Wer im digitalen Geschäft erfolgreich sein will, kommt an Cloud-Diensten nicht mehr vorbei. Egal, ob Netzwerkinfrastruktur, Software oder Speicherplatz - alles wird als Dienstleistung angeboten. Der Kunde bezahlt am Ende nur die Leistung, die er tatsächlich in Anspruch genommen hat. Die Public Cloud oder öffentliche Cloud, die über das Internet offen zugänglich ist, gilt längst als Milliardengeschäft.
Nach Berechnungen des Marktforschers Gartner beliefen sich die Erlöse rund um die Public-Cloud-Dienste im vergangenen Jahr auf 153 Milliarden Dollar - Tendenz weiter steigend. Bis zum Jahr 2021 sollen sich die Umsätze auf 300 Milliarden Dollar verdoppeln.
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Mieten anstatt kaufen
Cloud ist aber nicht gleich Cloud, es gibt jede Menge Variationen. Zu den bekanntesten zählt Infrastructure as a Service (IaaS), das Fundament des Cloud-Computings. Hinzu kommen Software as a Service (SaaS), welche die Nutzung von Software über das Internet beschreibt, und Platform as a Service (PaaS), eine Lösung, mit der sich individuelle Anwendungen in der Cloud entwickeln lassen. Dem IaaS, wo über das Internet die virtualisierten IT-Ressourcen bereitgestellt werden, trauen die Experten in den nächsten Jahren die höchsten Zuwächse zu.
Zwischen 2017 und 2021 gehen die Analysten von einem jährlichen Plus um 29,2 Prozent aus. Wie hoch die Nachfrage nach Infrastrukturdiensten ist, zeigen Daten zum ersten Quartal. Laut dem Marktforschungsinstitut Synergy Research Group legten die Umsätze in diesem Bereich um 51 Prozent zu, die Wachstumsraten der vergangenen fünf Quartale wurden übertroffen.
Am meisten steuerte Branchenprimus Amazon bei, der es mit seiner Cloud-Sparte AWS auf einen weltweiten Marktanteil von rund einem Drittel bringt.
Anteile ausbauen konnte zuletzt Konkurrent Microsoft, der dank einer hohen Nachfrage nach der cloudbasierten Bürosoftware Office 365 seinen Gewinn zum Jahresauftakt überraschend stark steigern konnte. Sowohl Amazon wie auch Microsoft stellen zum einen die Rechenkapazitäten in der Cloud bereit, zum anderen bieten sie die entsprechenden Softwarelösungen dazu.
Im Bereich Unternehmenssoftware konkurriert Microsoft mit SAP und Salesforce. Bei SAP laufen die Geschäfte mit der Cloud so gut, dass sie kürzlich sogar die Umsatz- und Ergebnisprognose für 2018 nach oben pushten. Die Walldorfer profitieren derzeit insbesondere vom milliardenschweren Zukauf der auf Kundenbetreuung (CRM) spezialisierten Firma Callidus. Damit versucht SAP seinem Widersacher Salesforce auf die Pelle zu rücken. Das in San Francisco ansässige Unternehmen ist aber nicht untätig, es schlug Ende März für 5,9 Milliarden Dollar beim Softwarehaus Mulesoft zu.
Überhaupt ist Salesforce ein Pionier im Geschäft mit Anwendungen, die über das Internet bereitgestellt werden. Während sich SAP (zu) lange auf den Verkauf von Lizenzen konzentrierte, haben die Kalifornier seit 1999 die Cloud im Programm. Mit einem Anteil von 18 Prozent ist Salesforce sogar Marktführer im CRM-Bereich.
Die Bilanz fürs abgelaufene Geschäftsjahr 2017/18 (31. Januar) sowie der Ausblick unterstreichen die derzeitige Attraktivität von Salesforce. Zuerst der Blick in die Bücher: Während der Umsatz überraschend stark um ein Viertel nach oben kletterte, kam es auf der Ergebnisseite zum Turnaround. Auch bei der Prognose übertraf Salesforce die Analystenschätzungen.
Der Umsatz soll 2018/19 um ein Fünftel auf 12,6 bis 12,65 Milliarden Dollar steigen, Marktbeobachter hatten nur 12,5 Milliarden Dollar auf dem Zettel. Der bereinigte Gewinn je Aktie wird bei 2,02 bis 2,04 Dollar erwartet, ein Anstieg um satte 50 Prozent.
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Ein ganz besonderer Mix
Zu den besonders starken Wachstumssegmenten im breiten Feld der Datenwolke zählt die Hybrid-Cloud. Das Analysehaus Marketsandmarkets sagt dieser Mischform aus Private Cloud, die Unternehmen nur ihren Mitarbeitern zugänglich machen, und Public Cloud ein durchschnittliches jährliches Wachstum um 22,5 Prozent zwischen 2016 und 2021 voraus. Ein Hauptakteur in diesem Bereich ist Netapp mit seinem umfangreichen Portfolio an Hybrid-Cloud-Datendiensten. Erst Anfang Mai haben die Kalifornier mit Google eine gemeinsame Datenmanagement-Lösung vorgestellt.
Die überlegenen Cloud-Angebote von Netapp spiegeln sich auch in den Geschäftszahlen wider. Im dritten Quartal per Ende Januar zog der Produktumsatz um 17 Prozent an. Auf der Ergebnisseite kam es zwar zu Verlusten, allerdings waren diese der US-Steuerreform geschuldet. Im Abschluss zum vierten Quartal, die Zahlen wird das Unternehmen am 24. Mai (nach Redaktionsschluss) veröffentlichen, dürfte es zu keinen Sonderbelastungen mehr kommen. Analysten rechnen für das Gesamtjahr im Schnitt mit einer Verbesserung des Gewinns je Aktie um 28 Prozent. 2019 und 2020 soll der Profit um weitere 20 Prozent im Schnitt zulegen. Kommt es bei der Zahlenvorlage zu keinen negativen Überraschungen, dürfte sich die Rekordfahrt der Aktie fortsetzen.