Süßwaren gelten als Wachstumstreiber in der Nahrungsmittelindustrie. In den vergangenen Jahren legten die Erlöse mit den verzuckerten Gaben deutlich schneller zu als der Gesamtmarkt (siehe Grafik Seite 3). Besonders wichtig für die Branche sind Weihnachten und Ostern. Schokolade allerdings ist das ganze Jahr über der absolute Renner. 2015 verputzte laut Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) jeder Deutsche im Schnitt 9,8 Kilo Schokolade und gab dafür 42,12 Euro aus - so viel wie für keine andere Nascherei. Demzufolge entfallen mehr als ein Drittel der verspeisten Süßwaren auf die braune Substanz.
Schweizer Qualität
In die Hände spielt dies den beiden "Schoggi"-Profis aus der Schweiz, Barry Callebaut und Lindt&Sprüngli. Hinter Erstgenanntem verbirgt sich der weltweit führende Hersteller von hochwertigen Kakao- und Schokoladenprodukten im industriellen Bereich. Das Unternehmen wickelt von der Beschaffung der Kakaobohnen bis zum fertigen Produkt sämtliche Prozesse selbst ab. Nach eigenen Angaben steckt in 25 Prozent aller weltweit verspeisten Kakao- und Schokoladenprodukte Barry Callebaut.
Die Barry-Aktie zählt bereits seit Jahren zu unseren Favoriten. Trotz eines kleinen Gewinnrückgangs im abgelaufenen Geschäftsjahr 2015/16 erklomm der Titel zuletzt unser Kursziel. Die positive Entwicklung ist dem weiterhin optimistischen Ausblick des Unternehmens geschuldet. Barry möchte seine Verkaufsmenge im Durchschnitt der drei Geschäftsjahre bis 2017/18 um vier bis sechs Prozent steigern, der Betriebsgewinn soll währungsberei-nigt stärker wachsen. Wir bleiben bei unserer Kaufempfehlung und heben das Kursziel auf 1300 Euro an.
Als wahrer Meister der Kakaoveredelung gilt auch Lindt & Sprüngli, und das bereits seit mehr als 170 Jahren. Aushängeschilder der Schweizer sind neben dem berühmten goldenen Osterhasen mit der roten Schleife feinste Pralinés, Lindor- oder auch die trendigen Hello-Produkte. Lindt ist inzwischen in mehr als 100 Ländern rund um den Globus präsent und weltweit führend bei Premiumschokolade.
Da das Unternehmen im ersten Halbjahr bei Umsatz und Gewinn nicht so schnell wie erwartet vorankam, hatten wir die Lindt-Aktie auf "Beobachten" herabgestuft. Hohe Rohstoffpreise für Kakao, stagnierende Schokomärkte sowie eine Restrukturierung der US-Tochter Russell Stover bremsten die Geschäftsentwicklung aus. Doch geht das Lindt-Management von einer Beschleunigung des Umsatzwachstums in der zweiten Hälfte des Jahres aus und hält daher am Ziel eines organischen Plus von sechs bis acht Prozent im Gesamtjahr fest. Anleger sollten sich auf die Lauer legen, vor dem Kauf aber eine Bodenbildung der Aktie sowie positive News abwarten.
Für einen Paukenschlag in der Süßwarenindustrie sorgte im Sommer Branchenriese Mondelez. Dieser hatte überraschend Interesse an Hershey angemeldet. 107 Dollar je Aktie legte der Milka-Hersteller für seinen etwas kleineren Konkurrenten auf den Tisch. Dieser aber lehnte ab und sah auch "keine Basis für weitere Gespräche". Hätte der Deal geklappt, wäre der weltgrößte Bonbonkonzern entstanden.
Aus Anlegersicht bevorzugen wir die Mondelez-Aktie, die sich gerade anschickt, die Konsolidierungsphase nach oben aufzulösen. Zudem ist der Titel ist deutlich günstiger als Hershey. In den kommenden zwei Jahren rechnen Analysten mit einem durchschnittlichen Gewinnwachstum von 0,9 Prozent. Dem gegenüber steht ein 2018er-KGV von 17,9. Bei Hershey beträgt das Verhältnis sieben zu 20.
Angriff auf die Spitze
Zwar kein reiner Süßwarenhersteller, aber dennoch eine veritable Größe im Markt ist Nestlé. Im internationalen Vergleich belegen die Eidgenossen Rang 3. Hierzulande ist der Konzern vor allem mit Marken wie After Eight oder Kitkat bekannt. Die Aktie des weltgrößten Nahrungsmittelkonzerns ist aber nicht nur aufgrund seiner Zuckerwaren interessant - sie ist insbesondere eine Wette auf eine Beschleunigung des Wachstums. Das selbst gesteckte Ziel von fünf bis sechs Prozent soll trotz einer jüngsten Verlangsamung bestehen bleiben.
Drei Maßnahmen könnten für mehr Tempo sorgen: Preiserhöhungen in einigen Schwellenländern, der verstärkte Fokus auf die Entwicklung neuer Produkte und der Ausbau des margenträchtigen Gesundheitsgeschäfts. Mit dem Vorstandswechsel 2017 weht diesbezüglich ein frischer Wind im Konzern. Dann wird der ehemalige Fresenius-Chef Ulf Schneider den langjährigen-CEO Paul Bulcke an der Spitze ablösen.