Eigentlich sollte es im 21. Jahrhundert keine Herausforderung mehr sein, pünktlich von "A" nach "B" zu kommen. Der über mehrere Monate andauernde Streik bei der Deutschen Bahn sowie bei den Piloten der Airlines zeigte aber, dass dies nicht selbstverständlich ist. Vor allem die heimischen Autovermieter profitierten, allen voran Branchenprimus Sixt. Mobilität, egal ob beruflich bedingt oder privat, ist ein zentrales Thema im alltäglichen Leben.

Hochwertig ausgestattete Fahrzeuge sind inzwischen selbstverständlich und stellen im Autovermietungsgeschäft kaum noch ein größeres Differenzierungsmerkmal unter den etablierten Anbietern dar. Flexibilität ist hier entscheidend, um gegenüber der Konkurrenz punkten zu können. So bietet Sixt neben der klassischen Tages- und Wochenmiete auch Monatsangebote an und liefert so die passende Lösung für den kurz- und auch mittelfristigen Mobilitätsbedarf.

Gerade der lukrative Bereich der Geschäftsreiseidenden legt besonders hohen Wert auf Schnelligkeit, Bequemlichkeit und Flexibilität im gesamten Anmiet- und Leasingprozess. Kundenspezifische Angebote sind daher der Schlüssel zum Erfolg, natürlich unter Berücksichtigung der Kosten. Hier haben die Bayern in den vergangenen Jahren ihren Service deutlich ausgebaut und bieten als einziger internationaler Anbieter neben der klassischen Autovermietung auch Chauffeur-Dienste, Carpool-Lösungen, Luxury-Cars und Full-Service-Leasing an. Abgerundet wird dies durch zahlreiche strategische Partnerschaften mit renommierten Unternehmen aus der Tourismus- und Mobilitätsbranche.

Besonders mit den Full-Service-Lösungen stellt Sixt auch internationalen Konzernen ein attraktives Angebot bereit. Neben der Finanzierung der Firmenflotte wird auch die komplette Fuhrparksteuerung übernommen. Dies beinhaltet die Fahrzeugauswahl und Fahrzeugbeschaffung einschließlich Wartung und Servicepakete für Schadenfälle. Möglich ist die daraus resultierende komplexe Abstimmung natürlich nur mit modernsten Online- und Mobile-Technologien. Vor allem die online-basierten Lösungen zeigen sehr schnell detaillierte und individualisierte Auswertungen, um so die Fuhrparkosten möglichst genau zu erfassen und effektive Einsparungen zu erzielen.

Ausgehend von den Erfahrungen und Erfolgen auf dem Heimatmarkt haben die Bayern zuletzt vor allem ihre Expansionsstrategie vorangetrieben. In 2008 lag der Auslandsumsatz im Vermietungsgeschäft bei nur 20 Prozent, im vergangenen Jahr waren es bereits 40 Prozent. Der Erfolg gerade in Europa ist vor allem deshalb beeindruckend, weil der europäische Mietwagenmarkt nur um rund zwei Prozent p.a. gewachsen ist. Sixt profitierte somit überdurchschnittlich vom Konsolidierungsprozess in der Branche und steigerte den Marktanteil von sieben Prozent in 2007 auf zwölf Prozent in 2013.

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Sixt erobert die USA



Auch die zuletzt gemeldeten Halbjahreszahlen sowie die erhöhte Jahresprognose zeigen deutlich die anziehende Dynamik. Im zweiten Quartal legte das Geschäft auf dem Heimatmarkt um knapp 14 Prozent zu, außerhalb Deutschlands waren es 35 Prozent. Inzwischen kommt Sixt auf einen Marktanteil in Deutschland von 34 Prozent, unter den Top 5-Anbietern sind 90 Prozent des Marktvolumens verteilt. Hier sind die Wachstumsaussichten daher stark begrenzt, umso wichtiger ist die Expansion im Ausland. Im Blickpunkt stehen vor allem Frankreich und Spanien, hier ist die Konsolidierung vergleichsweise gering und bietet Chancen, schnell Marktanteile zu erobern.

Viele kleinere, regionale Fahrzeugvermieter dürften nach Einschätzung von Warburg Research bei den Einkaufsbedingungen und Flottenbetriebskosten ins Hintertreffen geraten. Zudem punkten die Bayern mit ihren Premiumwagen, gut die Hälfte der angebotenen Mietwagen bei Sixt waren von Audi, BMW oder Mercedes-Benz. Europcar kommt hier Schätzungen zufolge nur auf 20 Prozent, bei den vielen kleineren Vermietern dürfte die Quote noch wesentlich tiefer liegen.

Anleger sollten zudem die Strategie in den USA im Blick behalten. Hier drückt Sixt ebenfalls kräftig aufs Gaspedal. Zwischen Juni 2014 und Juni 2015 ist die Zahl der eigenen Vermietungsstandorte von 22 auf 41 gestiegen. Bisher spielt Sixt in den USA noch kaum eine Rolle, zumal die drei größten Anbieter rund 95 Prozent des Marktes kontrollieren. Allerdings sind die USA aufgrund ihrer Größe mit einem Volumen von rund 23 Mrd. Euro sehr interessant, verglichen mit 12,6 Mrd. Euro in Europa.

Kehrseite der Wachstumsstrategie sind natürlich zunächst höhere Kosten, die auf die Marge drücken. Gerade in Ländern, in denen Sixt sein Geschäft erst noch aufbaut wie in den USA, liegen Auslastung und Umsatzerlöse zunächst im Keller. Dennoch fallen Flottenhaltungs- und Flottenbetriebskosten sowie hohe Werbeausgaben an, da immer eine kritische Menge an verfügbaren Fahrzeugen für Kunden gehalten werden muss. Erst wenn das Geschäft anläuft, verbessern sich auch die Relationen. Alternativ kann Sixt auch über Franchiselösungen seine Präsenz ausbauen. In die Karten spielt dem Unternehmen dabei das wohl noch lange anhaltende niedrige Zinsumfeld, was die Refinanzierungskosten drückt. Zudem ist ab 2016 mit einer Wachstumsverlangsamung zu rechnen, im Gegenzug sollte die Marge daher spürbar anziehen.

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Wer die Wahl hat, hat die Qual



Der kürzlich erfolgte Börsengang der Tochter Sixt Leasing spülte rund 136 Mio. Euro in die Kasse. Sixt hält derzeit noch gut 40 Prozent an dem Börsenneuling. Auch auf Basis der Bewertung sowie im Vergleich zu Europcar sind höhere Kurse gerechtfertigt.

Bleibt abschließend die Frage, welche Aktie Anleger auswählen sollten, die in keinem Index vertretene Vorzugsaktie oder die Stämme, die im SDAX gelistet sind? Letztere weisen deutlich höhere Handelsumsätze auf und damit eine bessere Liquidität. Zudem erhalten Anleger ein Stimmrecht, das aber wohl nur selten von Bedeutung ist. Wer hingegen eher mit kleinen Summen einsteigen möchte und Wert auf eine höhere Dividende legt, sollte bei den Vorzügen zugreifen. Die Verzinsung liegt bei drei Prozent, verglichen mit 2,5 Prozent bei den Stämmen. Börse Online siedelt das Kursziel für die Vorzüge bei 38 Euro an, der Stopp sollte bei 24 Euro platziert werden.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily.

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