Silberpreis: Die Profis rätseln - Wohin geht die Reise?
· Börse Online RedaktionBedingt durch den US-Feiertag "Thanksgiving" mussten die Marktakteure diesmal länger auf den Stimmungsbericht "Commitments of Traders" warten. Dieser informiert im wöchentlichen Rhythmus normalerweise bereits am Freitag - über die jüngsten Transaktionen und Tendenzen an den Terminmärkten. Der CoT-Report zeigt auf, wie sich die Stimmungen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. In der Woche zum 22. November war unter großen und kleinen Terminspekulanten keine einheitliche Richtung zu beobachten: Es herrschte gewissermaßen eine Trend- und Orientierungslosigkeit.
Mit der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ging es auf Wochensicht von 174.831 auf 169.661 Futures (-3,0 Prozent) bergab. Damit hat sich das allgemeine Interesse an Silber-Futures auf das niedrigste Niveau seit fast neun Monaten reduziert. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Spekulanten hat sich per Saldo aber wenig verändert. Sie hat sich nämlich auf Wochensicht von 78.521 auf 78.232 Kontrakte (-0,4 Prozent) lediglich marginal reduziert. Während große Terminspekulanten skeptischer geworden sind, war unter den Kleinspekulanten eine wachsende Zuversicht registriert worden.
Großspekulanten haben im Berichtszeitraum vor allem ihre Long-Seite überdurchschnittlich stark reduziert. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 62.606 auf 60.167 Kontrakte (-3,9 Prozent) ermäßigt. Kleinspekulanten haben hingegen ihre Netto-Long-Position von 15.915 auf 18.065 Kontrakte (+13,5 Prozent) kräftig nach oben gefahren. Insgesamt lässt sich festhalten, dass große wie kleine Terminspekulanten immer noch deutlich optimistischer als zum Jahreswechsel 2015/16 gestimmt sind, schließlich haben sich ihre jeweiligen Netto-Long-Positionen seither ungefähr verdreifacht bzw. verdoppelt.
Auf Seite 2: American-Eagles-Silbermünzen weniger gefragt
Die von der US Mint gemeldeten Verkäufe von American Eagle-Silbermünzen deuten gegenüber 2015 ebenfalls auf ein nachlassendes Interesse hin. Während von Januar bis November 2015 - trotz zeitweiligem Lieferstopp - insgesamt 44,67 Millionen Feinunzen der weltweit wichtigsten Silbermünze gefertigt und ausgeliefert wurden, schlug in diesem Jahr mit lediglich 37,41 Millionen Feinunzen ein markanter Rückgang von 16,3 Prozent zu Buche. Noch im Oktober verzeichnete die US Mint gegenüber dem Vormonat ein Absatzplus von 1,675 Millionen auf 3,825 Millionen Feinunzen bzw. Stück. Im November 2016 wurden dann mit 3,011 Millionen deutlich weniger Silver-Eagles ausgeliefert. Nach der Wahl von Donald Trump hat Silber spürbar an Attraktivität und fast 10 Prozent an Wert verloren.
Übrigens: Mitte November informierte die US-Wertpapieraufsicht Securities Exchange Commission über die aktuellen Beteiligungsverhältnisse (Stand: 30. September 2016) institutioneller Investoren beim weltgrößten Silber-ETF iShares Silver Trust. Unter den 15 größten Anteilseignern fiel auf, dass eine große Mehrheit von zehn Gesellschaften ihre Bestände mitunter beträchtlich erhöht haben. Insgesamt acht Großanleger haben mehr als eine Million Anteilsscheine erworben. Die höchste Bestandsveränderung war mit plus 7,7 Millionen ETFs bei Susquehanna International registriert worden, die nunmehr als größter Einzelinvestor beim iShares Silver Trust gilt. Besonders interessant: Einen regelrechten Kaufrausch gab es aber auch bei der UBS Group (+6,57 Millionen ETFs) sowie der Bank of America (+4,21 Millionen ETFs) zu beobachten. Mit Käufen in Höhe von 1,67 Millionen bzw. 1,20 Millionen ETFs tauchten in der Statistik erstmals auch die Société Générale und Sprott auf und landeten damit aus dem Stand auf Rang 10 bzw. 12. In diesen Gesellschaften scheint der Silberoptimismus besonders ausgeprägt zu sein.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.