"Wir wollen mehr neue Software in diesem Bereich als unsere Konkurrenz verkaufen, was wiederum bedeutet, dass wir Marktanteile gewinnen", sagt der SAP-Manager, der seit 13 Jahren für SAP arbeitet. Dafür hat der Konzern seine schwer überschaubaren Software-Lösungen rund um die Kundenpflege - wie Marketing, Vertrieb und Kundenservice - zu einem Angebot gebündelt. "Damit bringen wir uns wieder ins Spiel", meint Atzberger, der lange als Stabschef für den Vorstandsvorsitzenden Bill McDermott tätig war. Bisher haben sich die Walldorfer vor allem auf Software zur Unternehmensplanung (ERP) konzentriert, wo sie Marktführer sind. Um mit dem CRM-Pionier Salesforce gleichzuziehen, muss SAP deutlich aufholen. Den Marktforschern von IDC zufolge kommt das Unternehmen aus San Francisco auf einen Anteil von 20 Prozent, gefolgt von Oracle. Microsoft, Adobe sowie SAP rangeln sich abgeschlagen um den dritten Platz.
Das Ringen um neue Kunden läuft auf Hochtouren, weil jeder sein Standbein in dem Wachstumsfeld ausbauen will. Die Experten von Gartner rechnen damit, dass der CRM-Markt seine Größe zwischen 2016 und 2021 auf 66 Milliarden Dollar fast verdoppeln wird. "Der CRM-Markt befindet sich an einem Wendepunkt", sagt Atzberger. Gartner-Analyst Ed Thompson hält die Zusammenführung der Produkte für einen notwendigen ersten Schritt, um SAP wettbewerbsfähiger zu machen. Um letztlich Boden gut zu machen, müsse der Konzern allerdings Neu- statt nur Bestandskunden für C/4 Hana gewinnen. Atzberger kündigte an, auch über den Preis mit Salesforce konkurrieren zu wollen. Der Konzern aus San Francisco sei zwar in Nordamerika stark, aber global gesehen sei "das Bild ganz anders".
ATZBERGER: DATENSCHUTZ IST VERKAUFSARGUMENT
Zugleich führt der Harvard-Absolvent an, dass der Umgang mit dem Thema Datenschutz für SAP spricht: "Wir glauben daran, dass Daten ausschließlich dem Kunden gehören und entsprechend behandelt werden müssen." Es gehe darum, eine stärkere Personalisierung zu erreichen - aber "nicht auf Kosten des Datenschutzes", sagte Atzberger. SAP stehe für einen zustimmungsbedürftigen Ansatz und das sei ein Unterscheidungsmerkmal im Vergleich zu anderen Anbietern. "Viele Kunden kaufen dieses Wertversprechen", sagt Atzberger. SAP verstehe die im Mai in Kraft getretene Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) als eine Möglichkeit für Kunden, ihre Praktiken zu verbessern. Zudem zeige sich, dass sich die DSGVO zu einem globalen Standard entwickele.