DAS IST LOS BEI SYMRISE:
Bei Symrise dreht sich alles um Geschmack, Düfte und Zusätze für Kosmetika. Der Konzern aus Niedersachsen mischt mit seinen mehr als 30 000 Produkten in vielen Bereichen mit: Ob Probiotika, Babynahrung, Fertiggerichte, Getränke, Kosmetik, Reinigungsmittel, Süßwaren oder Tierfutter - all das und mehr peppt Symrise mit seinen Duft-, Geschmacks- und sonstigen Inhaltsstoffen auf.
Die Geschäfte laufen für den Konzern aus dem niedersächsischen Holzminden seit Jahren rund. Während der Corona-Pandemie trug vor allem eine gute Nachfrage rund um Haustiernahrung sowie Produkte für Hygiene und das Kochen daheim zum Wachstum bei. Zudem holten die Norddeutschen im ersten Halbjahr 2021 Geschäfte nach, die Ende letzten Jahres wegen der Folgen eines Cyberangriffs weggefallen waren. Umsatz und Gewinn legten in den ersten sechs Monaten im Jahresvergleich zu.
Viele Länder hätten gute Fortschritte beim Impfen und im Kampf gegen die Pandemie gemacht, sagte Unternehmenschef Bertram bei Vorlage der Halbjahreszahlen jüngst. Symrise habe klar von der zurückkehrenden Nachfrage und normalisiertem Verbraucherverhalten profitiert. Vor allem die steigende Nachfrage im Bereich Anwendungen für Luxusprodukte sowie nach Produkten für den Außer-Haus-Verzehr liefere Rückenwind. Für das Gesamtjahr wurde Symrise deshalb zuversichtlicher und hob seine Prognosen für das Umsatzwachstum aus eigener Kraft und die bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) an.
Derzeit steht Symrise auf zwei Säulen: In der "Flavor & Nutrition" genannten Sparte produziert der Konzern Geschmacksstoffe für Lebensmittel und Getränke sowie Inhaltsstoffe für Tierfutter, im Segment "Scent & Care" geht es vornehmlich um Düfte und Zusätze für Körperpflegeprodukte, Kosmetik und Reinigungsmittel.
Die Wurzeln von Symrise reichen bis in das Jahr 1874. Damals hatten zwei Chemiker aus Holzminden ein Verfahren zur Herstellung von künstlichem Vanillearoma entwickelt, dem Vanillin. Sie gründeten das Unternehmen Haarmann & Reimer, das 1954 von Bayer gekauft wurde. Von Bayer wechselte Haarman & Reimer zum schwedischen Finanzinvestor EQT, der das Unternehmen mit dem Wettbewerber Dragoco zusammenlegte. Aus dem fusionierten Unternehmen wurde Symrise, 2006 folgte der damals größte Börsengang des Jahres in Europa. Nun steht das Holzmindener Unternehmen vor dem Aufstieg in den Leitindex Dax.
Symrise hat von Anfang an neben Zuwächsen aus eigener Kraft auch auf Übernahmen gesetzt. So schlug Konzernchef Bertram 2013 beim US-Dufthersteller Belmay zu. Im Jahr darauf erwarb Symrise die Mehrheit am schwedischen Probiotika-Hersteller Probi. Im selben Jahr gab es dann noch einen Paukenschlag: Symrise kaufte für 1,3 Milliarden Euro das französische Unternehmen Diana, einen Anbieter von Nahrungsmittelinhaltsstoffen. 2017 kam der britische Säfte-Hersteller Cobell hinzu. Der letzte größere Zugang heißt ADF/IDF. 2019 ließ sich Symrise den US-Hersteller von Tierfutterzusätzen 900 Millionen US-Dollar kosten.
Aktuell kündigte der Konzern an, sein Geschäft mit Sonnenschutz und Farben für Kosmetika mit einer Partnerschaft auszubauen. Dazu beteiligt sich die Gesellschaft mit einem Viertel an dem US-Unternehmen Kobo. Mithilfe der Beteiligung will Symrise Farbkosmetik und Hautpflege miteinander verbinden. Kobo, ein Spezialist für Pulver und Dispersionsfarben für kosmetische Produkte, ist den Angaben zufolge Marktführer bei mineralischen Sonnenschutztechnologien. Branchenkreisen zufolge erwirtschaftet die US-Firma einen Jahresumsatz von rund 100 Millionen Dollar.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Seit ihrem Start an der Börse im Jahr 2006 mit einem Kurs von 17,25 Euro hat sich der Wert der Symrise-Aktie in etwa versiebenfacht. Damit schnitt die Aktie in diesem Zeitraum deutlich besser ab als der MDAX. Einen deutlichen Rückschlag gab es eigentlich nur während der Finanzkrise 2008/09 bis auf gut 7 Euro.
In den vergangenen Jahren kam es zwar immer mal wieder zu kleineren Dämpfern - etwa wegen gestiegener Rohstoffkosten oder Investitionen. Am langfristigen Aufwärtstrend änderten diese aber nichts. Der Aufwärtstrend seit Anfang 2009 ist unverkennbar.
Auch der Corona-Dämpfer im Frühjahr 2020 war schnell vergessen. Am Ende stand für 2020 ein Kursplus von gut 15 Prozent, nach plus 29 Prozent im Jahr 2019. Und auch 2021 sieht es mit einem Anstieg um bislang rund 11 Prozent gut aus. Überhaupt: seit dem Börsengang gab es nur vier Verlustjahre für die Aktie.
Die Marktkapitalisierung ist inzwischen auf gut 16 Milliarden Euro gestiegen. Und da sich der Großteil der Anteile im Streubesitz befindet, wird Symrise Experten zufolge im September in den auf 40 Unternehmen erweiterten Dax aufsteigen. Dort würden die Niedersachsen dann zu den eher kleineren Werten zählen.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Die meisten von dpa-AFX seit Anfang August erfassten Analysten sind vom Geschäftsmodell des Düfte- und Aromenherstellers überzeugt, allerdings erachten viele die Bewertung der Aktien als schon recht hoch. So empfehlen derzeit nur 4 der 14 Experten das Papier noch zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit gut 118 Euro leicht unter dem aktuellen Niveau.
Mit neun Experten hält sich das Gros der Analysten mit einem neutralem Votum zurück, einer rät zum Verkauf. Der Aromen- und Duftstoffhersteller hat nach Ansicht von Analyst Thomas Swoboda der französischen Großbank Societe Generale zwar im zweiten Quartal mit seinem Wachstum und der operativen Marge beeindruckt und die Erwartungen übertroffen. Das Management stehe aber unter Druck, einen großen Zukauf zu tätigen, was wohl eine Kapitalerhöhung nötig machen würde. Daher sei er skeptisch, ob die anspruchsvolle Bewertung mit einem Aktienkurs auf Rekordniveau nachhaltig sei.
Für den Experten James Targett von der Privatbank Berenberg hat Symrise beim Umsatz durch die Bank stark abgeschnitten. Der Ausblick auf das zweite Halbjahr erscheine solide, schrieb er. Auf dem derzeitigen Niveau sei gleichwohl das Potenzial für deutliche Kurssteigerungen begrenzt.
Die europäischen Hersteller von Lebensmittelzusätzen haben nach Ansicht von Analystin Celine Pannuti von der US-Bank JPMorgan eine insgesamt ermutigende Quartalsberichtssaison hinter sich. Allerdings seien die Perspektiven nun erst einmal nicht mehr ganz so rosig. Der Absatz könnte unter Druck geraten, da die Unternehmen hohe Rohstoffkosten an ihre Kunden weiterreichten. Zudem könnten steigende Kosten auf die Gewinnmargen drücken. Insgesamt erscheine der Sektor zumindest auf kurze Sicht recht hoch bewertet.
Analyst Andreas von Arx von der Baader Bank sieht es als ein positives Signal, dass sich das Management trotz zuletzt gestiegener Rohstoffkosten zuversichtlich bezüglich der Entwicklung der Profitabilität geäußert hat. Analyst Charles Eden von der Schweizer Großbank UBS sieht Symrise auf dem besten Wege zum stärksten Umsatzwachstum aus eigener Kraft seit 2010. Der Ausblick erscheint ihm sogar noch konservativ./mne/tav/stw/mis