Sie befürchten einen Stellenabbau: "So haben wir den Eindruck, dass der Diesel-Skandal hinterrücks dazu genutzt werden soll, personelle Einschnitte vorzunehmen, die bis vor wenigen Monaten kein Thema waren", heißt es in dem Schreiben, das am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters und anderen Medien zuging. Die VW-Betriebsräte fordern eine Standortvereinbarung für alle deutschen Werke mit festen Zusagen für Produkte, Stückzahlen und Investitionen. "Einen anderen Weg der Gemeinsamkeit sehen wir derzeit nicht, da es der Markenvorstand an Verlässlichkeit fehlen lässt."

Das Verhältnis zwischen dem für einen harten Sparkurs bekannten Ex-BMW -Manager Diess und dem Betriebsrat ist damit offenbar zerrüttet. Schon zu Jahresbeginn hatte Osterloh dem erst im Sommer angetretenen neuen Markenchef vorgeworfen, den Betriebsrat nicht genug einzubinden und unrealistische Ziele zur Produktivitätssteigerung zu verfolgen. Personalchef Karlheinz Blessing bemühte sich, eine Eskalation zu vermeiden. Er begrüßte das Verhandlungsangebot für einen langfristigen Zukunftspakt. "Die Sicherung der Standorte liegt auch im Interesse des Vorstands", erklärte Blessing und versprach rasche und konstruktive Gespräche.

Volkswagen hatte nach Bekanntwerden des Dieselskandals angekündigt, das laufende Sparprogramm zu forcieren. Der Konzern steht vor milliardenschweren Kosten für Rückrufaktionen, Bußgelder und Schadensersatzzahlungen. Insidern zufolge sollen zum Beispiel bis Ende nächsten Jahres 3000 Stellen in der Verwaltung abgebaut werden. Die Ertragskraft der schwächelnden Hauptmarke, die die Hauptlast der Abgaskrise trägt, soll gesteigert werden. Diess will die Abläufe vereinfachen und den Autobauer zugleich auf die Digitalisierung umstellen.

MAGAZIN - VORSTAND WILL NICHT AUF BONI VERZICHTEN



Den Gürtel enger schnallen soll auch der Konzernvorstand, wie VW-Chef Matthias Müller im vergangenen Jahr angekündigt hatte. Der "Spiegel" berichtete, die VW-Vorstände pochten trotz der Krise auf hohe Bonuszahlungen und wollten nicht völlig auf sie verzichten. Von Verzicht sei nie die Rede gewesen, erklärte ein VW-Sprecher dazu. "Der Vorstand steht zu seiner Aussage, dass der Gürtel enger geschnallt werden soll." Über die Höhe werde im Aufsichtsrat in der zweiten April-Hälfte entschieden.

Das Magazin berichtete außerdem, Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch habe bei seinem Wechsel aus dem Vorstand in das Kontrollgremium im Herbst eine Sonderzahlung von knapp zehn Millionen Euro erhalten, da er seinen besser dotierten Vorstandsvertrag vorzeitig auflösen musste. Zu dieser Summe wollte sich der Sprecher nicht äußern. Es gebe eine Vereinbarung mit Pötsch. Das Unternehmen habe den Arbeitsvertrag des früheren Finanzvorstands eingehalten, erklärte er.

Reuters