Die US-Geldpolitik und der Diesel-Skandal bei VW dürften die Börsianer auch in der neuen Handelswoche auf Trab halten. "Mit den US-Arbeitsmarktdaten stehen nach der zuletzt verschobenen Zinswende genau die Zahlen an, die die Spekulationen über eine mögliche Zinsanhebung anfachen oder abkühlen", sagt Andreas Lipkow, Marktstratege beim Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. Schon seit Monaten verunsichern die Diskussionen, wann die US-Notenbank an der Zinsschraube dreht, die Märkte. Die Währungshüter um Fed-Chefin Janet Yellen machen ihre Geldpolitik von einer nachhaltigen Erholung der US-Wirtschaft abhängig.

WIRKT SICH VW-AFFÄRE AUF GESAMTE DEUTSCHE WIRTSCHAFT AUS?



Auch die weiter schwelende Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen wird Experten zufolge das Marktgeschehen bestimmen. "Es ist aktuell schwer abzuschätzen, wie hoch die eigentlichen Kosten für das Unternehmen ausfallen werden", sagt Analyst Andreas Paciorek vom Online-Broker CMC Markets. Sollten auch andere Konzerne in den Sog von "Dieselgate" geraten, dürfte der wichtigen Automobilsektor in Deutschland unter Druck geraten. "Allein diese Unsicherheit sollte allzu ausgeprägte Erholungsversuche im Dax noch für eine Weile im Zaum halten." Die Wochenbilanz des Frankfurter Börsenbarometers fiel bis Freitagmittag mit einem Minus von rund zwei Prozent negativ aus. Der VW-Kurs brach in dieser Zeit sogar um 30 Prozent ein.

Nach Ansicht von Ulrich Kater, Chef-Volkswirt der Deka Bank, könnte der Skandal bei den Wolfsburgern die gesamte deutsche Wirtschaft beeinträchtigen. "Das denkbare Spektrum der Folgen ist vielfältig: Es reicht von den unmittelbaren Einbußen im Exportgeschäft der Automobilindustrie über die Ausstrahleffekte auf andere Branchen bis hin zu einem Imageschaden für Produkte 'Made in Germany'." Zuletzt hatten sich Daimler und BMW gegen Manipulationsvorwürfe gewehrt.

MILLIARDENSCHWERE BÖRSENGÄNGE STEHEN AN



Zudem wagen sich trotz der schwankenden Aktienmärkte einige große Unternehmen aufs Parkett. So will die Bayer-Kunststoff-Sparte Covestro am Freitag mit einem Volumen von 2,5 Milliarden Euro den größten Börsengang in Deutschland seit dem Boom-Jahr 2000 hinlegen. "Die anstehenden IPOs dürften einen schweren Stand haben, da viele Investoren angesichts der Marktunsicherheit das Risiko scheuen", sagt Lipkow von Kliegel & Hafner. Bereits am Donnerstag sollen die Aktien der Internet-Anzeigebörse Scout24 erstmals gehandelt werden, das Unternehmen will bis zu 1,6 Milliarden Euro erlösen.

Am Montag wird die Preisspanne für den Auto- und Industriezulieferer Schaeffler festgesetzt. Ihr Debüt am Frankfurter Aktienmarkt wollen die Franken am 5. Oktober feiern. In der Warteschlange steht Finanzkreisen zufolge auch noch Deutschlands größte Containerreederei Hapag-Lloyd.

Reuters