2018 hat sich für den deutschen Aktienmarkt bisher als ein schwieriges Jahr erwiesen. Der Dax notiert jedenfalls deutlich im Minus. Besonders schlecht lief es im Oktober. Denn da setzte es für den deutschen Leitindex einen Abschlag von 6,5 Prozent. Aber auch der MDAX als Index für mittelgroße deutsche Unternehmen kam mit minus sieben Prozent deutlich unter die Räder.
Für die Analysten bei Warburg Research lief der jüngste scharfe Ausverkauf ähnlich ab wie das früher ebenfalls üblich war bei solchen Bewegungen. Das heißt, es wurden alle Titel querbeert verkauft und zwar ohne dabei groß zwischen den einzelnen Werten und deren Anlagestory zu unterscheiden. Aus Sicht von Warburg Research eröffnet aber genau dieses Herden-Verhalten signifikante Anlagechancen für Anleger mit einem langfristigen Investmenthorizont.
Bei der Durchsicht des hausintern beobachteten Anlageuniversums haben die Analysten ausgewählte Einzeltitel identifiziert, die über ein sehr attraktives Chancen-Risiko-Profil verfügen. Einige davon seien auf sehr niedrige Niveaus abgesackt und beinhalteten erhebliches Erholungspotenzial.
Damit sich ein Einzelwert für eine Aufnahme in die Warburg-Value-Chancen-Liste qualifizieren kann, muss er über günstige Bewertungsrelationen verfügen. Wobei diese Anforderung sowohl absolut betrachtet gilt als auch im Vergleich mit der eigenen Bewertungshistorie. Zudem sollte sich die Bilanz in einer soliden Form präsentierten, weil das zu der Flexibilität verhilft, um auch konjunkturelle Täler zu überstehen.
Als Schutz vor weiteren Kursabwärtsrisiken wertet man außerdem eine attraktive Dividendenrendite. Alle Titel, welche die Qualifikation geschafft haben, können darüber hinaus ein erprobtes Geschäftsmodell vorweisen sowie eine gute Marktposition. Zusammengefasst stelle das ein Paket dar, das eine aussichtsreiche Kaufchance bietet, heißt es.
Wir stellen auf den nächsten Seiten fünf deutsche Favoriten aus dem Nebenwertesegment vor, die allesamt mit einer Kaufempfehlung versehen sind. Diese birgt in diesen fünf Fällen zudem ein Kurspotenzial zwischen 49 Prozent und 125 Prozent.
Auf Seite 2: Hornbach Holding
Hornbach Holding (WKN: 608340)
Als besonders werthaltig, weil unterbewertet, bezeichnet Warburg Research die Aktien der Hornbach Holding. Der Beteiligungsgesellschaft traut man einen Anstieg bis auf 80,00 Euro zu. Das heißt, damit die Rechnung aufgeht, müsste der Kurs ausgehend von der aktuellen Notiz von 53,70 Euro um rund 49 Prozent zulegen.
Das hohe Kurspotenzial ergibt sich auch dadurch, dass es mit dem Titel seit gut einem Jahr kontinuierlich nach unten geht an der Börse. Das ist insofern erstaunlich, als die Hornbach-Gruppe zuletzt von einem zufrieden stellend verlaufenen zweiten Geschäftsquartal gesprochen hatte und darauf basierend die Prognose für 2018/19 bestätigt hatte. Dieses sieht ein bereinigtes EBIT in etwa auf dem Niveau des vorherigen Geschäftsjahres von 165,6 Millionen Euro vor.
Die im SDAX notierte Hornbach Holding ist laut dem zuständigen Analysten Thilo Kleibauer mit stillen Reserven in dem von ihm als attraktiv bezeichneten Immobilienportfolio von mehr als 600 Millionen Euro ausgestattet. Zusammen mit einer überzeugenden langfristigen Strategie ergebe sich daraus ein echtes Wertsteigerungspotenzial.
Das Unternehmen sei operativ auf Kurs und werde voraussichtlich seine Ziele für das Geschäftsjahr 2018/19 erreichen. Hinzu komme eine attraktive Dividendenrendite sowie eine Bewertung, die auch im eigenen historisch Vergleich als niedrig einzustufen sei.
Konkret sieht Kleibauer den Umsatz von 2017/18 bis 2020/21 von 4,141 Milliarden auf 4,769 Milliarden Euro steigen. Mit dem Gewinn je Aktie soll es im genannten Zeitraum von 5,11 Euro auf 6,31 Euro nach oben gehen. Auf letztgenannter Basis ergibt sich daraus ein geschätztes KGV von 8,5, was in der Tat als moderat zu bezeichnen wäre. An Ausschüttungen rechnet er für 2018/19 bis 2020/21 mit 1,60, 1,70 und 1,80 Euro je Anteilsschein.
Charttechnik
Die Aktien der Hornbach Holding handeln inzwischen in einem intakten mittelfristigen Abwärtstrend auf einem Kursniveau, das in der Spitze fast schon 2006 erreicht worden war. Das heißt, in den vergangenen Jahren zwölf Jahre gab es zu unter dem Strich praktisch keine Kursgewinne und das im April 2015 bei 82,10 Euro markierte Rekordhoch ist in weite Ferne gerückt. Weil das in einer Zeit passierte, in der es für den Konsum in Deutschland nicht schlecht lief, stellt sich die Frage, was mit dem Chart bei einer nachhaltigen Konjunkturschwäche passiert.
Profil
Die Hornbach Holding AG & Co. KGaA ist die Muttergesellschaft der Hornbach-Gruppe. Sie ist selbst nicht im operativen Einzelhandel tätig, sondern verfügt über eine Anzahl wichtiger Beteiligungsgesellschaften. Die mit Abstand größte und wichtigste Beteiligungsgesellschaft ist die Hornbach Baumarkt AG als Betreiber großflächiger Bau- und Gartenmärkte im In- und Ausland.
Abgerundet werden die Handelsaktivitäten durch die Hornbach Baustoff Union GmbH, die auf dem Gebiet des Baustoffhandels mit überwiegend gewerblichen Kunden tätig ist. Die Entwicklung und Verwertung erstklassiger Einzelhandelsimmobilien ist ein weiterer Geschäftszweig unter der Verantwortung der Hornbach Holding AG & Co. KGaA. Diese Aktivitäten sind zum Teil bei der Hornbach Immobilien AG angesiedelt, die einen Großteil des umfangreichen Immobilienvermögens der Hornbach-Gruppe besitzt.
Auf Seite 3: Jost Werke
Jost Werke (WKN: JST400)
Bei den Aktien der Jost Werke kann sich Warburg Research einen Anstieg bis auf 47,00 Euro vorstellen. Das wäre bei einer Zielerreichung sogar ein Euro als das bisherige Rekordhoch. Aktuell notiert der Titel des Lkw-Zulieferers aber nur bei 29,95 Euro, so dass theoretisch 56,9 Prozent Luft nach oben besteht.
Der Herstellers von Anhänger-Sattelkupplungen und Stützwinden seit zwar erst seit gut einem Jahr an der Börse notiert und verfüge somit noch nicht über eine lange Börsenhistorie. Dennoch habe man nicht auf diesen Titel in der Value-Chancen-Liste verzichten wollen.
Für diese Entscheidung spreche einfach die nach dem verbuchten starken Kursrückgang ganz einfach die als niedrig eingestufte Bewertung. Eine Rendite auf den freien Cash Flow von knapp zehn Prozent bezeichnet der zuständige Analyst Franz Schall jedenfalls als sehr verlockend.
Aus seiner Sicht könnten die solide Bilanz und die starke Cash-Generierung des Unternehmens sogar zu einer Sonderdividende im kommenden Jahr führen. Zumindest sofern bis dahin kein kaufenswerter Konkurrent gefunden sein sollte. Zu bedenken sei auch, dass es sich um einen Cash-generierenden Marktführer handele.
Die Schätzungen von Schall sehen folgendes vor: Beim Umsatz von 2017 bis 2020 einen Anstieg von 701,3 Millionen auf 775,1 Millionen Euro, beim Gewinn je Aktie eine Verbesserung im genannten Zeitraum von minus 4,22 Euro auf 2,86 Euro, wobei 2018 aber höhere 3,27 Euro herausspringen sollen. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein KGV von 9,2. Bei den Dividendenzahlungen geht Warburg von 1,14, 0,96 und 1,00 Euro je Aktie für die Geschäftsjahre 2018 bis 2020 aus.
Charttechnik
Die Aktien der Jost Werke hat zunächst einen guten Auftakt am Aktienmarkt erwischt. Nach dem Börsengang im Juli 2017 von es zunächst ausgehend vom Ausgabepreis von 27,00 Euro bis November 2017 auf 46,00 Euro nach oben. Doch seitdem ist der Ofen aus und beim Jahrestief von 27,70 Euro, das am 23. Oktober erreicht wurde, hatte man fast wieder auf Startniveau erreicht. Aktuell notiert der Titel wieder etwas höher, richtig überzeugend wirkt das Chartbild aber noch längst nicht.
Profil
Die Jost Werke bieten Markenprodukte an, die nach den folgenden drei Systemen unterteilt sind: Vehicle Interface (Fokus auf Produkte, die für den Betrieb einer Nutzfahrzeugkombination aus Truck und Trailer benötigt werden wie zum Beispiel Sattelkupplungen und Stützwinden), Handling Solutions (umfasst Containertechnologie und hydraulische Zylinderprodukte) sowie Maneuvering (Fokus auf Achsen für Sattelzugmaschinen (Trucks) und Sattelauflieger und Anhänger (Trailer) sowie Zwangslenkungssysteme).
Als der weltweit führende Anbieter von Sattelkupplungen und Stützwinden ist Jost Marktführer im Bereich Vehicle-Interface-Systeme. Die international marktführende Position wird durch die starken Marken, die langfristigen, durch das globale Vertriebsnetz bedienten, Kundenbeziehungen und durch das effiziente, wenig anlagenintensive Geschäftsmodell untermauert. Die vier Marken Jost, Rockinger, Tridex und Edbro werden in der Branche aufgrund ihrer Qualität und kontinuierlichen Innovationen sehr geschätzt. Mit seinem globalen Vertriebsnetz und Produktionsstätten in dreizehn Ländern auf fünf Kontinenten hat man direkten Zugang zu allen großen Herstellern von Trucks und Trailern sowie zu allen relevanten Endkunden.
Auf Seite 4: Dürr
Dürr (WKN: 556520)
Erhebliches Erholungspotenzial wittert Warburg Research auch bei Dürr. Denn die Kaufempfehlung ist mit einem Kursziel von 46,00 Euro garniert. Eine Vorgabe, die sich um 56,9 Prozent über den aktuellen Notierungen von 29,31 Euro bewegt. Zu ergänzen ist allerdings, dass man das Kursziel Ende Oktober in Reaktion auf eine Gewinnwarnung des Unternehmens von 50,00 Euro gesenkt hat. Allerdings hieß es damals auch, die Kaufempfehlung werde trotzdem beibehalten, weil der schwächere Geschäftsausblick bezüglich der Gewinne bereits mehr als eingepreist sei.
Der Maschinen- und Anlagenbauer Dürr hat im dritten Quartal über ein Viertel weniger verdient als im Vorjahreszeitraum. Im Zeitraum Juli bis September stieg der Umsatz zwar um 6,2 Prozent auf 984,5 Millionen Euro. Der Auftragseingang ging aber dagegen um 3,6 Prozent auf 798,2 Millionen Euro zurück. Der Nachsteuergewinn brach um 27 Prozent auf 35,3 Millionen Euro ein.
Belastet wurde das Ergebnis von den Kosten für die Einstellung des defizitären Geschäfts mit Mikrogasturbinen. Dürr hatte deswegen im Oktober die Margenprognose gesenkt. Den Ausblick für Umsatz und Auftragseingang hob das MDAX-Unternehmen aber unlängst an.
Für den zuständigen Analysten Christian Cohrs handelt es sich bei Dürr um einen Marktführer, der momentan zu historisch niedrigen Bewertungen zu kaufen sei. Nach der jüngsten Gewinnwarnung sehe der Titel besonders interessant aus, da sich aus einem abgezinsten Cash-Flow-Berechnungsmodell ein Aufwärtspotenzial von rund 50 Prozent ergebe. Die voraussichtliche Rendite auf den freien Cash Flow liege frei von Sonderbelastungen bei mehr als acht Prozent.
Die Aktie werde außerdem mit Blick auf 2020 mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von unter zwei gehandelt. Angesichts der marktführenden Position und einem Verhältnis von Eigenkapitalrendite zu den Eigenkapitalkosten von mehr als dem Zweifachen sei das zu niedrig. Auch das KGV für das übernächste Jahr bewege sich mit einem Wert von rund zehn (Gewinnschätzung je Aktie für 2020 bei 2,95 Euro) unter dem von 2014 bis 2017 gültigen Durchschnittswert von rund 14.
Eine solide Bilanz und die attraktive Dividendenrendite (gerechnet wird bis auf weiteres mit einer unveränderten Ausschüttung von 1,13 Euro je Aktie) versüßten die Wartezeit bis zum Abschluss der Reorganisation des Geschäfts bei der Tochter Homag.
Charttechnik
Die Aktien von Dürr können für die Zeit von März 2009 bis November 2017 eine überaus starke Performance vorweisen. Ist der Kurs in dieser Zeit doch von 1,82 Euro auf 59,33 Euro gestiegen. Aktuell ist gegenüber dem letztgenannten Rekordhoch aber praktisch eine Halbierung zu konstatieren. Damit es nicht noch schlimmer kommt, ist es charttechnisch von großer Bedeutung, die wichtige Unterstützungszone rund um 25,00 Euro nicht zu unterschreiten, der man sich bei einem Jahrestief von bisher 27,50 Euro bereits angenähert hatte.
Profil
Als internationaler Marktführer plant und realisiert Dürr schlüsselfertige Lackier- und Endmontageanlagen sowie Maschinen- und Robotertechnik aus einer Hand für die Automobilindustrie. Dürr bietet zudem für unterschiedlichste Branchen leistungsstarke Systeme zur Abluftreinigung und Lackiertechnik. Neben technologisch führenden Produkten wirbt das Unternehmen mit Prozess-Know-how, Projektmanagement und Service für sich.
Im Bereich der intelligenten Vernetzung forscht der MDAX-Vertreter seit 20 Jahren und man konnte dabei eigenen Angaben zufolge wesentliche Impulse für die Digitalisierung von Anlagen, Maschinen und Prozessen setzen. Dürr bezeichnet sich als eine Traditionsmarke, die bereits seit 1895 für technologischen Fortschritt und Qualität stehe. Sie ist neben Schenck und Homag die dritte große Marke der Dürr Gruppe, die ihren Hauptsitz in Bietigheim-Bissingen, Deutschland, hat.
Auf Seite 5: Koenig & Bauer
Koenig & Bauer (WKN: 719350)
Die Anteilseigner bei Koenig & Bauer würden sich bestimmt einen offenen Wunsch erfüllen, wenn Warburg Research mit der Kursprognose für diesen richtig liegen würde. Denn mit 82,00 Euro bewegt sich dieser um 101,6 Prozent über den aktuellen Notierungen von 40,68 Euro.
Der Aktienkurs von Koenig & Bauer hat seit Jahresbeginn mehr als 30 Prozent an Wert verloren. Das ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass der Druckmaschinenhersteller in den ersten neun Monaten weniger verdient und umgesetzt hat als im Vorjahreszeitraum.
Der zuständige Analyst Eggert Kurs sieht in der diesjährigen Performance dennoch einen Widerspruch zu der Aussicht, dass Umsatz und Ergebnis im Jahresvergleich steigen dürften. Angesichts eines erwarteten starken Absatzes im vierten Quartal hat das SDAX-Unternehmen bei der jüngsten Vorlage der neuesten Quartalszahlen die Jahresprognose auch bestätigt und eine neue Wachstumsoffensive angekündigt.
Wie Kuls erläutert, sieht diese eingeleitete Wachstumsstrategie bis 2023 einen zusätzlichen Umsatz von 200 Millionen Euro bei attraktiven Margen vor. Auch inklusive der Anlaufkosten für diese Initiativen handele die Aktie mit hochattraktiven Bewertungs-Multiplikatoren, die ein erhebliches Kurspotenzial versprechen würden.
Konkret hebt er eine fast zweistellige Rendite beim freien Cash Flow lobend hervor sowie ein einstelliges KGV. Letzteres ergibt sich daraus, dass er für die Jahre 2018 bis 2020 mit Gewinnen je Aktie von 4,72 Euro, 5,06 Euro und 5,54 Euro rechnet. Bei der Dividende rechnet er zudem für die drei genannten Geschäftsjahre mit Zahlungen von 1,00 Euro, 1,10 Euro und von 1,20 Euro.
Charttechnik
Die traditionell schwankungsfreudigen Aktien von Koenig & Bauer hatten von April 2009 bis April 2018 eine sehr gute Zeit. Die Notiz kletterte damals von 6,15 Euro auf 78,00 Euro, wobei es insbesondere ab 2015 steil nach oben ging. Seit dem letztgenannten Rekordhoch ist der Titel aber auf Korrekturkurs eingeschwenkt. Und eben frisch markierte Jahrestiefs signalisieren, dass der Wert noch immer hart um eine Stabilisierung kämpfen muss.
Profil
Die Unternehmensgruppe Koenig & Bauer ist der älteste Druckmaschinenhersteller der Welt mit dem breitesten Produktportfolio der Branche. Kernkompetenz ist die Entwicklung und Herstellung technologisch innovativer und wirtschaftlicher Drucksysteme und dazugehöriger peripherer Anlagen. Muttergesellschaft und Konzern-Holding ist die 1817 gegründete Koenig & Bauer AG mit Stammsitz in Würzburg.
Um Neuentwicklungen, das operative Geschäft und den Kundenservice in den Marktsegmenten Bogen-, Rollen- bzw. Wertpapiermaschinen kümmern sich rechtlich eigenständige Gesellschaften, die rückwirkend zum 1. Januar 2015 ausgegliedert wurden. Die heutige Muttergesellschaft der KBA-Gruppe ist in den neunziger Jahren aus der Fusion der früheren König & Bauer AG und KBA Planeta AG entstanden. KBA verfügt über die breiteste Produktpalette aller Anbieter in dem Bereich Druckmaschinen und ist einer der renommiertesten Lieferanten von Zeitungsrotationsmaschinen.
Auf Seite 6: Adler Modemärkte
Adler Modemärkte (WKN: A1H8MU)
Über das eindeutig größte Kurspotenzial unter den in der Value-Chancen-Liste von Warburg-Research enthaltenen Favoriten verfügen eindeutig die Aktien der Adler Modemärkte. Das Kaufvotum für den Mode-Einzelhändler im Value-Segment für die Altersgruppe 45+ beinhaltet ein Kursziel von 7,50 Euro. Das verspricht bei einem aktuellen Kurs von 3,33 Euro einen Anstieg von rund 125 Prozent.
Laut dem zuständigen Analysten Jörg Philipp Frey ist die wichtigste Botschaft hier aus Value-Anleger-Sicht, dass der Titel nahe an seinem wirtschaftlichen Nettobarwert handelt. Die Nettoliquidität beziffert er auf 57 Millionen Euro oder auf umgerechnet 3,20 Euro je Aktie. Zu vergessen sei dabei nicht, dass es der Gesellschaft auch weiterhin gelinge. Cash zu generieren. Das gelte selbst für das schwierige Jahr 2018.
Für 2019 rechnet er wieder mit einem steigenden Ergebnis. Zu verdanken sei dieser Ausblick zum Teil dem Wegfall von Einmalkosten für den Logistikwechsel, aber auch Kosteneinsparungen im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Hinzu kämen Verbesserungen beim Beschaffungsprozess sowie dem Bestandsmanagement, was bereits zu einem Rückgang des Working Capitals von drei Prozent geführt habe.
Den Umsatz sieht Frey mit geschätzten 524,5 Millionen Euro zwar erst 2020 wieder fast auf dem 2017 erreichten Niveau von 525,8 Millionen Euro. Der Gewinn je Aktie soll bis dahin aber auf 0,50 Euro je Aktie steigen, was deutlich über dem Wert des Vorjahres von 0,21 Euro liegen würde. Auf der Basis für 2020 ergibt sich ein geschätztes KGV von 6,66.
Interessant wäre der Titel auch unter Dividendenaspekten, sofern die Prognosen aufgehen. Diese sehen nach den für 2017 je Anteilsschein gezahlten 0,05 Euro für die Geschäftsjahre 2018 bis 2020 Ausschüttungen von 0,15, 0,30 und 0,35 Euro vor. Das heißt, es würden satte Renditen von 4,5 Prozent, 9,0 Prozent bzw. 10,5 Prozent winken.
Nicht unterschlagen werden sollte allerdings der Hinweis, dass Warburg Research im November das Kursziel von 8,00 Euro auf 7,50 Euro gesenkt hat. Aufgrund einer aus den genannten Daten abzuleitenden niedrigen Bewertung berge der Titel aber dennoch weiterhin deutliches Erholungspotenzial, so das Urteil.
Charttechnik
Die Aktionäre der Adler Modemärkte hatten es in den vergangenen Jahren wahrlich nicht leicht. Schließlich ist der Kurs von Dezember 2014 bis November 2018 mit einem Rückgang von 14,10 Euro auf 3,33 Euro sehr starken eingebrochen. Das letztgenannte Tief stammt vom Montag und untermauert so den charttechnischen Abwärtstrend als weiterhin intakt.
Profil
Die Adler Modemärkte AG ist eine deutsche Textileinzelhandelskette. In der jüngsten Erhebung des Branchenmagazins "TextilWirtschaft" belegt man Platz 22 unter den 100 größten heimischen Anbietern am Markt. Derzeit betreibt die Unternehmensgruppe insgesamt 183 Modemärkte, davon 156 in Deutschland, 22 in Österreich, drei in Luxemburg und zwei in der Schweiz. Darüber hinaus betreibt das Unternehmen unter www.adlermode.com mit wachsendem Erfolg einen Online-Shop.
Adler konzentriert sich auf Großflächenkonzepte. Das Produktsortiment ist bezüglich Passform, Modegrad, Funktionalität und Qualität in erster Linie auf die Altersgruppe der über 45-Jährigen zugeschnitten, deren Anteil an der Bevölkerung ständig wächst. Für sie bietet man Damen- und Herrenoberbekleidung sowie Wäsche zu einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis (unteres Mittelpreissegment) an. Hinzu kommt ein Ergänzungssortiment aus Accessoires, Schuhen, Kinder- und Babybekleidung, Trachtenmode sowie Hartwaren.