Börse Online: Sie haben eine externe Neubesetzung gefordert, die klare Führung schafft. Verkörpert der neue Aareal-Chef Jochen Klösges Ihre Vorstellungen?
Till Hufnagel: Klösges hat langjährige Erfahrung mit Immobilienfinanzierung. Er hat unseres Wissens in den vergangenen fünf Jahren die Hamburger Erck-Rickmers-Gruppe erfolgreich durch eine sehr schwierige Marktphase der Schifffahrt geführt. Wir glauben, dass er auch bei heiklen Restrukturierungs- und Kostenthemen signifikante Erfahrung gesammelt hat und gewohnt ist, auch schwierige Entscheidungen zu treffen. Wir sind der Meinung, dass der Hauptwert der Aareal Gruppe bei Aareon liegt. Konkrete Softwareerfahrung, die relevant für die Strategie von Aareon sind, hat Klösges unseres Wissens allerdings nicht.
Was sollte er als Erstes anpacken?
Kösges wird sich wohl zunächst ein Bild über die existierende Strategie der Aareal-Gruppe machen. Wir sind weiter der Meinung, dass die Aareal-Gruppe netto keine positiven Synergien in Bezug auf das Softwaregeschäft Aareon schafft. Um die enormen Wachstumschancen für Aareon voll auszunutzen, sollten deshalb die 70 Prozent, die die Aareal-Gruppe noch an Aareon hält, zügig an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Dies wird es erleichtern, dass sowohl Aareon als auch der Bankteil von Aareal mit vollem Fokus geführt werden können.
Was soll mit dem Bankteil geschehen?
Die Strategie des Bankteils von Aareal ist für uns immer noch nicht nachhaltig. Zum einen können wir die von Aareal vorgegebenen 2023er-Ziele nicht nachvollziehen - dazu sind die Vorgaben der Bank zu intransparent. Wir sehen etliche Probleme, die infrage stellen, ob die angepeilten acht Prozent Nachsteuerrendite realistisch sind. Dabei sind wir nicht allein: Keiner der Analysten, die Aareal covern, scheint den Plänen zu glauben.
Klösges gilt auch als Stratege. Könnte er zudem neue Geschäftsfelder aufbauen?
Für uns ist es vor allem wichtig, dass er sehr schnell eine nachhaltige Strategie für den Bankteil von Aareal erarbeitet.
Klösges war bei der Commerzbank maßgeblich an der Übernahme der Dresdner Bank beteiligt. Welche Rolle könnte die Aareal Bank bei einer möglichen Konsolidierung unter den deutschen Banken spielen?
Die Aareal Bank hat in den vergangenen Jahren erfolgreich kleinere und nicht hinreichend profitable Banken gekauft und runterlaufen lassen. Diese Art der Konsolidierung ist im aktuellen Marktumfeld weiterhin relevant.
Was heißt denn "runterlaufen lassen"?
Berechtigte Frage. Was Aareal zum Beispiel beim Immofinanzierer Westimmo gemacht hat, ist Folgendes: Akquisition, Transfer des Kreditbuches auf die Aareal-Systeme, Schließung fast aller Westimmo Operations und Realisierung eines Kapitalgewinns.
Aareal soll also auch künftig eine aktive Rolle in der Konsolidierung spielen?
Auf welcher Seite Aareal spielen wird, wird sich zeigen.
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