Es ist heute schon sehr wahrscheinlich, dass es im kommenden Jahr zu massiven Änderungen in der Konzernstruktur kommen dürfte. Nachdem die Altlasten - vor allem die Milliardengräber im Stahlbereich jenseits des Atlantiks - geschlossen wurden, will das Management um Heinrich Hiesinger nun die Stahlaktivitäten mit den europäischen Aktivitäten von Tata Steel zusammenlegen. Im September wurde dazu eine Absichtserklärung zur Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens unterschrieben. Nun erfolgt die Prüfung der Bücher. Ziel ist es, den endgültigen Vertrag schon im ersten Quartal 2018 zu unterschreiben und die Trennung des Stahlbereichs Ende 2018 zu vollziehen. Das führt dazu, dass Thyssenkrupp den Stahlbereich und dessen Verbindlichkeiten nicht mehr konsolidieren wird und dadurch die Eigenkapitalquote des Konzerns nach oben springt.

In jedem Fall unterbewertet



Allerdings sind nicht alle Parteien mit diesem Deal zufrieden. Die IG Metall, die die Hälfte der Aufsichtsratsmitglieder stellt, will keine Fusion mit Tata unter diesen Bedingungen. Es soll etwa bei der Kapitalausstattung oder beim Sitz nachgebessert werden. Die Verhandlungen zu diesen Punkten brachten bisher kein Ergebnis. Sollte es keine Einigung geben, drohen die Gewerkschaftler, im Aufsichtsrat gegen das zustimmungspflichtige Joint Venture zu stimmen. Es könnte auf ein Patt hinauslaufen, bei dem Aufsichtsratschef Ulrich Lehner dann sein Doppelstimmrecht verwenden muss.



Nicht sicher ist auch, wie sich Cevian verhalten wird. Der Investor hat ebenfalls Bedenken. Dabei geht es vor allem darum, ob Tata-Pensionäre wirklich ins britische System überführt wurden oder vielleicht doch noch aus dem Stahlbereich heraus versorgt werden müssen. Deshalb scheint Cevian eine Abspaltung anderer Aktivitäten, wie etwa die des Aufzugbereichs, vorzuziehen - sicherlich aus Sicht der Anteilseigner eine lukrative Alternative, die frei von jedem Kartellvorbehalt wäre. Interessanterweise scheinen auch die Gewerkschaften dieses Vorgehen zu favorisieren. Cevian und die IG Metall verfügen über eine Mehrheit im Aufsichtsrat.

Damit bieten sich zwei lukrative Möglichkeiten: der Deal mit Tata oder eine Aufspaltung des Konzerns. Bei der ersten Variante sehen Analysten ein Kurspotenzial bis zu 38 Euro. Werden die Werte von Vergleichsunternehmen herangezogen, könnte bei einer Aufspaltung fast noch mehr möglich sein.