Die Reisebeschränkungen werden zwar nur langsam gelockert - jedoch profitierte der angeschlagenen Touristikkonzerns TUI von steigenden Buchungszahlen und konnte so den Umsatz von April bis Juni kräftig steigern. Im dritten Quartal stiegen die Erlöse auf 649,7 Millionen Euro nach 71,8 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Erstmals seit Ausbruch der Pandemie erwirtschaftete der hoch verschuldete Konzern auch wieder liquide Mittel: 320 Millionen Euro vor Finanzierungstätigkeit. Die verfügbaren Mittel beliefen sich zuletzt auf 3,1 Milliarden Euro. Die Nettoverschuldung kletterte auf rund 6,3 Milliarden Euro. Das teilte der Konzern am Mittwoch in Hannover mit.
"Die Kundennachfrage und Buchungsdynamik sind ungebrochen hoch, sobald staatliche Reiseeinschränkungen zurückgenommen werden", erklärte TUI-Chef Fritz Joussen. Wenn der Staat eingreife und damit die unternehmerische Freiheit beschränke, zeige sich das an den Buchungen. Mehr als vier Millionen Buchungen für das Sommergeschäft seien erfreulich, so Joussen weiter.
Angebotene Kapazität gedrosselt
Der Reiseveranstalter reduzierte allerdings die angebotene Kapazität in den Sommermonaten auf 60 Prozent des Vorkrisenprogramms aus dem Jahr 2019 von zuvor 75 Prozent. Grund ist vor allem das späte Anziehen des Geschäfts mit Kunden in Großbritannien, neben Deutschland der wichtigste Markt für TUI.
Das Vereinigte Königreich lockerte erst Mitte Juli die Corona-Reisebeschränkungen und damit fast zwei Monate später als die Länder in Kontinentaleuropa. Das Geschäft mit den britischen Kunden ziehe im wichtigen Sommerquartal von Juli bis September an. Aktuell hat TUI 44 Prozent der Reisen des Vorkrisenniveaus verkauft. Vier von fünf Hotels seien offen und acht Kreuzfahrtschiffe seien unterwegs. "Das Geschäft kommt zurück", sagte Joussen.
Unsere Einschätzung zur TUI-Aktie
An der Börse in Frankfurt notiert die TUI-Aktie zur Mittagszeit bei 4,03 Euro, ein Plus von 2,70 Prozent im Vergleich zum Vortagesschluss.
TUI musste mit 4,3 Milliarden Euro staatlicher Finanzhilfe in der Corona-Krise vor der Pleite bewahrt werden. Der Reisekonzern hat erst kürzlich in Verhandlungen mit privaten Banken und der staatlichen Kfw-Bank die Laufzeit von Krediten über 4,7 Milliarden Euro um zwei Jahre auf 2024 verlängern können.
Das ist sicherlich ein wichtiger Schritt um den Konzern mittelfristig wieder auf finanziell gesunde Beine zu stellen. Jedoch ist noch nicht abzusehen ob sich im Herbst und Winter die Corona-Lage wieder derart verschärft, dass international verstärkte Reisebeschränkungen in Kraft treten. Diese würde die geschäftliche Erholung von TUI zunichte machen. Wir bleiben daher bei unsere Einschätzung Verkaufen.
Mit Material von rtr/dpa-AFX