Bridgewater-Gründer Ray Dalio sorgt sich um eine US-Fiskalkrise. Ohne Konsolidierung drohe in drei Jahren eine traumatische Markterschütterung.

Ray Dalio, der Architekt und Lenker eines der größten Hedgefonds der Welt, schlägt erneut Alarm. In einem neuen CNBC-Interview warnt der Bridgewater-Gründer eindringlich vor einer potenziellen Fiskalkrise in den USA und bringt dabei ein Szenario ins Spiel, das den globalen Kapitalmärkten den Boden unter den Füßen entziehen könnte: ein „Finanztrauma“ mit über 50  Prozent Eintrittswahrscheinlichkeit – innerhalb der nächsten drei Jahre.

Auslöser der Sorge ist das jüngst verabschiedete Steuer- und Ausgabenpaket der US-Regierung, das aus Sicht Dalios ein gefährliches Ungleichgewicht zwischen Staatsausgaben und -einnahmen zementiert. Die jährlichen Ausgaben liegen laut Prognose künftig bei rund 7 Billionen Dollar, die Einnahmen bei nur etwa 5 Billionen. Ergebnis: Ein strukturelles Defizit von etwa 7 Prozent des BIP – Jahr für Jahr.

Bereits jetzt beträgt die US-Staatsverschuldung rund 100 % der Wirtschaftsleistung – und sie dürfte laut Dalio bis 2035 auf über 130 % steigen. Auf Haushaltsebene bedeutet das eine Schuldenlast von etwa 425.000 US-Dollar pro Familie. Noch gravierender: Mit der Schuldenlast steigen auch die Zinskosten, die laut Dalio binnen weniger Jahre von aktuell rund 1 Billion auf bis zu 2 Billionen US-Dollar jährlich explodieren könnten.

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Systemisches Risiko – der Bondmarkt wankt

Dalio betont, dass die USA bei Fortsetzung des aktuellen Kurses auf eine kritische Marke zusteuern, die das Vertrauen in den Bondmarkt untergraben könnte. Die US-Staatsanleihen, das Rückgrat der globalen Finanzmärkte, würden so zum Zentrum der Instabilität. Anleger könnten die Papiere als zu riskant ansehen, was zu einem sprunghaften Anstieg der Renditen und einem Einbruch der Kurse führen würde – mit Kettenreaktionen in allen Vermögensklassen.

Ein solcher Vertrauensverlust wäre laut Dalio kein singuläres Ereignis, sondern ein „traumatischer Schock“ für die Märkte – vergleichbar mit einem wirtschaftlichen Herzinfarkt. Die Kombination aus wachsender Verschuldung, explodierenden Zinsen und politischem Stillstand könnte in einen plötzlichen Liquiditätsabfluss münden – ein Szenario, das er als „mehr als 50 Prozent wahrscheinlich“ einstuft, wenn keine Gegenmaßnahmen erfolgen.

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Börsen in der Gefahrenzone

Auch wenn Dalio keine direkten Aussagen zum S&P 500 oder Dow Jones trifft, ist die Botschaft klar: Ein solcher fiskalischer Schock würde alle risikobehafteten Anlagen treffen – und die Aktienmärkte ins Trudeln bringen. Besonders betroffen wären zinssensitive Wachstumswerte und überschuldete Unternehmen. Aber auch Banken, die stark im Anleihemarkt engagiert sind, könnten unter Druck geraten. Die Folge: Ein abruptes Ende des aktuellen Bullenmarktes – oder gar ein Crash.

Dalios Lösung: Eine rasche Konsolidierung des US-Haushalts auf ein Defizitniveau von maximal 3 Prozent des BIP. Dafür bräuchte es massive Ausgabenkürzungen, spürbare Steuererhöhungen oder eine geldpolitische Gratwanderung. Doch genau hier liegt das Problem: In einem polarisierten politischen Umfeld ist fiskalische Disziplin schwer durchsetzbar. Die Versuchung, die Schulden durch inflationäre Geldpolitik zu entwerten, wächst – mit allen Risiken für Dollar-Stabilität und Preisniveau.

Ray Dalios Warnung ist mehr als ein akademischer Hinweis. Sie ist eine explizite Mahnung an Politik und Märkte, strukturelle Risiken ernst zu nehmen. Das Zeitfenster für eine politische Kehrtwende ist laut Dalio eng – und ein Schock an den Börsen ab 2026 keine Black-Swan-Phantasie mehr, sondern ein realistisches Szenario. Für Investoren heißt das: Volatilität bleibt, Absicherung gewinnt an Bedeutung – und der nächste Wendepunkt könnte schneller kommen, als viele denken.

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Infront S&P 500 (WKN: A0AET0)

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