Normalerweise kommentieren Automanager die Zahlen von Rivalen nicht, doch Daimler-Finanzchef Bodo Uebber beglückwünschte die Amerikaner am Donnerstag geradezu. "Es freut uns, dass Tesla ein gutes Ergebnis gemacht hat", sagte er - während er für das eigene Haus einen Gewinnrückgang präsentieren musste. Teslas Erfolg stimme den weltweit führenden Premiumautobauer aus Stuttgart zuversichtlich für die eigenen E-Autopläne. "Wir kommen nächstes Jahr mit dem EQC auf den Markt, das wird uns anspornen, unsere Elektrostrategie umzusetzen", ergänzte Uebber.
Dank des steigenden Absatzes des Hoffnungsträgers Model 3 in den USA stieg das Nettoergebnis von Tesla im dritten Quartal auf 311,5 Millionen Dollar. Die Aktie reagierte mit einem Kursfeuerwerk. Bestellungen für das Model 3 will Tesla in Europa und China noch vor Ende des Jahres annehmen. Der Verkauf in Europa soll dann 2019 beginnen.
"DAS IST DER STARTPUNKT"
Für die deutschen Autobauer seien die Verkaufszahlen in den USA ein Weckruf, erklärte Arndt Ellinghorst, Analyst vom Investmentberater Evercore ISI. Die anfänglichen Produktionsprobleme der im Vergleich zu den Konzernen in Europa kleinen Autoschmiede seien zu bewältigen. Im dritten Quartal sei Tesla mit einem Absatz von rund 70.000 Fahrzeugen, davon gut 56.000 Exemplaren des Model 3, in den USA fast auf Augenhöhe mit Mercedes und BMW. Diese verkauften jeweils rund 80.000 Pkw. "Das ist der Startpunkt, die Marke ist erfolgreich", sagte Ellinghorst.
Die Deutschen stehen gerade, getrieben von weltweit schärferen Klimaschutzvorschriften, vor einer Elektroauto-Offensive und haben schon zum Angriff auf Tesla geblasen. Audi präsentierte seinen e-tron Mitte September in San Francisco, also vor der Nase von Tesla und seinem schillernden Chef Elon Musk. Mercedes-Benz verkündete, mit dem EQC als erstem vollelektrischen SUV aus dem Hause Daimler den Schalter umzulegen. BMW läutet nach dem erfolglosen Kleinwagen i3 mit dem iNext die nächste Runde ein.
ENDLICH WIEDER GUTE NACHRICHTEN
Tesla-Anleger warteten bereits seit mehreren Quartalen auf gute Nachrichten. Im Vorjahresquartal stand noch ein Verlust von rund 619 Millionen Dollar in der Bilanz. Nicholas Hyett, Analyst bei Hargreaves Lansdown, sagte, die Produktionszahlen Anfang des Monats hätten bereits signalisiert, dass Tesla die Autos ausstoßen könnte: "Die Frage war, ob sie es gewinnbringend machen können." Jetzt zu sagen, dass Teslas Antwort überzeugend sei, sei noch eine Untertreibung.
Musk hatte erstmals im Mai für die zweite Jahreshälfte Gewinne versprochen, wenn die Produktion besser in Gang gekommen ist. Seither ging es allerdings bei Musk und Tesla hoch her: Zwischenzeitlich drohte dem Gründer nach irreführenden Twitter-Nachrichten sogar die Abberufung von der Firmenspitze. Letztlich einigte man sich mit der US-Börsenaufsicht SEC auf die Zahlung von je 20 Millionen Dollar durch Tesla und Musk. Außerdem muss Musk für drei Jahre das Amt des Chairman abgeben, das mit dem deutschen Aufsichtsratschef vergleichbar ist. Vorstandschef von Tesla konnte er bleiben.
Tesla versucht seit einiger Zeit verstärkt, mehr Augenmerk auf die Reduzierung der Kosten und die Erhöhung des Umsatzes zu legen. Im dritten Quartal lieferte das Unternehmen 55.840 Model-3-Fahrzeuge aus und nahm damit mehr als drei Milliarden Dollar ein. Der Umsatz war mit 6,8 Milliarden Dollar mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahrsquartal und übertraf noch die Schätzung von Analysten. Für Tesla ist zukunftsentscheidend, ob es dem Konzern dauerhaft gelingt, für einen Massenmarkt zu produzieren.
rtr