Als der Softwarekonzern jüngst seine vorläufigen Zahlen zum vierten Quartal 2021 vorlegte, dürfte vor allem einer zufrieden gewesen sein: Christian Klein. Der Konzernchef verfolgt eine riskante, aber wohl alternativlose Strategie: Bis 2025 soll SAP mindestens 22 Milliarden Euro Umsatz in der Cloud erzielen. Klein scheint auf Kurs, im vierten Quartal hatte sich das Wachstum hier auf 28 Prozent beschleunigt. Fast zehn Milliarden Euro Cloud-Umsatz wurden es im Gesamtjahr.
Der größte Softwarekonzern Europas steckt mitten in einer Transformation. Früher kauften Firmenkunden einmalig Lizenzen bei den Walldorfern. Heute mieten sie Anwendungen samt Service und Serverkapazitäten. Das Abo für den Dienst aus der Cloud bietet mehr Flexibilität und Sicherheit. Anbieter generieren dadurch regelmäßige und gut planbare Umsätze. Das Cloud-Geschäft verhilft Konkurrenten wie Oracle oder Salesforce, die stärker in der Cloud sind, zu hohen Bewertungen an der Börse. Beim erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2022 wird etwa dem US-Wettbewerber Salesforce ein mehr als doppelt so hohes Vielfaches zugebilligt wie SAP.
Zwar sind hohe Investitionen in Produkte und Marketing für den Umbau nötig. Zudem sind Cloud-Produkte zunächst weniger profitabel als der Lizenzverkauf. Dies zeigte sich im ersten Amtsjahr von Klein. Im Oktober 2020 schockte SAP Anleger und verlor auf einen Schlag rund 20 Prozent Börsenwert.
Kunden fragen nach
Dennoch will Klein, der seit 2020 alleiniger Chef ist, noch stärker auf die Cloud setzen. Kunden wollen schließlich auch in die Wolke. "Immer mehr Unternehmen entscheiden sich für SAP, um sich neu aufzustellen, stabile Lieferketten aufzubauen und sich auf dem Weg in die Cloud zu nachhaltigen Unternehmen zu entwickeln."
Klein will seine Strategie entschlossen fortführen. Für 2022 erwartet SAP bei den Cloud-Erlösen einen währungsbereinigten Anstieg um 23 bis 26 Prozent auf 11,6 bis 11,9 Milliarden Euro. Den vorläufigen Zahlen zufolge lag das Wachstum 2021 bei 16 Prozent. Der Gesamtumsatz stieg lediglich um zwei Prozent. Denn im einst ertragsstarken Lizenzgeschäft schrumpften die Erlöse um elf Prozent.
Pause beim Gewinnplus
Wegen der notwendigen Investitionen hatte Klein die Erwartungen für 2021 und 2022 gedämpft. Denn um Wachstumschancen zu nutzen, nimmt er Abstriche beim operativen Ergebnis in Kauf. 2021 sank der Betriebsgewinn um ein Prozent. Für 2022 rechnet Klein mit einem ähnlichen Ergebnis. Am unteren Ende der Prognosespanne entstünde gar ein leichter Rückgang. Für Aktionäre könnte das heikel werden. Analyst Knut Woller von der Baader Bank sieht die Gefahr einer negativen Marktreaktion.
Doch es gibt keine Alternative. Schon jetzt sorgt die Cloud für rund ein Drittel des Umsatzes. Erreicht SAP 22 Milliarden Euro Cloud-Volumen im Jahr 2025, entspräche dies rund 60 Prozent des von Analysten erwarteten Umsatzes - eine Verdopplung. Es wäre ein Meilenstein in Richtung einer Neubewertung durch die Börse. Das günstige Kursniveau nutzen die Walldorfer zum Rückkauf eigener Aktien im Volumen von bis zu einer Milliarde Euro ab Februar bis Jahresende.
Weitsicht: Kurzfristig belastet
der Ausbau des Cloud-Geschäfts, langfristig sollte er sich
für SAP auszahlen. Attraktiv.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 144,00 Euro
Stoppkurs: 97,00 Euro