Favoritenwechsel in der Eurozone: Nachdem Investoren lange Zeit auf den DAX gesetzt hatten, schichten sie nun zusehends Geld in spanische Aktien um in der Erwartung, dass die dortigen Unternehmen von der Konjunkturerholung in der Eurozone profitieren werden. Denn die Firmen aus dem Leitindex Ibex 35 haben einen deutlich größeren Anteil ihres Geschäfts in Europa als die DAX-Unternehmen. Spanien selbst soll in diesem Jahr der Spitzenreiter beim Wirtschaftswachstum der Eurozone sein. Zuletzt hob der Internationale Währungsfonds (IWF) die Prognose von zwei auf 2,5 Prozent an. Die spanische Regierung schraubte ihre Schätzung sogar auf 2,9 Prozent nach oben. Das wäre doppelt so viel, wie die EZB für die Eurozone vorhersagt. Die Reformen am Arbeitsmarkt entfalten ihre Wirkung. Die Liquiditätsschwemme der EZB, die den Euro massiv geschwächt hat, tut ihr Übriges. Die Arbeitslosenquote sank im ersten Quartal zwar, ist aber mit 23,8 Prozent nach wie vor extrem hoch.

Ministerpräsident Mariano Rajoy, der wegen der Wahlen am Jahresende unter Druck ist, hat eine Menge Arbeit vor sich: Wenngleich die Neuverschuldung im vergangenen Jahr leicht gesunken ist, lag sie immer noch bei herben 5,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Insgesamt steht Spanien mit 97,7 Prozent der Wirtschaftsleistung in der Kreide, was einem Schuldenberg von 1,04 Billionen Euro entspricht. Wegen des erwarteten starken Wirtschaftswachstums soll die Neuverschuldungsquote 2015 laut Rajoy auf 4,2 Prozent sinken. Die Arbeitslosenquote werde auf 22,1 Prozent zurückgehen.

Damit hellen sich auch die Perspektiven für die Banken etwas auf. Zuletzt sank der Anteil der faulen Kredite am gesamten Kreditvolumen zwar leicht auf 12,5 Prozent. Aber auch dieser Wert ist noch extrem hoch. Von großer Bedeutung ist, dass die Zinsen nicht weiter steigen, sonst droht der Wirtschaft deutlicher Gegenwind.

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Vom kräftigen Wirtschaftswachstum in Spanien will Telefónica profitieren. Der Telekomriese hat Anfang Mai auf dem Heimatmarkt, der rund ein Viertel der Konzernerlöse beisteuert, die Preise deutlich erhöht. "Wir haben den Ehrgeiz, in diesem Jahr in Spanien zu Umsatzwachstum zurückzukehren", sagte der für das operative Geschäft zuständige Vorstand José María Álvarez-Pallete. Es bedarf aber etlicher Anstrengung, dieses Ziel zu erreichen. Der Konzern verkaufte zuletzt seine britische Tochter O2 UK, um die Nettoschulden von 45,6 Milliarden Euro zu reduzieren, und hat kräftig in sein Glasfasernetz und ins Pay-TV investiert, um mit Paketangeboten in die Erfolgsspur zurückzukehren. Mit besseren Zahlen aus Spanien würde der Konzern die Abhängigkeit vom Geschäft in Lateinamerika verringern. Neben den erwarteten kräftigen Gewinnsteigerungen spricht die Dividendenrendite von 5,7 Prozent für die Aktie.

Aussichtsreich ist auch Distribuidora Internacional de Alimentación (DIA). Im ersten Quartal steigerte der Einzelhandelskonzern den Umsatz um 17 Prozent. Selbst bereinigt um die Übernahme des Konkurrenten El Arbol stand ein organisches Umsatzplus von 6,9 Prozent zu Buche. Denn das Geschäft in den Emerging Markets florierte, wodurch der Anteil der Iberischen Halbinsel auf etwas mehr als 60 Prozent der Konzernerlöse zurückging. In Spanien gewann der Konzern organisch weitere Marktanteile. Vorstandschef Ricardo Currás setzt die Akquisitionstour fort und kaufte im März 144 Eroski-Supermärkte.



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Rückenwind für Windkraft

Eine mögliche weitere Erholung des Ölpreises dürfte die Aktie von Gamesa beflügeln, auch wenn der Titel mit einem KGV von 19 nicht mehr günstig ist. Nach der Restrukturierung der vergangenen Jahre sind die Ergebnisse des Herstellers von Windkraftanlagen im ersten Quartal nach oben geschossen. Wegen des starken Auftragseingangs belief sich der Auftragsbestand am Quartalsende bereits auf 83 Prozent des angepeilten 2015er-Jahresumsatzes. Der Konzern ist gut unterwegs, um im laufenden Jahr die operative Gewinnmarge von 6,7 Prozent auf mehr als acht Prozent zu steigern. "Nun sind wir bereit dazu, neue Herausforderungen anzugehen", so Vorstandschef Ignacio Martín. Am 16. Juni will er Investoren die neuen mittelfristigen Ziele präsentieren.

Der Versorger Iberdrola will zwar erst Anfang nächsten Jahres die neue Strategie vorstellen. Doch die Perspektiven sind gut. Zwar schwächelt das Geschäft auf dem Heimatmarkt noch. Dafür läuft es im Ausland umso besser. Der Konzern besitzt die britische Tochter ScottishPower, die USFirma Energy East und starke Aktivitäten in Brasilien und Mexiko. Er kündigte im Februar die Übernahme des US-Konkurrenten UIL Holdings für rund drei Milliarden Dollar an, um ihn mit Energy East zusammenzuführen. Iberdrola verfügt über ein stabiles Geschäftsmodell und sollte Investoren künftig mit einer guten Dividendenrendite erfreuen. Wir erhöhen bei dem Papier ebenso das Kursziel und den Stoppkurs wie bei Distribuidora und Gamesa.

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