weihnachtsgeschäft. Heißt das, die Konsumfreude der Verbraucher wird auch 2020 eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur bleiben?
Rolf Bürkl: Vor allem die Konjunkturerwartungen der Verbraucher haben sich zuletzt wieder deutlich aufgehellt. Damit ist der seit Anfang 2018 hier zu beobachtende Abwärtstrend zumindest vorerst gestoppt. Der Indikator ist im November zudem so stark gestiegen wie seit neun Jahren nicht mehr. Das zeigt nach unserer Auffassung, dass sich der seit Anfang 2018 zu beobachtende Konjunkturpessimismus deutlich verringert hat. Das alles macht uns zuversichtlich, dass die gute Kauflaune der deutschen Verbraucher auch im Jahr 2020 trotz aller Krisenherde erhalten bleibt und die Konjunktur antreiben wird.
Welche Gefahren gehen vom immer wieder aufflackernden Handelskonflikt zwischen USA und China für die Konsumlaune aus?
Im Handelskonflikt zwischen USA und China hat sich in den letzten Wochen eine vorsichtige Entspannung angedeutet, auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt wie die jüngste Zuspitzung um die Vorgänge in Hongkong. Die deutschen Verbraucher erwarten dennoch eine allmähliche Entspannung, der Pessimismus schwindet.
Autohersteller wie Daimler oder BMW haben ihren Sparkurs zuletzt verschärft, Audi will fast 10000 Stellen streichen. Könnte derartige Einschnitte der Konsumkonjunktur nicht auch gefährlich werden?
Die Lage am deutschen Arbeitsmarkt ist trotz jüngster Meldungen über neuen Stellenabbau in der deutschen Auto- und Zulieferindustrie weitgehend stabil. Eine deutliche Zuspitzung bei diesen Risikofaktoren könnte tatsächlich die Konsumlaune der Verbraucher signifikant eintrüben. Wir rechnen derzeit aber nicht mit solchen Extremszenarien. Audi beispielsweise hat die Stellenkürzungen über einen längeren Zeitraum angekündigt und verzichtet auf betriebsbedingte Kündigungen.
Immer mehr Banken verlangen von Privatkunden Strafzinsen für Einlagen auf Tagesgeldkonten. Das trifft inzwischen nicht nur vermögende Kunden, sondern immer stärker auch durchschnittliche Anleger. Mit welchen Folgen für das Konsumverhalten der Deutschen rechnen Sie?
Die Banken reagieren mit den Negativzinsen auf die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und geben sie an die privaten Bankkunden weiter. Die Verbraucher werden es sich vor diesem Hintergrund überlegen, ob sie ihr Geld auf der hohen Kante liegen lassen, oder sich lieber Anschaffungen leisten und Ausgaben tätigen, die sie schon länger im Auge haben. Die Notenbank treibt damit letztendlich die Konsumneigung der Deutschen an.