Alexej Mordaschow nutzt bereits die Gunst der Stunde. Der Russe ist Mitglied des Aufsichtsrats von TUI und hält über die Firmengruppe Unifirm Limited mehr als 30 Prozent der Anteile am größten Tourismuskonzern Europas. Die niedrige Bewertung der Aktie lockt den Hauptaktionär: In den vergangenen Wochen erwarb Mordaschow TUI-Papiere im Wert von fast 450 Millionen Euro.
Es gibt Gründe, warum sich das Investment für Mordaschow finanziell auszahlen dürfte. Die Pandemie hat die Tourismusbranche zwar hart getroffen. Der Umsatz des Marktführers TUI fiel in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres bis Juni 2021 im Vergleich zum Vorjahr um fast 80 Prozent. Unter dem Strich stand ein Verlust von 2,4 Milliarden Euro, die Verschuldung stieg um acht Prozent auf mehr als 6,3 Milliarden Euro. Die Kursentwicklung war entsprechend. Im Frühjahr 2020 verloren die TUI-Papiere mehr als 70 Prozent an Wert und notierten bei Kursen um 1,50 Euro. Anders als in anderen Branchen, in denen die Kurse das Vorkrisenniveau längst wieder erreicht oder übertroffen haben, hinkt die Erholung in der Touristik auch beim Marktführer deutlich hinterher.
Noch hat die Hoffnung auf Normalisierung die Branche nicht erreicht. Dauerhaft mehr als vier Euro wollte der Markt für einen TUI-Anteilschein nicht zahlen, auch nicht, als im Frühjahr die Corona-Beschränkungen weitgehend aufgehoben wurden. Mittlerweile notiert die Aktie wieder bei rund 2,50 Euro. Die vierte Welle der Pandemie hält TUI unter Druck.
Nachholbedarf hoch
Hoffnung aber macht die Urlaubsnachfrage des Sommers 2021, die laut Deutschem Reiseverband einige Wochen lang sogar über dem Niveau von 2019 lag. Nicht nur der Verband wertet das als Indiz für ein großes Urlaubsbedürfnis nach langem Lockdown. Auch TUI-Deutschland-Chef Stefan Baumert zeigt sich zuversichtlich: "Der Nachholbedarf beim Urlaub ist ungebrochen hoch." Der Konzern bleibt optimistisch, dass sich der Tourismus im Sommer des nächsten Jahres auf das Niveau von 2019 erholen kann. Die Pandemie habe einen Pausenknopf gedrückt, Tourismus bleibe ein Wachstumsmarkt. Die Buchungen für den Sommer 2022 aus allen TUI-Märkten seien ermutigend. Trotz des derzeitigen Lockdowns in Österreich, dem Hauptreiseziel der Wintersaison, müsse man auch die Skisaison noch nicht abschreiben.
Der Konzern jedenfalls macht seine Hausaufgaben. Mit einer Kapitalerhöhung von 1,1 Milliarden Euro Anfang Oktober hat TUI seine Bilanz stabilisiert. Die Transaktion sowie verbesserte Marktaussichten veranlassten die Ratingagenturen S & P und Moody’s, die Bonitätseinschätzung des Konzerns um eine Stufe zu erhöhen. Gut möglich, dass der Markt bald wieder Vertrauen in die TUI-Aktie fasst und der Weg zumindest auf Kurse bei vier Euro frei wird. Und zweifelsohne stützen Mordaschows Käufe die Notierung.
Potenzial: Die Aktie bietet ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis.
Einstiegschance für antizyklische,
spekulative Anleger.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 4,00 Euro
Stoppkurs: 1,95 Euro