Seit dem 17. April sind die Renditen für zehnjährige deutsche Bundesanleihen ausgehend von einem Rekordtief von 0,075 Prozent in der Spitze bis auf 0,723 Prozent gestiegen. Trotz dieser fast historisch zu nennenden Explosion dürften die meisten Anleger mit dem erreichten Renditeniveau im Anleihebereich noch längst nicht zufrieden sein. Jedenfalls ist auch deshalb das Interesse an dividendenstarken Aktien nach wie vor groß.

Solange die Europäische Zentralbank ihre sehr expansive Geldpolitik weiterverfolgt, dürfte sich daran auch nichts Entscheidendes ändern. Bis jetzt bieten europäische Aktien im Schnitt jedenfalls weiterhin deutlich attraktivere Renditen als Staatsanleihen und selbst Unternehmensanleihen können da oft nicht mithalten. Selbst Dividendenkürzungen würde daran meist nichts ändern, aber das ist ohnehin nicht das Thema, sondern es wird eher mit steigenden Ausschüttungen gerechnet.

Nicht vergessen werden sollte auch, dass Aktien anders als Anleihen im Falle von Inflation auch in dieser Hinsicht einen besseren Schutz bieten, dass die Unternehmen über Preisüberwälzungsmöglichkeiten verfügen. Morgan Stanley beziffert die Dividendenrendite der im MSCI Europe Index enthaltenen Werte auf Daten der vergangenen zwölf Monate auf 3,2 Prozent. Auf Sicht der nächsten zwölf Monaten wird die Dividendenrendite sogar mit 3,5 Prozent angegeben.

Ein wichtiger Baustein sind dividendenstarke Aktien auch in der so genannten Premium List der Société Générale. Im Schnitt kommen die darin enthaltenen 14 Aktien auf eine Dividendenrendite von 3,5 Prozent. Acht Titel liegen mit ihren Ausschüttungen sogar über diesem Satz. Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie, welche fünf europäischen Werte darunter die höchste Dividendenrendite aufweisen und was diese Aktien sonst noch auszeichnet. Soviel schon vorab: In der Spitze werden die Dividendenrenditen bei diesen Titeln auf 5,5 Prozent taxiert.

Interessant ist die Premium List auch wegen ihrer Performance. Seit Anfang 2007 betrug das eingefahrene Plus zum Stichtag 08. Mai 47,00 Prozent, während es der Euro STOXX 50 Index gleichzeitig nur auf einen deutlich geringeren Wertzuwachs von 14 Prozent gebracht hat.

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Société Générale Europa-Dividenden-Favoriten Nummer eins: Aviva Plc. (WKN: 854013, 5,35 britische Pfund, 7,624 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 18. Mai)

Der Aktienkurs von Aviva tritt seit März 2014 zwar praktisch nur auf der Stelle, wenn es nach der Société Générale geht, dann hat der größte britische Versicherer, der rund 60 Prozent seiner Umsätze auf dem Heimatmarkt erzielt, aber Luft nach oben bis auf 7,00 Pfund. Bei Zielerreichung entspräche das fast einem Plus von 31 Prozent.

Sollte das Kursziel nicht erreicht werden, können sich die Aktionäre immerhin mit einer ansehnlichen Dividendenrendite trösten. Société Générale-Analyst Abid Hussain hat im April seine Dividendenerwartungen für die Zeitspanne von 2015 bis 2017 erhöht. Konkret rechnet er nach 20,8 Pence für 2014 für diese drei Jahre Ausschüttungssätze von 22,9, 26,1 und 30,0. Gemessen am derzeitigen Kurs ergeben sich daraus Dividendenrenditen von 4,28, 4,88 und 5,61 Prozent. Für 2017 bezeichnet Hussain das als mit führend im Versicherungssektor. Trotzdem sei gleichzeitig auch die Abdeckung der Auszahlung gemessen am freien Cash-Flow mit einem Faktor von 1,5 relativ hoch.

Trotz der vielen Schwierigkeiten welche die Versicherungsbranche derzeit allgemein auch wegen dem Niedrigzinsumfeld hat, legte Aviva für das erste Quartal besser als erwartet ausgefallene Geschäftszahlen vor. Das stärkt die Hoffnung, dass es mit am Ende des Vorjahres beschlossenen Zusammenschluss mit der Friends Life Group Ltd. zum größten britischen Anbieter von Versicherungen und Vermögensverwaltung zügig vorangeht. Ein Teil der gemeinsam verfolgten Strategie ist es dabei, sich weltweit auf Märkte mit vergleichsweise guten Aussichten zu fokussieren.

Bei der Société Générale setzt man darauf, dass eine Restrukturierung zu operativen Verbesserungen führen wird und die Gesellschaft in der Lage bleiben wird, das für die erwarteten Dividendenzahlungen erwartete Kapital zu erwirtschaften. Beim operativen Gewinn je Aktie kalkuliert Hussain ansonsten für 2015 mit 47,3 Pence und für 2016 mit 57,6 Pence. Damit beträgt das KGV für das kommende Jahr 9,3, was als moderat zu bezeichnen ist.



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Société Générale Europa-Dividenden-Favoriten Nummer zwei: Crédit Agricole S.A. (WKN: 982285, 13,79 Euro)

Auch der Bankensektor operiert bekanntlich momentan nicht gerade in einem idealen Geschäftsumfeld. Erschwert wird die Ausgangslage neben den Niedrigzinsen unter anderem durch strengere Eigenkapitalvorschriften und durch eine wachsende Konkurrenz im wichtiger werdenden Digital-Banking durch in den Markt eintretende Technologie-Firmen. In Frankreich wird das Geschäfte machen zusätzlich noch durch eine flaue Binnenkonjunktur behindert.

Das hat in den vergangenen Jahren natürlich auch die Crédit Agricole betroffen, die abhängig von der Quelle als Nummer zwei oder drei unter den französischen Banken bezeichnet wird. Unabhängig vom Platz im Ranking erzielt das Institut jedenfalls rund 70 Prozent seiner Umsätze auf dem Heimatmarkt. Im ersten Quartal reichte es trotz der schwierigen Bedingungen zu einem kleinen Plus beim Nettogewinn von drei Prozent auf 784 Millionen Euro, obwohl der Ergebnisausweis durch eine Zahlung von 182 Millionen Euro an den neuen europäischen Bankenrettungsfonds belastet worden ist. Die Markterwartungen wurden damit leicht geschlagen und das scheint auch in den kommenden Quartalen möglich, nachdem sich die französische Wirtschaft zuletzt etwas besser geschlagen hat als befürchtet.

Hausarbeiten muss die Crédit Agricole trotzdem nach wie vor machen, denn die harte Kernkapitalquote bewegt sich aktuell erst auf einem zufriedenstellenden Niveau und es ist noch eine Stärkung der Kennziffer nötig. Die Société Générale bezeichnet die Aktie des Instituts dennoch als Favorit unter den französischen Banken. Als Grund dafür werden unter anderem ein stabiler Buchwert (Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,7) genannt sowie die gute Positionierung, um von einer sich abzeichnenden Belebung bei der Kreditnachfrage in der Euro-Zone zu profitieren. Außerdem sollte die Profitabilität davon profitieren, dass Kunden mehr Geld in höherrentierliche Produkte wie die Lebensversicherung oder den Bereich Asset Management stecken anstatt in das Geschäft mit Niedrigzinsanlagen.

Als dividendenstark geht der Titel bei der Société Générale deshalb durch, weil die Dividendenrendite für 2015 mit 4,3 Prozent angegeben wird. Ein Satz, der für 2016 dann sogar noch etwas höher ausfallen dürfte. Das KGV bewegt sich hier bei rund elf. Das ist ebenso ein Pluspunkt wie ein Chart, der sich in einem mehrjährigen Aufwärtstrend bewegt und nach einer mehrwöchigen Auszeit gerade versucht, auf neue Zwischenhochs vorzudringen. Das Kursziel der Société Générale beträgt 15,40 Euro, so dass dieser Titel mehr von der Dividende als vom Kurspotenzial (das knapp zwölf Prozent beträgt) lebt.



Auf Seite 4: Société Générale Europa-Dividenden-Favoriten Nummer drei: AXA S.A. S.A.





Société Générale Europa-Dividenden-Favoriten Nummer drei: AXA S.A. S.A. (WKN: 855705, 22,825 Euro)

Ebenfalls aus Frankreich stammt mit AXA Dividenden-Favorit Nummer drei. Wie Crédit Agricole stammt auch dieses Unternehmen aus dem Finanzbereich, nur handelt es sich in diesem Fall um eine Versicherung. Allerdings stammt hier nur 21 Prozent der Umsätze aus Frankreich, ansonsten ist AXA regional breit aufgestellt. So stammen jeweils 13 Prozent der Umsätze aus den USA und aus Asien.

Begünstigt von Wechselkurseffekten und einer guten Entwicklung des Sachversicherungsgeschäfts kletterte der Umsatz im ersten Quartal um zehn Prozent auf 31,5 Milliarden Euro. Das war besser als von Analysten erwartet, die dem Unternehmen knapp 1,5 Milliarden Euro weniger zugetraut hatten. Auch die Solvabilitätsquote, die eine Aussage über die Finanzstärke einer Versicherung trifft, kletterte per Ende März auf 279 Prozent nach 266 Prozent Ende Dezember.

Schon die Vorlage der Geschäftszahlen für 2014 hatte Société Générale-Analyst Nick Holmes als Beleg dafür gewertet, dass es dem Unternehmen gelingt, die negativen Effekte des Niedrigzinsumfeldes ganz gut abzufedern. Er hält die am Markt gehegten Bedenken jedenfalls für überzogen. Stattdessen stuft er die Geschäftsaussichten dank innovativer Produktideen, Kostenkontrolle und der zunehmenden Präsenz in den Schwellenländern für gut. Holmes sieht das Unternehmen auf einem guten Weg, die Ziele für 2015 zu erreichen.

Der AXA-Vorstand scheint ähnlich zuversichtlich zu sein. Zumindest spricht dafür die für 2014 um 17 Prozent auf 0,95 Euro Dividende je Aktie. Geht es nach Holmes, steigt die Ausschüttung auch in den kommenden Jahren. Für die Jahre 2015 bis 2017 prognostiziert er die Zahlung von 1,06, 1,15 und 1,24 Euro. Das sind für diese Jahre Renditen von 4,64, 5,04 und 5,43 Prozent.

Beim Gewinn je Aktie rechnet die Société Générale in diesem Jahr mit 2,37 Euro nach 2,14 Euro im Vorjahr. 2016 und 2017 soll es dann kontinuierlich weiter auf 2,55 und 2,76 Euro nach oben gehen. Schon auf Basis der diesjährigen Schätzungen würde sich das KGV damit im einstelligen Bereich bewegen. Das wird von Holmes als eine attraktive Bewertung bezeichnet. Der Kurs ist trotzdem seit Mitte April wieder etwas zurückgefallen, bewegt sich aber nach wie vor in einem Aufwärtstrend. Solange sich daran nichts ändert, sprechen die genannten Daten für diesen Titel. Die Société Générale hält fundamental Kurse von 29 Euro für gerechtfertigt, was rund 27 Prozent über der aktuell gültigen Notiz liegt.



Auf Seite 5: Société Générale Europa-Dividenden-Favoriten Nummer vier: ArcelorMittal S.A.





Société Générale Europa-Dividenden-Favoriten Nummer vier: ArcelorMittal S.A. (WKN: A0M6U2, 10,20 Euro)

Als vierter dividendenstarker Titel wird ArcelorMittal herausgestrichen. Allerdings muss bei dem Stahlkonzern, der 2007 aus der niederländischen Mittal Steel Company und dem luxemburgischen Konzern Arcelor hervorgegangen ist, bis jetzt ein negativer Geschäftsverkauf konstatiert werden. So stieg der Verlust im ersten Quartal 2015 deutlich von 205 Millionen auf 728 Millionen Dollar. Analysten hatten nur mit einem Minus von 380 Millionen Dollar gerechnet. Auch der Umsatz des weltgrößten Stahlkonzerns sank um 13 Prozent auf 17,12 Milliarden Dollar.

Zur Begründung für das enttäuschende Zahlenwerk wurde auf starken Dollar, fallende Eisenerz-Preise und eine rückläufige Nachfrage aus den USA inmitten eines weltweiten Überangebots an Stahl verwiesen. Als Konsequenz daraus wurde die Jahresprognose für den Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen von bis 6,5-7,0 Milliarden auf 6,0-7.0 Milliarden Dollar gesenkt. Im Vorjahr waren hier noch 7,24 Milliarden Dollar herausgesprungen. Der Aktienkurs reagierte darauf zunächst zwar mit Abschlägen, jüngst ist die Notiz aber dennoch aus dem langfristigen Abwärtstrend nach oben ausgebrochen. Charttechnisch ist das ein sehr ermutigendes Zeichen. Erklären lässt sich das mit den allgemein angesprungenen Rohstoffwerten, die auf ausgebombten Niveaus positiv auf nachlassende Deflationsängste reagieren. Außerdem halfen den europäischen Stahlwerten zuletzt die von der EU gegen Dumping-Importe verhängten vorläufigen Strafzölle. Die Aufschläge betragen bis zu 35,9 Prozent und betroffen sind Hersteller aus China, Japan, Südkorea, Russland und den USA.

Die Société Générale bezeichnet das Chance-Risiko-Verhältnis bei ArcelorMittal, das gut sechs Prozent des weltweiten Stahls produziert, als ausgezeichnet. Die Lagerbestände seien unter Kontrolle, das Auftragsbuch für das zweite Quartal gut gefüllt und die Nachfrage aus den Bereichen Konsum und Autos sei positiv. Die Ergebnisprognose für 2015 sollte vor diesem Hintergrund erreicht werden. Auch die Bewertung wird als attraktiv eingestuft. Festgemacht wird das unter anderem an einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,5. Die Dividendenrendite für 2015 wird mit 4,5 Prozent angegeben. Das Kursziel beträgt 13 Euro, was theoretisch fast 27 Prozent Luft nach oben lässt.



Auf Seite 6: Société Générale Europa-Dividenden-Favoriten Nummer fünf: Rio Tinto Plc.





Société Générale Europa-Dividenden-Favoriten Nummer fünf: Rio Tinto Plc. (WKN: 852147, 29,25 britische Pfund, 40,50 Euro)

Beim australisch-britischen Rohstoffkonzern Rio Tinto, der zu den weltgrößten Bergbauunternehmen zählt, lässt ein charttechnisches Kaufsignal noch auf sich warten. Noch bewegt sich die Notiz in einem bereits seit mehreren Jahren gültigen Seitwärtstrend. Was bremst, ist unter anderem der stark gefallene Eisenerzpreis. Erst in der Vorwoche haben Marktexperten ihre Preisprognosen für Eisenerz gegenüber Januar noch einmal deutlich gesenkt. Allerdings ist zu beachten, dass Rio Tinto als weltweit zweitgrößter Eisenerz-Hersteller selbst auf dem erreichten Niveau noch profitabel produzieren dürfte.

Der Konzern trägt dabei übrigens selbst durch eine Angebotsschwemme maßgeblich mit zu dem Preisverfall bei. Denn in den ersten drei Monaten hat Rio Tinto die Produktion von Eisenerz gegenüber Vorjahr um zwölf Prozent gesteigert. Die Société Générale geht aber davon aus, dass sich die Eisenerzpreise wegen der Schließung von unprofitablen Konkurrenzminen bald stabilisieren sollten. Als positiv wird zudem das Engagement im Bereich Aluminium gewertet, weil der zuständige Analyst Alain William davon ausgeht, dass eine Bauxit-Knappheit die Preise mittelfristig stützen wird.

Das Unternehmen selbst hat zuletzt die Produktions- und Absatzziele für 2015 bekräftigt. Außerdem hat der Bergbaukonzern einen Aktienrückkauf im Volumen von zwei Milliarden Dollar angekündigt und eine Anhebung der Jahresdividende von 1,92 auf 2,15 Dollar verkündet. Der Aktienrückkauf wird von Williams begrüßt und die Dividendenrendite beziffert er für 2015 auf 5,5 Prozent. Stimmt diese Annahme, sollte alleine das den Kurs zumindest stützen.

Als weitere Stütze fungiert auch latente Übernahmephantasie, auch wenn jüngst eine Kaufofferte des Konkurrenten Glencore abgelehnt wurde. Bei einem auf 12,5 für 2105 veranschlagten KGV bezeichnet die Société Générale den Titel als unterbewertet. Als Kursziel werden 40 Pfund genannt, was immerhin 36,75 Prozent über den derzeitigen Notierungen liegt.