Große Geldhäuser wie die Deutsche Bank können dann im Handel und mit Absicherungsgeschäften für Unternehmen mehr verdienen. Die europäische Mehrländerbörse Euronext, die London Stock Exchange und die Deutsche Börse profitieren vom steigenden Handelsvolumen. Wenn die Volatilität hoch ist, sind nämlich auch Hochfrequenzhändler aktiver. Alleine bei Deutschlands größtem Börsenbetreiber sind die Turbo-Trader für 20 bis 25 Prozent der Umsätze verantwortlich.

Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni dürfte also gut gelaunt sein, wenn er am Donnerstag die Zahlen für 2014 präsentiert und einen Ausblick für das laufende Jahr gibt. Wegen der Krisen in der Ukraine und Griechenland und den damit verbundenen Sorgen über einen Rückschlag für die Weltwirtschaft haben die Ausschläge an den Märkten deutlich zugenommen. Der Volatilitätsindex VDax, der die erwarteten Kursausschläge widerspiegelt und damit ein Indikator für die Nervosität der Dax -Anleger ist, stieg in den vergangen fünf Monaten um rund 45 Prozent auf 23,68 Punkte. Auch bei den Währungen gab es große Ausschläge, weil der Euro wegen des EZB-Anleihenkaufsprogramms auf Talfahrt ging. Zudem gab die Schweizer Notenbank den Mindestkurs des Franken zur Gemeinschaftswährung überraschend auf.

"Die Volatilität im Euro ist deutlich gestiegen und wir gehen davon aus, dass die Volatilität insgesamt hoch bleiben wird", sagte Deutsche-Bank-Co-Chef Anshu Jain Ende Januar. Im Währungs-, Zins- und Aktiengeschäft verspüre Deutschlands größtes Geldhaus deshalb Rückenwind. In den ersten Wochen 2015 habe das Institut in allen wichtigen Handelsbereichen bessere Ergebnisse eingefahren als vor Jahresfrist.

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TRENDWENDE ODER STROHFEUER?

Auch für die Deutsche Börse ist der anziehende Handel ein Hoffnungsschimmer. Seit Jahren leidet das Unternehmen darunter, dass Banken und andere Investoren wegen strengerer Vorschriften der Aufsichtsbehörden weniger handeln. Das Zocken auf eigene Rechnung haben viele Institute ganz eingestellt. Daran wird sich in absehbarer Zukunft nichts ändern - die steigende Volatilität ist deshalb eine willkommene Entlastung. Analysten gehen davon aus, dass die Deutsche Börse ihren Gewinn 2014 kräftig ausgebaut hat - unter anderem wegen der Belebung im Handel. Derzeit werden alleine bei den 30 Dax-Werten täglich Aktien im Volumen von knapp vier Milliarden Euro ge- und verkauft - ein Viertel mehr als im vergangenen Sommer. Im Aktiengeschäft der Deutschen Börse könnten die Umsätze im laufenden Jahr um 13 Prozent steigen, sagen die Analysten der Citigroup voraus, in der Derivate-Sparte Eurex sogar um 15 Prozent.

Andere Experten warnen jedoch vor Euphorie. "Das Handelsvolumen auf Eurex war von Oktober bis Januar stark, aber es gibt Anzeichen, dass es sich im Februar abschwächt", erklärten die Analysten von Barclays. Verantwortlich dafür sei auch das billionenschwere Anleihenkaufprogramm, das die Europäische Zentralbank (EZB) vor vier Wochen angekündigt hat. Durch das viele Geld, das wegen rekordniedriger Anleihe-Renditen verstärkt in den Aktienmarkt fließt, sinkt aus Sicht von Händlern das Risiko, dass es große Rückschläge gibt. Wahrscheinlicher ist aus ihrer Sicht ein kontinuierlicher Anstieg ohne große Ausschläge. Viele Profi-Investoren sehen das ähnlich und haben deshalb den vergangenen Wochen Milliarden in europäische Aktien gesteckt.

Ob das Handelsvolumen dauerhaft hoch bleibt, steht aus Sicht von Experten aber in den Sternen. Seit der Finanzkrise habe es immer wieder Hoffnungsschimmer gegeben, aber zu einer Trendwende sei es bisher nicht gekommen, betont Experte John Colon vom Beratungsunternehmen Greenwich Associates. Auch Deutsche-Bank-Co-Chef Jain hält die Lage an den Kapitalmärkten angesichts der Entwicklungen in der Ukraine und in Griechenland für fragil, wie er im Januar gegenüber Analysten betonte. "Angesichts der gewaltigen wirtschaftlichen und geopolitischen Risken weltweit warne ich Sie davor, aus dem Abschneiden im ersten Monat 2015 breiter angelegte Vorhersagen abzuleiten."

Reuters