Am Donnerstag kommt die Europäische Zentralbank (EZB) zu ihrer nächsten Sitzung zusammen. Dabei könnte sie nicht nur beschließen, die Leitzinsen weiter zu senken, sondern auch ihr Anleihen-Kaufprogramm (so genanntes Quantitative Easing) wieder aufzunehmen. Aber Anleger fragen sich mittlerweile sogar, ob das alles noch ausreicht und die EZB nicht auch noch Aktien kaufen könnte. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank sieht das nicht als ausgeschlossen an und nennt zwei Gründe dafür, dass die Zentralbank mit Sitz in Frankfurt am Main mittelfristig auch Aktien erwerben könnte:
1. "Die EZB könnte im Fall einer schweren Rezession oder eines Aktiencrashs die Notwendigkeit sehen, den Unternehmen durch den Kauf ihrer Aktien unter die Arme zu greifen, damit sie wieder mehr investieren und die Konjunktur anschieben. 2016 reichte der EZB ein moderater Kursrückgang bei Unternehmensanleihen, um mit dem Kauf dieser Papiere zu beginnen."
Und 2.: "Durch die Einbeziehung von Aktien in ihr Kaufprogramm könnte die EZB signalisieren, dass ihr die Munition nicht ausgehen wird. Wenn sie den Kauf von Anleihen mit einem monatlichen Volumen von 40 Milliarden Euro wieder aufnähme, besäße die EZB in zwei Jahren in einigen Ländern bereits die Hälfte aller Staatsanleihen. Sie könnte dann eine rechtliche Grenze erreicht haben. In dieser Situation könnte sie durch die Einbeziehung von Aktien die Menge der erwerbbaren Wertpapiere deutlich ausweiten."
Krämer glaubt aber nicht, dass die Zentralbank direkt einzelne Aktien erwerben und so auch Stimmrecht auf den Hauptversammlungen erhalten würde. Vielmehr geht der Ökonom davon aus, dass sie ähnlich wie die japanische Notenbank über Indexfonds (ETFs) Aktien kaufen würde.