Die Stimmung an den Aktienmärkten sei aber weiterhin grundsätzlich positiv, betonte Marktexperte Jochen Stanzl von CMC Markets. "Vor allem deutsche Aktien haben noch Luft nach oben." Sie seien im Vergleich zu amerikanischen Anteilsscheinen immer noch relativ günstig bewertet.

SPEKULATIONEN AUF HÖHERE ZINSEN TREIBEN BRITISCHES PFUND



Die Aussicht auf eine nahende Zinsanhebung in Großbritannien trieb das Pfund Sterling an. Die Devise legte 0,6 Prozent bis auf 1,2708 Dollar zu. Bei der Bank von England nimmt die Zahl der Unterstützer einer Zinserhöhung immer mehr zu. Nun erwägt auch deren Chefvolkswirt Andy Haldane, im zweiten Halbjahr für eine Anhebung des Schlüsselsatzes zu stimmen. Auf der Zinssitzung in der vergangenen Woche hatte Haldane noch für eine Beibehaltung des Leitzinsniveaus von 0,25 Prozent votiert. Bereits da war die Entscheidung nur mit einer knapper Mehrheit von fünf zu drei Stimmen gefallen.

Der britische Leitindex verlor ein halbes Prozent. Auch die politische Unsicherheit lastet Händlern zufolge weiterhin auf den Kursen. Die Konservativen konnten sich mit der nordirischen Regionalpartei DUP bislang nicht auf eine Kooperation einigen. Ohne eine Vereinbarung fehlt Premierministerin Theresa May die absolute Mehrheit im Parlament.

WIRD SICH DIE ÖLPREISSCHWÄCHE AUSWEITEN?



An den US-Börsen zeichnete sich am Nachmittag eine schwächere Eröffnung ab. Für Unbehagen sorgten die Ölpreise, die nahe ihres am Dienstag erreichten Sieben-Monats-Tiefs notierten. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee machte ihre Kursverluste bis zum Nachmittag allerdings wett und verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 46,22 Dollar je Barrel (159 Liter). Die US-Leichtölsorte WTI notierte 0,5 Prozent höher bei 43,74 Dollar. Investoren zweifeln aber, ob die Verlängerung der Förderbremse durch die Opec-Staaten die Preise dauerhaft stabilisieren kann. Seit Jahresbeginn hat der Ölpreis 20 Prozent nachgegeben und die schlechteste Halbjahresentwicklung seit 1997 hingelegt. "Das Überangebot ist noch lange nicht verschwunden und die OPEC trotz ihrer eisernen Disziplin nicht am Ziel", kommentierte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. "Auch wenn wir die aktuellen Preise als langfristig günstig erachten, könnte eine weitere Stimmungsverschlechterung den Brentölpreis in den kommenden Wochen sogar unter 45 Dollar drücken."

Vor diesem Hintergrund warfen Investoren Aktien von Ölkonzernen erneut aus ihren Depots. BP, Shell und Repsol verloren bis zu 0,7 Prozent.

COSTA-COFFEE-MUTTER WHITBREAD IM AUFWIND



Zu den Gewinnern am europäischen Aktienmarkt gehörte Whitbread. Die Aktien des Betreibers der Costa-Coffee-Kaffeehäuser und der Premier-Inn-Hotels stiegen in London um bis zu 5,9 Prozent und steuerten damit auf den größten Tagesgewinn seit fünf Jahren zu. Das Umsatzplus bei Costa Coffee verdanke das Unternehmen aber hauptsächlich der Eröffnung neuer Filialen, sagte Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital. Auf vergleichbarer Basis habe sich das Wachstum binnen Jahresfrist abgeschwächt.