Die Zahlen fürs erste Halbjahr waren unterirdisch. Trotzdem kappte das IT-Unternehmen SNP Schneider-­Neureither & Partner die Prognose nicht. Demnach sollte die zweite Jahreshälfte das Ende einer langen Durststrecke markieren. SNP hat sich darauf spezialisiert, anderen Unternehmen die Migration komplexer IT-Landschaften von alten Systemen auf SAP S/4 HANA zu ermöglichen. Immer wenn Firmen IT-Strukturen zusammenführen oder herauslösen müssen, sind die Produkte und Dienstleistungen von SNP hilfreich. Bei der Datenmigration nutzen die Heidelberger ein Eigenprodukt, das Änderungen in IT-Systemen automatisiert, analysiert und umsetzt. Die Konkurrenz kann solche Prozesse nur manuell durchführen.

In den zurückliegenden Jahren fokussierte sich das Management auf Umsatzwachstum und auf den Ausbau der Belegschaft. Entsprechend stieg der Umsatz in den vergangenen zehn Jahren von 20 Millionen auf 131 Millionen Euro, der Mitarbeiterstamm wuchs von 145 auf 1286 Personen. Nach den Jahren des Aufbaus, die oft von Verlusten geprägt waren, soll nun der Schwerpunkt auf Ertragswachstum liegen. Die jüngsten Halbjahreszahlen sehen auf den ersten Blick miserabel aus. Der Umsatz ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum um neun Prozent zurück, die Marge vor Zinsen und Steuern (Ebit) betrug minus zehn Prozent. Mut macht der Auftragseingang, der sich um 27 Prozent erhöhte. Allein im zweiten Quartal stieg der Wert der Aufträge um 76 Prozent. Zudem schloss SNP im August einen richtungsweisenden Vertrag mit einem großen US-amerikanischen IT- und Beratungsunternehmen ab. Der soll dieses Jahr einen Ergebnisbeitrag im oberen einstelligen Millionen-Euro-Bereich liefern.

Daher hält SNP an der Jahresprognose für Umsatz und Ebit-Marge fest. Nimmt man von den jeweils prognostizierten Bandbreiten den Mittelwert, würde dies ein Ebit in Höhe von über vier Millionen Euro fürs Gesamtjahr bedeuten. Die Ebit-Marge würde dann rund drei Prozent betragen. Marcel Wiskow, bei SNP für den Dialog mit den Investoren zuständig, bezeichnete gegenüber BÖRSE ONLINE eine Ebit-Marge von zehn Prozent fürs Gesamtjahr 2020 als "sehr optimistisch, bei gutem Geschäftsverlauf aber nicht unrealistisch".

Auch ein Rückkaufprogramm für rund zehn Prozent der Aktien spricht für steigende Kurse. Die Anteile könnten zum Erwerb anderer Unternehmen oder Beteiligungen eingesetzt werden. Für Nervosität sorgte kürzlich die Meldung, dass Gründer und Vorstandschef Andreas Schneider-Neureither ein Aktienpaket im Wert von 1,5 Millionen Euro verkauft hat (siehe BÖRSE ONLINE EXPRESS 36/2019). Da gleichzeitig aber andere Manager Aktien kauften, sollte das nicht auf schlechte Nachrichten hindeuten.