SAP startet eine KI-Allianz mit OpenAI für Staat und Behörden in Europa. Doch gleichzeitig Brüssel prüft den DAX-Riesen – die Aktie bleibt volatil, aber chancenreich.

SAP macht den nächsten großen Sprung ins KI-Zeitalter: Gemeinsam mit OpenAI will der Software-Riese künftig „souveräne“ Cloud-Dienste für deutsche Behörden, Forschungseinrichtungen und andere öffentliche Institutionen bereitstellen. Für Europas digitale Agenda ist das ein Coup – für Anleger könnte es ein Wendepunkt sein.

Herzstück der Partnerschaft ist die Delos Cloud, eine SAP-Tochter, die auf Microsoft-Azure-Technologie aufsetzt. Dort sollen ChatGPT & Co. ab 2026 speziell für den öffentlichen Sektor verfügbar sein – abgesichert durch EU-Recht, lokale Datenhaltung und höchste Resilienzstandards. Mit der geplanten Ausstattung von bis zu 4.000 Nvidia-GPUs stellt SAP zudem sicher, dass auch rechenintensive Anwendungen sicher betrieben werden können.

„OpenAI for Germany“ – ein Modell für Europa

Die Kooperation passt nahtlos in Europas High-Tech-Agenda, die vorsieht, dass Künstliche Intelligenz bis 2030 bis zu zehn Prozent zur Wertschöpfung des Bruttoinlandsprodukts beiträgt. Für die Bundesregierung ist die Partnerschaft ein strategischer Baustein: „OpenAI for Germany“ bringt die modernsten US-Modelle in ein europäisches Rechtskorsett – ein Signal, dass Europa nicht außen vor bleibt im globalen KI-Wettrennen.

SAP investiert parallel 20 Milliarden Euro in sogenannte „Sovereign Services“, während Amazon 7,8 Milliarden Euro in eine eigene Sovereign Cloud in Brandenburg steckt. Damit kristallisiert sich Walldorf zum europäischen Drehkreuz für sichere KI- und Cloud-Dienste heraus.

Brüssel prüft – regulatorischer Gegenwind

Die Börse reagierte zunächst positiv. Im deutschen Handel legte die Aktie gestern nach Verkündung der News um rund 2 Prozent zu. Heute wurde die Euphorie jedoch wieder gebremst. Fast zeitgleich leitete die EU-Kommission nämlich ein Kartellverfahren gegen SAP ein. Im Raum steht der Verdacht, dass das Unternehmen den Wettbewerb bei Wartungs- und Supportleistungen verzerrt. Konkret soll SAP Kunden zwingen, Wartungen nur beim Hersteller zu buchen – und für nicht genutzte Lizenzen weiter zahlen zu müssen.

Die Aktie reagierte prompt: zeitweise ging um Minus 2,6 Prozent nach unten, zuletzt noch knapp 224 Euro. SAP weist die Vorwürfe zurück und betont, die eigenen Richtlinien seien im Einklang mit dem Recht. Dennoch drohen bei Bestätigung des Verdachts empfindliche Strafen.

Kursfantasie trotz jüngster Schwäche

Für Investoren ergibt sich damit ein Spannungsfeld: Auf der einen Seite die historische Chance, Europas führenden Softwarekonzern an die Spitze der KI-Revolution aufsteigen zu sehen – mit OpenAI, Microsoft und Nvidia an der Seite. Auf der anderen Seite das Risiko langwieriger Ermittlungen aus Brüssel, die Unsicherheit über Margen und Praktiken nähren.

2025 lief für Aktionäre bisher nicht nach Plan: Deutschlands wertvollster Konzern der Welt notiert gegen den positiven DAX-Trend seit Januar um 6 Prozent im Prozent im Minus. Analysten sehen in der OpenAI-Allianz unterdessen einen möglichen Katalysator für die Aktie. Fundamentale Stärke ist bei SAP Geschäftsverkauf freilich vorhanden – im zweiten Quartal stieg der Cloud-Umsatz um 24 Prozent, der freie Cashflow um 83 Prozent. Im Schnitt taxieren Analysten den fairen Wert bei 291 Euro, was einem Aufwärtspotenzial von rund 25 Prozent entspricht.

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SAP (WKN: 716460)