Die New England Patriots haben das Endspiel um die amerikanische Football-Meisterschaft gewonnen, den Super Bowl. Den neuen US-Präsidenten Donald Trump hat das gefreut, er ist bekennender Fan. Börsianer dürften sich dagegen eher ärgern, zumindest diejenigen, die an den vielleicht etwas skurrilen Football-Indikator glauben. Der besagt nämlich: Wenn ein Team gewinnt, das der American Football Conference angehört, schneidet die Börse schlecht ab. Aufwärts geht es dagegen, wenn ein Team der National Football Conference gewinnt. Pech also - die Patriots gehören zur erstgenannten Gruppierung.
Daran mag man nun glauben oder nicht. Fakt ist, dass die Prognose seit 2003 nur dreimal falsch war. Aber geschenkt. Letztlich taugt so etwas wohl doch nur zum Amüsement. Vom Wesentlichen ablenken lassen sollte man sich davon jedenfalls nicht. Das gilt auch, wenn man als Anleger dem Faktor Politik zu viel Beachtung schenkt. Da ist vieles einfach nur Hintergrundrauschen, an der Wall Street sagt man "Political Noise" dazu. Das gilt aktuell etwa für Präsident Trump jenseits des Atlantiks, aber auch für politische Querelen in Europa, sei es die Unsicherheit um den Ausgang der Wahlen in Frankreich oder das Umfragehoch der SPD in Deutschland. Sicherlich zerrt das eine oder andere davon kurz- oder mittelfristig an den Kursen. Langfristig ist indes nur eines entscheidend: die Fundamentaldaten - das Wachstum muss stimmen.
Das schreibt sich so leicht dahin, könnte man nun einwenden. Fundamentaldaten sind schließlich auch nicht immer so eindeutig. Blickt man in die USA, dann hat man angesichts des gerade veröffentlichten neuen Arbeitsmarktberichts den Eindruck, dass die Wirtschaft solide wächst und die Inflation dabei nicht aus dem Ruder läuft. Dazu kommen dann noch positive Indikatoren, etwa der ECRI-Früh-indikator, der gerade ein neues Rekordhoch erreicht hat. Das sieht alles unglaublich positiv aus. Und nicht nur in den USA. Nein, das ist schon weltweit zu beobachten. Zu gut vielleicht?
An diesem Punkt kommt die Politik wieder ins Spiel. Denn wenn es mit der positiven Entwicklung der Weltwirtschaft so weitergehen soll, dann ist eben auch wichtig, dass es beispielsweise in den USA tatsächlich zu den angekündigten Steuererleichterungen kommt und zu den höheren Infrastrukturausgaben. Doch bisweilen kommen da Zweifel auf, angesichts so mancher Twitter-Nachricht der neuen Administration oder angesichts der zahlreichen Dekrete aus dem Weißen Haus. Wird das tatsächlich alles gut gehen? Wie löst sich das nur alles auf, dieses Geflecht aus eigentlich guten Rahmenbedingungen und politischen Unsicherheiten?
Das Hintergrundrauschen zu ignorieren ist eine Methode. Wem das nicht hilft, für den sind vielleicht technische Überlegungen hilfreich, also ein Blick auf die Kurse selbst. Gut zu sehen: Egal, ob Dow Jones, DAX oder Euro Stoxx, alle Indizes sind immer noch im Aufwärtstrend, alle notieren über den gängigen Durchschnittslinien, seien es 50 oder 200 Tage. Auch der Blick auf andere Märkte stimmt positiv. Der Kupferpreis etwa legt weiter zu, ebenso der breit gefasste Rohstoffindex CRB. Und auch was die Risikobereitschaft angeht, sind die Tendenzen immer noch überzeugend. So steigen die Aktien kleinerer Unternehmen deutlicher als Bluechips. Und am Anleihemarkt sind Junk-Bonds gefragt. Wer braucht da noch einen Football-Indikator?
Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com