Im zweiten Halbjahr soll das Tempo bei den Ellwangern wieder anziehen, weil es im Kerngeschäft mit Lithium-Ionen-Knopfzellen für kabellose Kopfhörer dann wieder mehr Schwung dank neuer Aufträge geben soll. Zudem kündigte das Management einen ersten - nicht namentlich genannten - Kunden aus der Automobilindustrie für die geplanten Hochleistungszellen für Elektroautos an.
Die Varta-Aktie zog zum Handelsstart um knapp 4 Prozent an. Ein Händler verwies auf die überraschend deutlich gestiegene operative Marge. Der Umsatz sei aber unter den Erwartungen geblieben.
Analyst Florian Pfeilschifter von Stifel schrieb, der Jahresstart sei schwächer verlaufen als gedacht. Bei den Knopfzellen habe der Konzern anscheinend weiter mit Preisdruck zu kämpfen, auch die Auslastung sei im ersten Quartal eher glanzlos gewesen. Dagegen hätten die Haushaltsbatterien ein weiteres starkes Quartal abgeliefert. Am interessantesten sei jedoch der erste Kunde aus der Automobilindustrie - das dürfte die Stimmung um die Aktie antreiben.
Die Anleger des Konzern sind in diesem Jahr bereits gut durchgeschüttelt worden, im Februar legte das Papier von zuvor um die 115 Euro aufgrund von Spekulationen ruckartig auf bis über 180 Euro zu, wurde dann aber wieder auf das vorherige Niveau fallengelassen. Besonders im Jahr 2019 hatte die Aktie sich rasant entwickelt, vergangenes Jahr trübten dagegen mögliche Konkurrenz und Rechtsstreitigkeiten die Laune der Aktionäre - obwohl das Wachstum stark war.
Mit einem Umsatzplus von 2,9 Prozent im ersten Quartal auf 204,3 Millionen Euro ging es nun deutlich langsamer voran. Über das Gesamtjahr 2020 war Varta dank der selbsterklärten Marktführerschaft bei Akkus für die boomenden kabellosen Kopfhörer um fast die Hälfte gewachsen, wenn der große Zukauf der Haushaltsbatteriesparte ausgeklammert wird.
Bei der Profitabilität konnte Varta hingegen überraschen, das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte um 15,9 Prozent auf 59,9 Millionen Euro. Unter dem Strich stagnierte der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn jedoch nahezu bei knapp 24,4 Millionen Euro. Die Abschreibungen haben sich mehr als verdoppelt, weil Varta vergangenes Jahr viel Geld in Anlagen investiert hatte, unter anderem weil im zweiten Halbjahr ein Nachfrageanstieg erwartet wird. Im Finanzergebnis schlugen zudem Wechselkursbelastungen zu Buche.
Varta machte nun öffentlich, dass der Konzern für die geplante Hochleistungsrundzelle für Elektroautos einen ersten Kunden aus der Autoindustrie an Land gezogen hat - den Namen nannte Varta jedoch nicht. Mitte März hatten die Ellwanger angekündigt, dass sie Ende des Jahres eine Pilotlinie zur Fertigung einer neuartigen Lithium-Ionen-Zelle am Standort Ellwangen planen.
"Durch unsere weiter gestiegene Profitabilität und unsere geringe Verschuldung haben wir die Möglichkeit, weiter massiv in das Lithium-Ionen-Geschäft zu investieren", sagte Finanzchef Armin Hessenberger. Dieses Jahr nimmt Varta für die Pilotlinie und für den Ausbau der Produktionskapazitäten von Knopfzellenakkus 150 bis 200 Millionen Euro in die Hand.
Vor allem im zweiten Halbjahr dürfte sich die Entwicklung dank neuer Aufträge im Kerngeschäft zudem wieder beschleunigen, hieß es vom Vorstand. Die Jahresprognose wurde bestätigt. Varta will den Jahresumsatz von 870 Millionen Euro dieses Jahr auf 940 Millionen Euro steigern, was einem Plus von rund 8 Prozent entspricht. Die operative Marge (Ebitda) soll um bis zu 2,5 Prozentpunkte auf bis 30 Prozent anziehen. Im ersten Quartal lag sie bereits bei 29,3 Prozent.
dpa-AFX