Der Aufsichtsrat danke Müller, dass er diese Aufgabe in schwierigen Zeiten für das Unternehmen übernehme, erklärte VW-Aufsichtsratschef Berthold Huber. Am 9. November werde eine außerordentliche Hauptversammlung abgehalten, auf der sich der designierte neue Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch zur Wahl stellen werde. Bis dahin bleibt Pötsch Finanzchef des Konzerns.

Müller sagte, er werde alles tun, um durch den Abgasskandal verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. "Entscheidend ist, dass soetwas bei Volkswagen nie mehr passiert." Deswegen werde er noch strengere Regeln zur Unternehmenführung einführen.

STÜHLERÜCKEN

Der Aufsichtsrat beschloss zudem, die zwölf Marken des Konzerns in vier Gruppen zu bündeln. Dabei sollen die einzelnen Marken stärker vom Konzernvorstand koordiniert werden und mehr Verantwortung für die Regionen erhalten. Das Geschäft in den USA, Mexiko und Kanada wird in der Region Nordamerika zusammengefasst. Die Leitung übernimmt Anfang November der bisherige Skoda-Chef Winfried Vahland.

Die Hauptmarke VW sowie ihre beiden Schwestern Seat und Skoda sollen jeweils durch ein Vorstandsmitglied in der obersten Konzernführung vertreten werden. Bei VW ist dies der frühere BMW-Manager Herbert Diess. Für die Sportwagen wird eine Gruppe mit Porsche, Bentley und Bugatti gebildet, die vom neu gekürten Konzernchef Müller geleitet wird. Die von Rupert Stadler geführte Gruppe aus Audi, dem Luxussportwagen Lamborghini und dem italienischen Motorradhersteller Ducati bleibt unverändert. Der Holding für die Lkw-Töchter MAN und Scania steht weiter der von Daimler zu Volkswagen gewechselte Andreas Renschler vor.

NEUE STRUKTUR

Das Kontrollgremium beschloss zudem, dass Seat-Chef Jürgen Stackmann im VW-Markenvorstand Christian Klingler als Vertriebschef ersetzen soll. Klingler verlasse das Unternehmen wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Strategie. Dies stehe nicht im Zusammenhang mit dem Abgasskandal, betonte VW. Klinglers Funktion als Konzernvertriebschef übernimmt vorübergehend Müller selbst.

Unterdessen weitete sich der Abgas-Skandal abermals aus. Nach Angaben von Verkehrsminister Alexander Dobrindt sind hierzulande mindestens 2,8 Millionen Autos mit manipulierten Abgasssystemen unterwegs. Dies betreffe die 1,6-Liter und 2,0-Liter-Motoren, sagte der CSU-Politiker im Bundestag. Dobrindt rechnet aber mit noch größeren Dimensionen der Affäre, denn auch die 1,2-Liter-Diesel seien in der Diskussion. "Aktuell gehen wir davon aus, dass sich auch hier mögliche Manipulationen zeigen können." Neben Autos seien auch leichte Nutzfahrzeuge betroffen. Volkswagen müsse nun erklären, ob es in der Lage sei, die Manipulationen zu beheben. Die Reparaturen dürften nicht zulasten der Kunden gehen.

Wie viele Milliarden der in den USA aufgedeckte Betrug neben dem immensen Imageschaden den Konzern kosten wird, ist noch nicht absehbar. VW hatte nach internen Untersuchungen bekannt gegeben, dass weltweit bis zu elf Millionen Fahrzeuge mit der umstrittenen Software ausgestattet seien.

Aufgeflogen war der Skandal in den USA. VW hatte auf Druck der US-Umweltbehörde EPA am vergangenen Wochenende zugegeben, eine Software zur Manipulation von Abgaswertes eingesetzt zu haben. Nach Angaben der EPA könnte dies Strafzahlungen von bis zu 18 Milliarden Dollar für Volkswagen nach sich ziehen.