"Wir werden das zusammen überstehen." Zuvor hatte Trump mitgeteilt, dass seine Spitzenberaterin Hope Hicks positiv auf das Virus getestet worden sei. Die Nachricht von Trumps Positiv-Test lastete auf den Finanzmärkten. Der Präsident befindet sich in der heißen Phase des Wahlkampfs vor der Abstimmung am 3. November. Staats- und Regierungschefs weltweit wünschten dem 74-Jährigen und seiner 50 Jahre alten Frau schnelle Genesung.

Ein Coronavirus-Test bei US-Vizepräsident Mike Pence und dessen Frau fiel dagegen negativ aus, wie ein Sprecher mitteilte. Der Präsident wird regelmäßig auf das Virus getestet. In seinem Alter gehört er naturgemäß zur Risikogruppe. Zudem gilt er als übergewichtig. In seiner Amtszeit sind bislang zwar keine gesundheitlichen Probleme bekannt, aber Trump ist nicht bekannt dafür, sich körperlich fit zu halten oder eine gesunde Diät einzuhalten. In den vergangenen Wochen hat er Auftritte mit mehreren Tausenden Menschen absolviert, obwohl Experten von Menschenansammlungen abraten. Trump neigt ferner dazu, ungeachtet der Expertenwarnungen in der Öffentlichkeit keine Maske zu tragen.

Trumps Arzt Sean Conley sagte, er erwarte, dass der Präsident seine Amtsgeschäfte "ohne Unterbrechung" weiterführen könne. "Der Präsident und die First Lady fühlen sich derzeit gut, sie planen während ihrer Rekonvaleszenz zu Hause im Weißen Haus zu bleiben", erklärte Conley in einer Mitteilung an die Presse. Die USA sind weltweit am stärksten betroffen von dem Virus. In den USA sind nach einer Auswertung der Nachrichtenagentur Reuters mehr als 7,3 Millionen Fälle bestätigt. Mehr als 207.900 Menschen starben, die positiv getestet wurden. Am Donnerstag hatte Trump noch vorhergesagt, das Ende der Pandemie sei in Sicht.

Medienberichten zufolge war Trumps Beraterin Hicks am Dienstag mit ihm in der Präsidentenmaschine Air Force One nach Cleveland zum ersten TV-Duell gegen den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden gereist. Trumps Positiv-Test rund einen Monat vor der Abstimmung dürfte deutliche Auswirkungen auf den Wahlkampf haben. In einem neuen Tagesplan des Präsidialamts für Freitag fehlte eine ursprünglich vorgesehene Reise nach Florida. Am 15. Oktober soll die zweite von drei geplanten Fernsehdebatten gegen Biden stattfinden. Trump liegt in Umfragen hinter dem Demokraten, in vielen US-Bundesstaaten wird jetzt bereits abgestimmt.

Biden erklärte, er und seine Frau Jill seien in Gedanken bei Trump und dessen Frau. Sie hofften auf eine schnelle Genesung der beiden. "Wir werden weiterhin beten für die Gesundheit und Sicherheit des Präsidenten und seiner Familie", schrieb Biden auf Twitter.

"DENKBAR UNGÜNSTIGE ZEIT"


An den Finanzmärkten sorgte der positive Corona-Test Trumps weltweit für Unruhe. Anleger brachten ihr Geld in Sicherheit, trennten sich von Aktien und griffen zu Gold und Staatsanleihen. Investoren befürchten, dass nun die Unsicherheit zunimmt. "Trumps Ansteckung mit dem Coronavirus wirft in einer heiklen Phase des Wahlkampfes zu viele offene Fragen auf", sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. "Die Corona-Erkrankung kommt für den US-Präsidenten zu einer denkbar ungünstigen Zeit", sagte auch Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank. "Sollte Donald Trump einen schwierigen Krankheitsverlauf erleiden, ist die Glaubwürdigkeit des Präsidenten endgültig beschädigt."

Die staatliche chinesische Zeitung "China Daily" nannte Trumps positiven Test eine weitere Erinnerung daran, dass sich das Virus ausbreite "selbst während Trump verzweifelt versucht hat zu suggerieren, dass es keine Gefahr mehr darstellt". Trump, sein Wahlkampfteam und das US-Präsidialamt hätten von Anfang an "die Gefahr heruntergespielt und sich geweigert, die grundsätzlichen öffentlichen Gesundheitsrichtlinien zu befolgen", hieß es in dem englischsprachigen Blatt weiter. Offiziell erklärte das Außenministerium in Peking, die chinesische Regierung hoffe, dass sich Trump schnell wieder erhole.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte in Brüssel, sie wünsche Trump und seiner Frau "alles Gute" bei der Genesung. Frankreichs Regierungssprecher Gabriel Attal erklärte, dass das Virus niemanden verschone - "einschließlich diejenigen, die sich skeptisch gezeigt haben". Er wünsche Trump eine schnelle Genesung. Der britische Premierminister Boris Johnson wünschte Trump und der First Lady alles Gute. Er hoffe, dass sich beide schnell erholen, sagte Johnson, der selbst mit dem Virus infiziert war und mit Covid-19 mehrere Tage auf der Intensivstation lag. Auch Russlands Präsident Wladimir Putin wünschte Trump eine schnelle Genesung, wie der Kreml erklärte. Zugleich kündigte das Präsidialamt an, dass sich Putin gegen das Coronavirus impfen lassen werde. Russland hat nach eigenen Angaben bereits einen wirksamen Impfstoff entwickelt, was von internationalen Experten allerdings angezweifelt wird.

Auch der Chef der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyeusus, sandte seine "besten Wünsche" an Trump und dessen Frau Melania. Zudem hoffe er auf "eine vollständige und schnelle Genesung", twitterte Ghebreyeusus. Trump hat die WHO mehrfach für deren Umgang mit der Pandemie kritisiert. Zudem droht er damit, dass die USA die in Genf sitzende Organisation verlassen und sämtliche finanzielle Unterstützung streichen werde, weil die WHO zu enge Beziehungen zu China unterhalte.

Trumps Twitter-Post:

Analysten sagen, was das für Finanzmärkte und Konjunktur bedeuten könnte:


JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFVOLKSWIRT:
"Damit ist mitten in der heißen Phase des Wahlkampfs eine zusätzliche Unsicherheit entstanden. Die Auswirkungen auf die Wahl sind dabei offen. Wenn Trump nicht ernsthaft erkrankt, könnte ihm das sogar zum Vorteil gereichen, ähnlich wie dem brasilianischen Präsidenten Bolsonaro. Sollte er dagegen starke Symptome entwickeln, müsste er seinen Wahlkampf unterbrechen und seine Gegner würden ihm noch mehr vorwerfen, dass er das Virus verharmlost habe."

THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:
"Die Corona-Erkrankung kommt für den US-Präsidenten zu einer denkbar ungünstigen Zeit. Gerade im Schlussspurt ist die volle Energie des Kandidaten gefordert. Welche Konsequenzen die Erkrankung für den Wahlausgang haben wird, hängt entscheidend von deren Verlauf ab. Sollte Donald Trump einen schwierigen Krankheitsverlauf erleiden, ist die Glaubwürdigkeit des Präsidenten endgültig beschädigt. Trump hat das Virus oftmals in seinen Auswirkungen heruntergespielt. Ein schwerer Krankheitsverlauf wäre also unter einer nüchternen Analyse gut für Joe Biden. An den Finanzmärkten könnte die Viruserkrankung des Präsidenten für Unruhe sorgen, wenn es zu einer schwierigen Krankheitsverlauf käme. Die ohnehin bestehenden Unsicherheiten würden dann nochmals zunehmen. Soviel steht fest, die Wochen vor den Wahlen werden turbulent."

THOMAS ALTMANN, QC PARTNERS:
"Die Börsen haben in einer ersten Reaktion geschockt auf den positiven Covid-19 Test von Donald Trump reagiert. Damit begibt sich einer der wichtigsten Politiker weltweit in Quarantäne und in den Krankenstand. Von Trumps Krankheitsverlauf wird jetzt abhängen, inwieweit er in die Amtsgeschäfte in den kommenden Wochen wahrnehmen kann. Die Auswirkungen sowohl auf die US-Politik, insbesondere bei der Verhandlung des nächsten Hilfspaketes als auch auf den US-Wahlkampf, können immens sein."

YAKO SERA, MARKTSTRATEGE SUMITOMO MITSUI TRUST BANK:
"Wenn Trumps Symptome mild sind und er sich schnell erholt, könnte seine Unterstützung zunehmen. So ähnlich geschah dies beim brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro. Allerdings schadet dies Trumps Fähigkeit, einen Wahlkampf zu führen, und die Zeit bis zur Wahl wird knapp.

Ob es Trump oder Biden ist, das größte Problem ist die Unsicherheit. Solange wir unsicher sind, wer die Wahl gewinnen wird, ist es für die Märkte schwierig, sich wirklich zu positionieren."

NAOYA OSHIKUBO, ÖKONOM SUMITOMO MITSUI TRUST:
"Trump ist in den Umfragen hinter Biden zurückgeblieben. Es ist ihm eindeutig nicht gelungen, den Abstand nach der ersten Fernsehdebatte zu verringern. Ich vermute, dass die Märkte zu der Ansicht neigen werden, dass Biden die Wahl wahrscheinlich gewinnen wird.

Was mich beunruhigt, ist, dass er noch aggressiver gegenüber China wird, nachdem er sich den Virus selbst eingefangen hat. Denn ich hatte den Eindruck, dass der britische Premierminister Boris Johnson nach seinem Covid-19-Virus noch anti-chinesischer geworden ist. Vorläufig wird es für die Finanzmärkte schwierig sein und im Risikomodus zu sein."

rtr